Schluss mit Lustig!
Donnerstag, 10. März 2011 | Text: be süd
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
„Ich bin die Strooß erop jegange mit enem schöne Mädche an d´r Hand…“ Die Sonne scheint, der Himmel ist blau, und um mich herum wird gefeiert! Es ist so, als ob ich mich in einem Film wieder finden würde. Alles „Slow Motion“, ein Rausch der Farben! Wie in einem Prisma werden die Farben von der Sonne eingefangen und gestreut.
„Ich bin die Strooß erop jegange mit enem schöne Mädche an d´r Hand…“ Die Sonne scheint, der Himmel ist blau, und um mich herum wird gefeiert! Es ist so, als ob ich mich in einem Film wieder finden würde. Alles „Slow Motion“, ein Rausch der Farben! Wie in einem Prisma werden die Farben von der Sonne eingefangen und gestreut. Lachende Gesichter, singende Menschen „Un‘ wenn dat Trömmelche jeht, dann stonn mer all parat…“ Ein Regen von Kamelle und Strüßjer fällt über mich her – es ist Karneval, und auf der Severinsstraße toben der Bär und Engel und Pumuckel, Asterix und eine Tube Senf! Die Stimmung ist ausgelassen, die Musikkorps geben den Ton an, die Zuschauer spielen ihre selbst mitgebrachten, etwas staubigen, auf gar keinen Fall gestimmten „Instrumente“. „Dat Trömmelche“ wird nämlich nur einmal im Jahr aus seinem Versteck im Keller raus geholt und zwar an Karneval! Zu Karneval sind die sonst so empfindlichen musikalischen Ohren fehl am Platz! Alle dürfen und vor allem können dem Alkohol sei Dank plötzlich musizieren! Sei es Saxophone spielen oder aufs Trömmelchen schlagen, und es wird lautstark gesungen oder gegrölt! Ja, Köln hat was zu beaten, und wir beaten mit! Die Tage fliegen vorbei wie im Traum! Einer schöner als der andere.
Schnitt! Die Nacht ist hereingebrochen, der Himmel sternenklar, ich befinde mich auf der Merowingerstraße bei einer Prozession, der Nubbel des Filos‘ wird zu Grabe getragen. Dunkle Gestalten (Priester?) befehlen uns, niederzuknien und Reue zu zeigen, das Heulen der Partywütigen erklingt bis zum Himmel, das Feuer wird angezündet: „Oh, Nubbel, mer bruche Dich, oh Nubbel, mer stonn op Dich, oh, Nubbel, mer verjesse dich nit, oh Nubbel, mer losse dich nit im Stich!“ rufen wir, als wäre es ein Gebet. Meine Arme haken sich in die von Fremden ein, und so schunkeln wir los (oh, nein ich bin genau in der Mitte zweier gegensätzlich schunkelnder Gruppen): „Schunkeln ist scheiße, der Nachbar stinkt nach Schweiß“ Egal! Wir haben Karneval! Wir schunkeln und singen DAS Lied, mein Lieblingslied „In unserm- RING, Veedel, lalalala,- RING, lalalala- RING „ (Mir fällt auf, dass einer einen schrecklich nervigen Ton spielt), „In unserm Veedel, la lalala- RING, lalalala-, RING, mon Dieu, wer spielt nur diesen eindringlichen Ton, der soll lieber singen! „ … wat och passeet… in unserem Veedel- RING! RING! RING! Das reicht! Der Glocken- oder was auch immer Spieler muss weg! Wo ist er? Er ist unglaublich penetrant und laut, aber ich sehe ihn nicht! Ich drehe mich um und dann,- RING, RING, RING-, sitze ich kerzengerade und schweißgebadet im Bett und wundere mich über meinen Pyjama, bin ich wirklich mit meinem Eisbären Kostüm eingeschlafen?- RING, RING, RING, da ist er, der Übeltäter, mein Wecker brüllt mich an, „Du kommst zu spät!“ Habe ich alles nur geträumt? Ich schaue aus dem Fenster: Grau! Ich muss es geträumt haben, denn bei mir war eitler Sonnenschein angesagt und wir haben gefeiert und getanzt und… Keine Zeit darüber nachzudenken. Oh, mein Kopf… Mit müden Beinen bewege ich mich aus dem Bett, durch eine verwüstete Wohnung, Richtung Badezimmer. Wem gehört bloß die blonde Engelsperücke auf dem Kerzenständer? Welchen Tag haben wir? Im Bad erwartet mich ein Bild des Grauens. Schminkreste im Gesicht, rote Augen, ich hoffe, keiner hat mir eine Rose auf den Hintern tätowiert…
Wo ist mein Handspiegel?! Glück gehabt! Und dann erobert ein Lächeln mein Gesicht und ich erinnere mich. Es war kein Traum! Wir haben den schönsten Karneval seit langem gefeiert, besser als in Rio de Janeiro, da hat es nämlich geregnet! Ja, der liebe Gott ist ein Jeck! Heute haben wir Aschermittwoch, und während ich meine Schlüssel suche (was in aller Welt machen sie im Blumentopf?), meinen Kaffee über mich schütte (umziehen!) und leider zu spät zur Arbeit aufbreche, singe ich „Am Aschermittwoch ist alles vorbei, die Schwüre…“ Naja! Die schöne Erinnerung bleibt!
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