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Lükes Liebes Leben

In Unterhosen auf dem Nürburgring – Lükes liebes Leben

Montag, 6. März 2017 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Pappnas gewaschen, wieder eingelagert und nu? Fasten. Logo. Raus aus der Raserei, rein in die Askese. Wie jedes Jahr von „Brigitte-Diät“ über Erleuchtung-durch-Hunger-Ratgeber bis zu Diskussionsforen aller Art wieder das übliche Gebrabbel. Aber weil man ja, wie der weise Philipp Lahm unlängst sagte, „nicht immer das Salz der Suppe suchen“ sollte, hab ich da in diesem Jahr mal interessiert und gänzlich unvoreingenommen zugehört.

Im Hörfunk wetterte beispielsweise ein frommer Mann gegen das profane Wellness- und Speck-weg-Fasten. Schließlich sei der Verzicht doch in erster Linie dazu da, das Bewusstsein für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens zu schärfen. Was soll ich sagen? Ich hab’s ausprobiert. Es funktioniert. Zwei Tage hab‘ ich mir den Navarra verkniffen und schon war mir zutiefst bewusst, um welch elementar wichtiges Lebensmittel es sich doch bei Rotwein handelt. Seitdem trinke ich viel bewußter.

Freizeithemd mit Eingriff
Durch diese Erkenntnis gestählt, bin ich in die Stadt, um mir neue Leibwäsche zu gönnen. Wobei ich es in dieser Hinsicht eher klassisch halte und für untendrunter das gute alte Unterhemd dem modischeren T-Shirt vorziehe. Wie ich so durch die Auslagen schlendere, entdecke ich, dass die weißen Feinripp-Modelle noch immer unter dem Etikett „Sportjacke“ feilgeboten werden und die dazugehörigen Hosen nach wie vor mit Eingriff zu haben sind. (Solange Mutti mich noch einkleidete, hab´ ich sowas notgedrungen auch getragen, kann mich aber nicht erinnern, den Eingriff jemals zum Reingreifen benutzt zu haben. Gibt’s Männer, die das tun?) Aber wieso eigentlich „Sportjacken“? (Die natürlich keinesfalls mit „Leibchen“ zu verwechseln sind!) Wurden die mal speziell für Leibesübungen entwickelt oder trug man die früher praktischerweise auch beim Sport, weil nix anderes da war?

Muss mir nochmal Riefenstahls Olympia-Film ansehen. Egal. Jedenfalls hab auf meiner Einkaufstour durch nicht unbedingt trendige Kaufhäuser sogar noch „Achselhemden“ entdeckt. An der Kasse stand dann allerdings ein junger Typ in vollem Saft neben mir, der sich für ein 3er-Pack blütenweißer „Business-Unterhemden“ entschieden hatte. Respekt. Sind die womöglich für Stripper? Ob’s auch dazu die passenden Unterhosen gibt? Muss man da nach Feierabend gleich raus oder darf am die sogar Wochenende tragen? Womöglich zum legeren „Freizeithemd“?

Im Gegensatz zur „Übergangsjacke“ hält sich das „Freizeithemd“ ja bemerkenswert hartnäckig. Dabei stammt das Etikett doch aus jenen Jahrzehnten des letzten Jahrtausends, in denen Angestellte im Dienst nur die Wahl zwischen weißen und hellblauen Hemden hatten. In Zeiten, in denen einem gepiercte Ortskrankenkassen-Mitarbeiter in lustig bunten Hemden und dazu passenden Socken ihr Was-kann-ich-für-Sie-tun?-Sprüchlein aufsagen, macht der Begriff eigentlich keinen Sinn mehr. Hält sich aber. Genau wie das rätselhafte Phänomen, dass Möbelhäuser – das mit dem Elch jetzt mal ausgenommen – die mit Abstand dämlichsten Hörfunks-Spots mit gesungenen Jingles („Maquaaad Kücheeen!) in Auftrag geben. Kaum vorstellbar, dass dadurch die Kauflustigen massenhaft in die Bettenabteilungen strömen. Falls doch, warum funktioniert das nur bei Möbelhäusern?

