Europa muss man auch wollen
Montag, 3. April 2017 | Text: Gastbeitrag | Bild: Ernesto Solis
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Machen wir uns nichts vor. Für das FC-Spiel in Hamburg galt, was der Kaiser mal nach einem Gruselkick der deutschen Nationalmannschaft in den späten 90ern gesagt hat: „Wissen Sie, wer mir am meisten leid tat? Der Ball.“ Die Sportskameraden von Elbe und Rhein haben denn mal 90 Minuten lang den Volkspark umgepflügt. Und statt Punkten nahmen die Geißböcke lediglich die Genugtuung mit, die seit Jahrzehnten Fußballer auf Heimfahrten nach Auswärtsspielen begleitet: „Wir haben zwar nicht gewonnen. Aber wenigstens haben wir ihnen den Rasen kaputt getreten.“ Leider gilt für den FC: Wenn Modeste nicht trifft, wird es schwierig. Und wenn sein kongenialer Partner Osako fehlt, macht das die Sache mit dem Tore schießen auch nicht leichter. Zoller ist kein gleichwertiger Ersatz für den Japaner, der sich in dieser Saison zu einem unverzichtbaren Stammspieler beim FC entwickelt hat. Hoffen wir mal, dass er bleibt.
Der zweite Anzug sitzt nicht
Europa muss man übrigens auch wollen. Bei den Geißböcken hatte man am Samstag in der zweiten Halbzeit den Eindruck, dass der Wille, die Entschlossenheit und auch die Überzeugung gefehlt haben, einen Abstiegskandidaten im Stile einer zur erweiteren Spitze zählenden Mannschaft wegzuhauen. Das sah auch Konstantin Rausch nach Spielende so: „Die Hamburger haben den Sieg mehr gewollt.“ OK, das 1 zu 2 in der Nachspielzeit ist natürlich voll blöd. Man hätte den Sack gegen eine Hamburger Mannschaft zumachen müssen, die sich erbittert gegen den Abstieg wehrt. Aber dafür ist die Truppe von Peter Stöger noch nicht abgebrüht genug. Und der zweite Anzug sitzt einfach noch nicht. Jeder Ausfall wirbelt das sensible Gefüge in der Mannschaft heftig durcheinander.
Feiner Zwirn versaut
Abgebrüht ist übrigens ein schönes Stichwort. Die Bayern spielen weiter in einer eigenen Liga. Wahrscheinlich kann man denen Mitte April die Schale vorbeischicken. Aber auch bei Bayern kann mal was gründlich schiefgehen, das vorher aufgebrüht wurde. 30 Sekunden Mats Hummels in feinem Zwirn hat Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten. Aber immerhin: Bei denen sitzt der erste Anzug perfekt, und der zweite sowieso.
Jenseits von Gut und Böse
Weiter irgendwo jenseits von Gut und Böse pendelt die Fortuna. Null zu null gegen die Abstiegskandidaten aus Frankfurt ist natürlich nicht das, was sich Uwe Koschinat vorgestellt hat. Die Südstadt-Legenden verlieren zu selten, um in Abstiegsgefahr zu geraten, und gewinnen nicht oft genug, um oben anzugreifen. Nach der Winterpause ist zu oft der Wurm drin, um die Aufstiegsränge in den Blick zu nehmen. Die Gelegenheit bestand zwischenzeitlich durchaus. Jetzt hat die Fortuna 40 Punkte, hat nach Lage der Dinge nichts mit dem Abstieg zu tun und kann den Kader für die nächste Drittliga-Saison planen. Möglichen Neuzugängen kann man einen auskömmlichen Profivertrag versprechen und die Aussicht, hin und wieder in der Sportschau oder im dritten Programm für höhere Aufgaben vorzuspielen. Auf die eine oder andere Granate für die nächste Saison hofft
Der Wolf
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