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Kolumne

Viva Espana!

Donnerstag, 28. April 2011 | Text: be süd

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Nun, da haben wir das Dilemma. Die zweite Woche der Osterferien hat begonnen und ich bin immer noch zu Hause!  Ich bin nicht begeistert.  Ich wollte von Anfang an weg, weit weg!

Nun, da haben wir das Dilemma. Die zweite Woche der Osterferien hat begonnen und ich bin immer noch zu Hause!  Ich bin nicht begeistert.  Ich wollte von Anfang an weg, weit weg! Doch nachdem meine Bank mir einen Strich durch die Rechnung zog (wir erinnern uns), muss ich mein Glück hier in Köln finden.  Was will ich hier?  Ich habe schon letzte Woche hier Ferien  gemacht. Ich besitze nicht genügend Fantasie, um eine zweite Woche auszufüllen. Die Stadt kann mir eh nichts Neues bieten. Ich habe den Fernweh-Blues!
Was soll´s, ich steige auf mein Rad und fahre los, ohne Lust, ohne Ziel. Wenigstens spielt das Wetter mit. Ich will was entdecken, was erleben, etwas finden, was ich nicht noch kenne. Ich muss mich erneut zwingen, die Stadt mit anderen Augen zu sehen (keine leichte Aufgabe!) Irgendwie klappt es nicht. Ich muss mich selbst austricksen – aber wie?  
Ich fahre  die Rheinuferstraße `gen Innenstadt  und muss kurzerhand einem riesigen Touristenbus  ausweichen. Was machen die alle hier? Müssen die auf der Rheinuferstraße parken? Diese Touris. Und dann….: Ich habe die Lösung!  Heute werde ich ein Tourist. In meinem Kopf gebe ich meinen Pass ab und werde – …. was werde ich eigentlich? Ich hab´s! Ich werde Spanier für einen Tag! Klappt das? Kann man seine Herkunft einfach „ad hoc“  ablegen?  Bin ich dazu in der Lage?  Die Idee ist alles andere als typisch deutsch! Ich freue mich!  Ich schließe die Augen und stelle mir vor, dass ich „Spanier“ bin.  So.
Ich mache die  Augen auf, stelle mich breitbeinig hin und  sehe, dass Sandalen mit Socken ein absolutes „NO GO“ sind. Ein Spanier würde niemals Socken mit Sandalen tragen! Ich ahne Böses! Als erstes heißt es, Socken ausziehen!  Bevor ich mich wirklich in meine Rolle einfinden kann („Ich bin ein Südländer“, wiederhole ich immer wieder), ertappe ich mich, wie ich lautstark  einem Fremden zurufe, “DIE AMPEL IST ROT!“  Auwei, es wird schwieriger, als ich dachte! Sich über Fußgänger aufzuregen, die über Rot laufen, ist wahrhaftig eine sehr deutsche Eigenschaft! „VERBOTEN“ scheint der Deutschen liebstes Wort zu sein!
Mein Urlaubtag als Südländer fordert mehr von mir als ich dachte.  Plötzlich fange ich an zu singen„ I want to break free…“  Genau das will ich! Ich bin doch Spanier für einen Tag, also los über Rot! Jetzt fühle ich mich befreit (hoffentlich werde ich nicht überfahren?!) Ich zucke, als einer hinter mir schreit: „Die Ampel ist rot!“ „No comprendo!“ (Spanisch in der Schule hat sich doch gelohnt!). Jetzt kann mein Abenteuer beginnen. Während ich „La Cucaracha“ singe überlege ich, wohin mit mir?  Mein scharfer Verstand sagt mir: „Mit  deinem Wortschatz gibt es nur ein Ziel, ab zur nächsten spanischen Bar!“ Während ich mich weiter in meine Rolle einlebe  und leckere Tapas esse, wiederhole ich immer wieder meinen Lieblingssatz: „Hola, una cerveza por favor! „
Es ist wie es ist.  „Man kann seine Herkunft nicht wie ein paar Schuhe wechseln, doch es kann viel Spaß bereiten, es auszuprobieren.“
 

Text: be süd

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