Bitte hier spühen
Nun aber mal was Erntes aus dem Radio. Seitdem ein Berliner Gericht zwei Raser wegen Mordes verurteilt hat, tobt ja die Debatte über die Rechtmäßigkeit dieses Richterspruchs. Wobei ich natürlich auch dafür bin, dass grenzenlose Hirnlosigkeit im Straßenverkehr nicht als Ordnungswidrigkeit durchgehen kann. Ob „Mord“ da jetzt die Alternative ist? Bin ich mir nicht so sicher. Sollen sich Juristen drum kümmern. Jedenfalls gab’s dazu im Radio ein Experten-Hearing, in dem die Teilnehmer Vorschläge machen sollten, wie der Unsitte der Wettrennen auf öffentlichen Straßen Einhalt zu bieten sei.

Wozu ein Jugend-Psychologe mit diesem Tipp um die Ecke kam. Seiner Überzeugung nach, so der studierte Mann, fehle es in dieser Gruppe der junger Männern am Wissen, dass man auf Rennstrecken wie dem Nürburgring gegen geringes Entgelt am Wochenende mit seinem Privatwagen ganz legal Rennen austragen könne. Diesbezüglich halte er eine breit angelegte Informations-Kampagne für überaus sinnvoll. Meinte er das wirklich ernst? Meinte er. Womöglich hat der Mann früher mal für die Deutsche Bahn gearbeitet.

Um dem Treiben der Graffiti-Sprayer auf ihren Anlagen beizukommen, kam die doch vor Jahren auf die geniale Idee, in Bahnhöfen leere Plakatwände aufzustellen, auf denen sich die Sprüher nach Herzenslust und total legal austoben sollten. Doch rätselhafterweise machten die von diesem Super-Angebot keinerlei Gebrauch, sondern sprühten weiterhin, wo sie wollten. Weshalb die Bahner sich schließlich hilfesuchend an Schulen wandten, irgendwelche Kunst-Klassen möchten doch bitte die peinlich leeren Plakatwände mit irgendwas besprühen. Farbe, Soft-Drinks, Schokoriegel und Monatskarten wurden vermutlich generös bereitgestellt.

Dauerparker bei Aldi
Letztens wäre ich bei meinem morgendlichen Rundgang im Rheinauhafen beinahe auch von einem Raser umgenietet worden. Zumindest sauste da ein Mann auf einem Elektromobil, lautlos von hinten kommend, mit ordentlichem Tempo haarscharf an mir vorbei. Dass auf seinem schnittigen Gefährt hinten lustig „Abi 1970“ prangte, vermochte meinen Schreck jedenfalls kaum zu mindern. Elektromobile? Das sind keine E-Bikes und auch keine Akku-Rollstühle, sondern Vehikel von beträchtlichem Umfang, die nicht etwa Querschnittsgelähmten, sondern mehr oder minder Gehbehinderten wieder zu mehr Mobilität verhelfen soll. Was den Betroffenen ja von Herzen zu gönnen ist.

Wobei mich allerdings hie und da Zweifel überkommen, ob alle betagten Lenker ihre Gefährte, die es immerhin auf 15Km/h bringen, sicher im Griff haben. Die Modelle der verschiedenen Hersteller hören auf Namen wie „Pellworm“, „Hannover“ oder „Stuttgart Drive“ und sind in manchen Auführungen mit dem rätselhaften Zusatz „Sport“ versehen. (Am Ende getunte Mobile für innerstädtische Wettrennen?) Jedenfalls sind die Dinger, teils mit Ausmaßen wie Autoscooter-Vehikel, ausschließlich für den Outdoor-Bereich vorgesehen, passen aber auch durch die Türen von Supermärkten. Wobei dann eigentlich ein Schild „Achtung! Fahrzeug hat Überbreite. Kann nicht überholt werden!“ am Heck prangen müsste, da mit einem Einkaufswagen an den Kolossen kein Vorbeikommen ist.

An einem verregneten Nachmittag waren letztens bei Aldi auf der Severinstraße gleich drei dieser Gefährte unterwegs. Und im Gang vor der Kühltheke, dem einzigen, in dem zwei Elektromobile nebeneinander Platz haben, hatten sich auch noch zwei der Rolleure zu einem gemütlichen Plausch getroffen. Nun neige ich ja beim Einkaufen nicht zum rastlosen Choleriker, aber irgendwann hielt ich es dann doch für angemessen, höflich um eine Durchfahrlaubnis für mich und mein kleines Wägelchen zu bitten. Woraufhin mich einer der Dauerparker anblaffte, ich solle mich nicht so haben. Ich solle gefälligst einen anderen Gang benutzen. Seien ja genug da. Auch „lesbische, schwarze Behinderte können ätzend sein“. Echt jetzt.

Text: Reinhard Lüke

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