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Kolumne

EgoICHmuss

Donnerstag, 28. Juli 2011 | Text: be süd

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Der Wind, der Wind, das himmlische Kind, hat mir WINDPOCKEN gebracht! Ich hätte die Vorzeichen erkennen müssen, zum Beispiel beim Einkaufen im Supermarkt das Mädchen mit dem streuselkuchenartigen Gesicht, das mich so süß anstrahlte. Im Park rennt mir ein Kind entgegen und hat auch diese roten Pünktchen im Gesicht.

Der Wind, der Wind, das himmlische Kind, hat mir WINDPOCKEN gebracht! Ich hätte die Vorzeichen erkennen müssen, zum Beispiel beim Einkaufen im Supermarkt das Mädchen mit dem streuselkuchenartigen Gesicht, das mich so süß anstrahlte. Im Park rennt mir ein Kind entgegen und hat auch diese roten Pünktchen im Gesicht.
Nein, es sind nicht die Wunsch-Punkte vom Sams. Es sind die Windpocken, und die haben die Südstadt fest im Griff. Wer braucht denn so was in den Ferien? Eine Woche Gefangenschaft! Eine Woche zu Hause, so viel Fernsehen kann kein Mensch ertragen. Nach gefühlten tausendmal Schach, Memory und Monopoly bin ich erschöpft. Ich bin unfreiwillig eingesperrt (kann man freiwillig eingesperrt sein?). Ich laufe wie ein gefangener Tiger hin und her, und als ob das nicht genug wäre,  klingelt es an der Tür…

Vor mir steht mein ungeliebter, kleingeistiger, Giftzwerg von Nachbar und beschwert sich. Es ist 16:45 Uhr, und die Kinder laufen durch die Wohnung. Eine Zumutung, findet er. Ich wundere mich über diese  Person und überlege, ob sie beispielhaft für unsere deutsche Gesellschaft ist.
Ist ihr Verhalten normal? Worum geht es eigentlich? Geht es um ein „Miteinander“ oder um „Ego“ und „Macht“? Geht es um ein „Wir“, oder nur ums „Ich“? Und: Welches „Ich“ ist wichtiger, seines oder das meiner Kinder? Ist seine Reaktion menschlich?
Moment mal. Sind meine Nachbarn etwa Außerirdische?! Keine süßen, wie ET, sondern roboterähnliche Gestalten, die so eine immense  Kälte ausstrahlen, wenn man ihnen im Treppenhaus begegnet, dass man automatisch sein Jackett enger um sich zieht? Die sich mit ihrem Ellenbogen den Platz auf der Treppe sichern und alles andere als Freundlichkeit ausstrahlen.
Vielleicht sind sie Dementoren, wie bei Harry Potter. Sie besitzen die Dreistigkeit, sich in einem beleidigenden Ton über die Kinder zu beschweren, die in der Wohnung herumlaufen. Wenn ich’s mir recht überlege, schon seit langem wusste ich, dass mit denen etwas nicht stimmt. Ich fand sie nie besonders sympathisch, ihre Präsenz ist so unangenehm, dass ich mich regelrecht zwingen muss, „Guten Tag“ zu sagen. Sie grüßen nie zurück. Ich musste es versuchen, in der Hoffnung unsere Beziehung wird besser, doch besser wird sie leider nie!

 

Angeblich, so die neuere Hirnforschung,  haben wir Menschen diesen spontanen Impuls, miteinander auskommen zu wollen – das sei so in unseren Gehirnen festgeschrieben und letztlich verantwortlich für den außerordentlichen Erfolg unserer Spezies. Jetzt steht es also fest. Ich bin ein Mensch, meine Nachbarn sind AUßERIRDISCHE vom Planet „Egoisto“ im Universum des Egoismus. Die amerikanische Anthropologin Sarah Blaffer Holly vermutet, dass unsere steinzeitlichen Vorfahren ihre Kinder gemeinsam aufgezogen haben. In der gemeinsamen Fürsorge sieht sie die Keimzelle des sozialen Verhaltens. Doch was heißt das für uns heute in unserer immer älter werdenden Gesellschaft? In einer Gesellschaft, in der es mehr alte als junge Menschen geben wird? Werden Kinder nur als Beeinträchtigung der individuellen Lebensplanung empfunden? Welche Rolle spielen Familien überhaupt in unserer gesellschaftlichen Entwicklung? „Ohne Familie verlernt die Gesellschaft die Liebe“ (Spiegel online). Wie lange können wir unsere egoistische Gesellschaft à la jeder für sich noch  erhalten? Versinken wir wie Atlantis oder enden wir begraben in Vulkanasche wie Pompeij?

Wieso glauben die Einen in unserer Gesellschaft, sie hätten mehr Rechte als die Anderen? Was bedeutet Egoismus? „Egoismus heißt, die absolute Ich-Bezogenheit. Man handelt zu Gunsten der eigenen Person, ohne dabei Rücksicht auf seine Mitmenschen zu nehmen. Die Möglichkeit, andere damit zu belasten oder zu verletzen, ist zweitrangig, denn das „Ich“ ist einem am wichtigsten“ (www.paradisi.de).
Fest steht, bei ausgeprägten Egoisten bestehen Minderwertigkeitsgefühle, die sie durch ihre Ellenbogenmentalität kompensieren. Viele haben Angst, übergangen zu werden, und sie haben nie gelernt, sich in ihre Mitmenschen hineinzuversetzen. Ist das Haus mitten in der Südstadt, in dem ich lebe, repräsentativ für unsere deutsche Gesellschaft?

Übrigens: „Den langfristig größten Nutzen, haben nicht diejenigen, die drängeln, hauen und stechen, sondern Menschen, die sich gegenseitig helfen und stabile soziale Netzwerke knüpfen, die auch dann noch tragen, wenn Not und Mangel herrschen“.“Ohne die Fähigkeit, sich kognitiv und emotional in Andere hineinzuversetzen“, behauptet Holy, „wäre die „Homo sapiens“ schlichtweg nie entstanden“. Ist das etwa der Schlüssel zum Überleben? Gibt es eine Gesellschaft, die es besser macht als wir? Ich gehe auf die Suche.

 

Bis nach den Ferien!
     

 

 

Text: be süd

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