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Kultur

Die kindliche Seele ist ja bei jedem da

Montag, 27. März 2017 | Text: Alida Pisu | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Er ist schon längst erfolgreich in die Fußstapfen seines berühmten Vater getreten: Taro Sladek, der gemeinsam mit seinem Vater, dem Pantomimen Milan Sladek, das musikalische Märchen „Peter und der Wolf“ von Sergei Prokofjew inszeniert hat. Anlässlich der Premiere am 31. März in der Kartäuserkirche sprach „Meine Südstadt“  mit ihm über Kunst, Kinder und Erwachsene.

Meine Südstadt: Herr Sladek, durch Ihren Vater haben Sie die Kunst, sprich Pantomime, ja geradezu in die Wiege gelegt bekommen.
Taro Sladek: Sagen wir es mal so: ich kann nichts anderes (lacht). Ich bin ja aufgewachsen im Theater. Es hat mich immer fasziniert, aber es war für mich auch normal. Wenn man nach dem Kindergarten sofort bei den Proben sitzt, entweder beim Techniker oder hinter der Bühne, dann nimmt man das irgendwie auf. Und als mein Vater mich dann gefragt hat, ob ich nicht mal was mitmachen will, habe ich mit sieben Jahren eine Rolle bekommen. Ich war Klavierschüler, mein Vater spielte den Lehrer. Das hat mir viel Spaß gemacht und so habe ich weitergemacht. Das Erzählen von Geschichten ist etwas sehr Schönes. Egal in welchen Zeiten, die Menschen wollen davongetragen werden. So lange die Menschheit lebt, werden immer Geschichten erzählt, ob realistische oder fiktionale. Man findet sich selbst drin wieder, es hat ja auch was Psychologisches.

Pantomime kommt zwar ohne Sprache aus, ist aber doch trotzdem auch „beredt“.
Taro Sladek: Ich bin mehrsprachig aufgewachsen. Und trotzdem fand ich es immer toll, dass Pantomime noch mehr Möglichkeiten hat, an Menschen ranzukommen als die Sprache. Für mich persönliche ist der Körperausdruck das, was mir liegt.

Letztlich ist es auch eine Art Sprache, sogar eine universelle, die jeder versteht.
Taro Sladek: Genau. Ich bin viel mit meinem Vater gereist und dadurch habe ich viel gesehen. Wir waren in Indonesien oder auch in Kenia. Die Menschen lachen zwar an verschiedenen Stellen der Geschichte, aber sie verstehen die Geschichte.

Sie haben Ihre erste eigene Performance zum Gedächtnis an die ermordete russische Journalistin Anna Politkovskay gemacht. Hat die Person Sie interessiert oder möchten Sie mit Ihrer Kunst auch einen politischen und gesellschaftlichen Bezug herstellen?
Taro Sladek: Erst mal war es so, dass mein Vater gefragt wurde. Aber er hatte in der Zeit schon einen Plan und da hat er auf andere Mimen verwiesen, wie auch auf mich. So sind sie auf mich zugekommen, ich habe mich dann natürlich in die Materie eingelesen. Ich finde, dass Pantomime, wie jede Kunst, in jede Richtung gehen kann. Der Ausdruck erlaubt alles. Deshalb fand ich es schön, dass ich so etwas machen konnte.

Wenn man ein solches Stück macht, mit einer realen Person und einem so erschütternden Hintergrund, welche Erwartungen knüpft man dann an die Wirkung?
Taro Sladek: Man hat Angst. Es ist kein einfaches Thema und ich will ja auch nicht mit wehenden Fahnen wie ein Revoluzzer nach vorne springen und sagen: „Das ist meine Meinung.“ Es ging um das Andenken und das, was sie gemacht hatte. Ich wollte einen Denkanstoß geben.

 

Ende März ist Premiere von „Peter und der Wolf“. Etwas völlig anderes, was hat Sie daran gereizt?
Taro Sladek: Ich bin – wie fast jeder – damit aufgewachsen. Jeder hat das schon mal  gehört, in der Schule oder sonst wo. Das Schöne bei Prokofjew ist, dass er Geschichten erzählt, die für Alt und Jung sind. Es ist ja auch bunt, die Musik plus Erzählung. Ich wollte etwas machen, was hauptsächlich für Kinder ist, wo die Eltern aber mitkommen und sagen: „Das hat mir gefallen.“ Die kindliche Seele ist ja bei jedem da. Und es ist eine schöne Erzählung. Ich übersetze das so ein bisschen ins Russische. Der Großvater, der etwas grantig ist, trotzdem ein sehr guter. Peter, ein wilder Junge, der alles erkunden muss. Das hat ein bisschen die russische Perspektive, dass der Großvater nicht nur ein lieber ist, so ein „Coca-Cola-Nikolaus“, sondern eher seine Macken hat. Also, dass die Kinder und Erwachsenen Spaß haben, das zu sehen. Ich mache daraus so eine Art visuelles Bilderbuch. Es geht um Mut und auch um Freundschaft von den ganzen Tieren und auch jede Eigenart: die Katze möchte den Vogel fressen, die Ente und der Vogel streiten sich.

