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Kolumne

Von ersten Bastelarbeiten, nicht geführten Telefongesprächen und einer Mutti auf Abwegen

Sonntag, 29. August 2010 | Text: Kathrin Rindfleisch

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Die Blicke der beiden Kindergärtnerinnen ließen mich ertappt und ganz schön blöd da stehen, schwang in ihnen doch die ganze Häme über die übermotivierten Mütter von heute mit, die Mandarin im Vorschulalter als Grundvoraussetzung und das Beherrschen der Klaviatur mit fünf Jahren als Selbstverständnis zur Erhaltung des Standes ansehen.

Die Blicke der beiden Kindergärtnerinnen ließen mich ertappt und ganz schön blöd da stehen, schwang in ihnen doch die ganze Häme über die übermotivierten Mütter von heute mit, die Mandarin im Vorschulalter als Grundvoraussetzung und das Beherrschen der Klaviatur mit fünf Jahren als Selbstverständnis zur Erhaltung des Standes ansehen.

Dabei habe ich das gar nicht so gemeint, als ich in der zweiten Woche im Kindergarten meine Noch-Zweijährige auffordere, die beiden Betreuerinnen zu fragen, ob sie nicht gemeinsam basteln können. Zum Geburtstag der Tante. „Smilla, sag mal, was du basteln möchtest! Genau, einen Fisch.“ Mein hastiges Einlenken, Basteln sei natürlich übertrieben, muss ja auch kein Fisch sein, malen mit blauem Stift tut`s ja auch, half glücklicherweise, die kurz angespannte Situation zurück auf den einvernehmlichen Konsens über die Fähigkeiten einer Zweijährigen zu bringen.
Das blaue Glitzerbild mit aufgeklebten Papierbällchen, das sie am Nachmittag mit nach Hause brachte, war dann tatsächlich Smillas erste Bastelarbeit und auch Paul ließ sich nicht lumpen und hat fleißig mit geglitzert, ich würd sagen, Mandarin wird völlig überbewertet…!
 
Doch, auch wenn ich diese übermotivierten Eltern, die die Kindheit mit einer Grundlagenausbildung in gesellschaftliche Minimalstandards verwechseln, für ihren Holzweg meist müde belächle, manchmal auch verachte, muss ich gestehen, dass ich mitunter auch leicht den Bezug zur real existierenden Fähigkeitspalette meiner Kinder verliere und ihnen hier und da mehr zutraue, als ihr Entwicklungsstand zulässt. Es ist aber auch verwirrend, praktisch jeden Tag zwei Kinder vor sich zu haben, deren Wortschatz von gestern bis heute um ein Doppeltes reicher geworden ist, die mit einem Mal das Klettergerüst bis ganz oben erklimmen und die seit plötzlich zu Kausalzusammenhängen fähig sind, die einem selber erst wieder vor Augen führen, wie unbewusst man durchs Leben geht, etwa wie Pauls Warnung „Vom Ventilator wird die Wurst kalt.“.
Da kann es eben auch mal passieren, das man sein eigenes Kind überschätzt und ihm zum Beispiel zutraut, ein kurzes Telefonat über den Zustand des augenblicklichen Wohlbefindens zu führen. Ich meine, sie erzählt mir doch auch sonst, wie es ihr geht, ob sie Hunger hat, oder was trinken möchte. Dass sie Lokolade will oder noch was aufbleiben, wieso ist das Reden am Telefon dann so ein Problem? Nur, weil sie mich nicht sieht?! Dabei klappt doch sonst das Abstrahieren so gut: „Wenn Oma kommt, kaufen wir ein Eis!“ Weder Oma, noch ein Eis in Sichtweite, bei dieser zukunftweisenden Aussage…
 
Aber sicher seh ich alles ein wenig zu verspannt, wenn sie nicht mit mir telefonieren will, nachdem wir uns zwei Tage nicht gesehen haben, ist das nicht weiter persönlich zu nehmen, sie ist halt noch klein, auch wenn sie jeden Morgen im Bad mein Make Up fachmännisch inspiziert und verkündet, was wohin gehört und in welchem Farbton…!
 
Nonchalant bildet eben dieses Make Up nun den reibungslosen Übergang zu meinem Abstecher ins wilde Leben: Zwischen warmer Milch im Babyfläschchen, Windelwechseln vor dem ersten Kaffee und Barfußtreten über Legosteine, wollt ich halt auch nochmal was erleben, ich arme, gestresste Mutter ich. Dienstag, 0 Uhr, Ringe, Nachtflug. Ich in einer langen Schlange zwischen aufgestylten H&M-Mädchen, von denen mir zu spät klar wurde, dass die nicht alle selbständig sind, und deswegen Dienstag nachts feiern gehen können, weil sie Schulferien haben…! Highheels, Ausweise, zu viel Make Up. Als der Wandschrank über das In oder Out meiner Freundin und mir entscheiden soll, winkt er uns, ohne Ausweiskontrolle aber mit mitleidig-gönnerhaftem Blick durch in die Hölle der Plastik-Jugend, nie bin ich mir doofer vorgekommen… Oh nein, wartet…vielleicht doch: Bei dem Kommentar der Anfang-20-Jährigen Bekannten zu unserem nächtlichen Mutti-Ausflug in Kölns Partywelt „Und da seid Ihr reingekommen?!“!!!

 

Text: Kathrin Rindfleisch

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