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Kultur

Theater Der Keller: Neue Spielzeit und Abschied vom alten Haus

Montag, 15. Mai 2017 | Text: Alida Pisu | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Es war die letzte Pressekonferenz des Theater Der Keller in seinen alten Räumlichkeiten. Hausherr Heinz Simon Keller hatte eingeladen, um das Programm der neuen Spielzeit 2017 / 2018 vorzustellen. Und um über die Zukunft des traditionsreichen Theaters zu informieren, dessen Mietvertrag in der Kleingedankstraße nach mehr als vierzig Jahren Mitte 2018 endgültig ausläuft.

 

Programm und Perspektiven, das Interesse der Medienvertreter war groß. Schließlich ist das Theater Der Keller ein renommiertes Haus, das sich zuletzt 2016 über den „Kurt-Hackenberg-Preis“ freuen durfte, mit dem „eine engagierte und gegenwartsorientierte Gesamtleistung“ gewürdigt wurde.

 

Die gelobte „konsequente Orientierung an der zeitgenössischen Literatur, die kluge Unterhaltung mit Fragen zum Zustand unserer Gesellschaft verknüpft“, setzt sich auch in der kommenden Spielzeit fort. Sie ist überschrieben mit dem Begriff der Angst, vielleicht dem beherrschenden Gefühl der Gegenwart. Angst vor Überfremdung, vor Islamismus, vor sozialem Abstieg oder der Zukunft, Ängste nehmen immer mehr zu.

 

Ganz nah den Umbrüchen und Ängsten

Die Spielzeit wird am 9. September eröffnet mit Michel Houllebecqs Polit-Thriller „Unterwerfung“. „Houllebecq“, so Keller, „ist ein streitbarer Autor, der provokant, zwiespältig und ironisch den Verfall des individuellen Wertesystems im Westen beschreibt. Und auch die Lösung offeriert: die Vision eines Gottesstaates. Die Auseinandersetzung mit diesem Thema kann man zwiespältig und düster lesen, man kann sie aber auch heiter verstehen. Das Buch ist ganz nah an den realistischen Ängsten und Umbrüchen unserer Gesellschaft.“

 

„Fragen zum Zustand unserer Gesellschaft.“

Als Pendant dazu folgt die Uraufführung von „Bilquiss“ nach einer Erzählung von Sapphia Azzedine. Eine junge Frau in einem arabischen Land, in dem offenbar die Scharia herrscht, wird vor Gericht gestellt, und eigentlich steht das Urteil – die Steinigung – bereits fest. Es gibt einen Schauprozess, in dessen Verlauf das patriarchalische Gesellschaftssystem in Frage gestellt wird.

„Katzelmacher“, Rainer Werner Fassbinders Stück aus dem Jahre 1968 mit seiner erschreckenden Fratze des Alltags-Rassismus, hat bis heute nichts von seiner Aktualität verloren, wird im Gegenteil immer mahnender angesichts des derzeitigen Flüchtlingszuzugs. Wie sich Gewalt und Aggressionen gegen „das Fremde“ entladen können, schockiert nach wie vor.

 

Grenzen auslosten und überschreiten

Auch die weiteren Inszenierungen „Zeit der Kannibalen“, „Clockwork Orange“ gehen in Richtung Aggression, Ausbeutung und unseren Umgang damit. Neu im Spielplan und im Austausch mit dem Zentrum für Austausch und Innovation Köln steht ein Tanzlabor mit Kurzzeitresidenz, das angesichts der beengten Bühnen-Verhältnisse gewagt, spannend und inspirierend werden dürfte. Aber das ist ja schon immer eine Stärke von Theater gewesen: enge Grenzen auszuloten – und sie zu überschreiten.

Nachdem Heinz Simon Keller umfassend über die neuen Produktionen informiert hatte, schilderte Ulrich Wackerhagen, langjähriger Vorsitzender des Fördervereins, wie es um den Umzug in eine neue Spielstätte steht. Ohne allerdings ins Detail gehen zu wollen. Die Verhandlungen über eine Immobilie in der Innenstadt, so Wackerhagen, stünden vor einem Abschluss, und es sei damit zu rechnen, dass nach der Sommerpause 2018 der Spielbetrieb im neuen Haus aufgenommen werden könne. Eine Interimslösung sei nicht geplant, zumal OB Reker ihre Unterstützung zugesagt habe, um bürokratische Hürden bewältigen zu können.

 

Gute Nachricht für Heinz Simon Keller

Der bei der Pressekonferenz erstmals im Theater anwesende Hausbesitzer Boris Becker zeigte sich zufrieden mit den bisherigen Verhandlungen. Das Haus solle generalsaniert und in Wohnraum umgewandelt werden, deren Marktwert auf normalem „Südstadt-Niveau“ liege. Becker will sich noch überlegen, ob er als Gast an der neuen Reihe „Theater frei“ teilnimmt. Eine Reihe zum Auszug des Theaters nach dem Vorbild von „Zimmer frei“. Die Teilnehmenden können einen Wohnberechtigungsschein gewinnen, der sie zum Einzug ins neue Haus berechtigt. Wobei natürlich fraglich ist, ob ein Wohnberechtigungsschein-Inhaber sich die Preise auf „Südstadt-Niveau“ überhaupt leisten könnte.

Dem Theater Der Keller bleibt zu wünschen, dass es eine neue Heimat findet, wo die lange und erfolgreiche Tradition des Theaters weitergeführt werden kann. Heinz Simon Keller, dem es gelungen ist, während seiner Intendanz Einnahmen und Zuschauer-Zahlen zu verdoppeln, erhielt noch während der Programm-Vorstellung die glückliche Nachricht, dass sein Vertrag verlängert wird. Da gratulieren wir herzlichst und hoffen auf: Ende gut, alles gut!

 

Text: Alida Pisu

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