Wer begleitet Sie musikalisch?
Taro Sladek: Ich habe das Stück ja schon mal gemacht. Thomas Frerichs hat Klavier gespielt, aber leider hat das nicht die ganzen verschiedenen Arten von Tönen, die das eigentlich wiedergeben sollen. Jetzt macht er das mit der Orgel, was ich sehr interessant finde. Aber vom Bildlichen her wollte ich es auch neu machen. So eine Art Buch. Man hat als Kind so Bücher, da öffnet sich eine ganze Seite, man hat direkt ein 3D-Buch, wo man hier und da was bewegen kann und so will ich das machen.

Es gibt nur zwei Mimen, die in alle Rollen schlüpfen?
Taro Sladek: Ja, mein Kollege Alexander Prizkau und ich. Als Peter habe ich so eine Jungen-Perücke, dann gibt es die Maske für den Großvater. Wir haben bestimmte Elemente, die Charaktere erklären, dann machen wir Puppenspiel. Die Ente ist eine Handpuppe, die Katze auch. Der Wolf z. B. ist eine Art Kostüm-Maske-Puppe. Die zwei Schauspieler springen wie Erzähler zwischen den Charakteren, so wie der Erzähler da sitzt und plötzlich die Stimme des Großvaters macht.

In der Geschichte wird die Ente vom Wolf gefressen. Wie gehen Kinder damit um?
Taro Sladek: Ich habe mal was gelesen über die heutige Zeit, dass man abgestumpfter ist und wie weit kann man gehen mit einer Art Brutalität. Und dann haben mehrere Psychologen auch über die Brüder Grimm geredet, bei denen es ja auch sehr düster ist, was da so alles passiert. So lange es gut ausgeht, ist für die Psyche des Kindes alles gut. Für die Belastungsfähigkeit eines Kindes ist eine gefressene Ente sehr harmlos. Und mit einem Happy End ist alles wieder wunderbar.

Sie spielen für Kinder und Erwachsene. Gibt es überhaupt einen Unterschied, ob man für Kinder oder für Erwachsene spielt?
Taro Sladek: Es gibt keinen Unterschied. Das Interessante ist, dass die Kinder meistens sogar mehr sehen in dem Spiel als Erwachsene. Deshalb kann man wie für Erwachsene spielen. Ich möchte aber noch was Generelles sagen. Ende der 70er, Anfang der 80er war Pantomime in Köln sehr verbreitet und beliebt. Und da finde ich es schade, dass das Klischee von „Die Wand“ und „Der Affe“ und „Das Seil“, das Einzige ist, was übrig geblieben ist. Aber das ist genau das, was es nicht sollte. Die jungen Leute und die Kinder und die Eltern, sollen das auch mitbekommen. Ich werde für das „Sommerblut“ – Festival auch noch mal in der Kartäuserkirche spielen, ein Solo-Stück für Erwachsene. Es geht um mehrere kleine Geschichten. Das Thema ist ja Rausch. Da ist z. B. die Ikarus-Geschichte, dann eine aus der japanischen Sage: „Der Fuchs“. Und der Fuchs ist bekannt als ein Wandel-Wesen, das auch menschlich werden kann, aber versetzt in die heutige Zeit. Also alles verschiedene Geschichten, die verschiedene Rausch-Zustände zeigen. Ikarus, der es schafft, sich zu befreien und dann einen solchen Rausch-Zustand hat, dass er fällt. Das kann man ja auf alles übertragen. Oder die Fuchs-Geschichte ist die Suche nach etwas anderem, weil, dass, was man kennt… Das andere Gras ist immer grüner, aber wenn man mal dort war, vielleicht will man doch wieder zurück. Mir ist einfach wichtig, dass die Schönheit des Nicht-Sprechens wieder mehr Anklang findet bei Jung und bei Alt.

Viele Menschen können Schweigen schlecht aushalten.
Taro Sladek: Das stimmt. Es gibt unangenehmes Schweigen. Aber man versteht sich meistens mit der Person am besten, mit der man auch mal eine Stunde schweigend nebeneinander sitzen kann. Als ich jung war, war ich mal mit einer guten Freundin im Auto unterwegs. Wir haben die ganze Rückfahrt nicht geredet. Aber es war nicht so, als wäre der Drang gewesen, irgendetwas zu sagen. Nach der Autofahrt sagte sie: „Es ist toll, dass man mit dir schweigen kann.“ So was ist schön.

Vielen Dank für das Gespräch! Im Grunde haben wir ja alles gesagt. Dann lassen Sie uns doch jetzt miteinander schweigen…

 

„Peter und der Wolf“ von Sergei Prokofjew
Regie: Milan Sladek, Taro Sladek. Mit: Taro Sladek, Alexander Prizkau, Sprecher: Mathias Bonhoeffer, Musik: Thomas Frerichs
Kartäuserkirche, Kartäuserwall 7, 50678 Köln
Termine: 30., 31. März, 01., 02. April 2017
 

Text: Alida Pisu

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