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Kolumne

Nichts hören, nichts sagen, nichts sehen – das kann bald nicht mehr gehen!

Samstag, 3. März 2012 | Text: be süd

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Ich freue mich auf den Film und kann kaum erwarten, dass die Dunkelheit mich in eine andere Welt entführt. Ein Handy klingelt. Das finde ich jetzt richtig blöd. Es wird immer lauter. Seelenruhig wird das Handy aus der Tasche geholt und gequatscht. Im Grunde genommen eine absolute Unverschämtheit! Aber es scheint denjenigen überhaupt nicht zu stören.

Ich freue mich auf den Film und kann kaum erwarten, dass die Dunkelheit mich in eine andere Welt entführt. Ein Handy klingelt. Das finde ich jetzt richtig blöd. Es wird immer lauter. Seelenruhig wird das Handy aus der Tasche geholt und gequatscht. Im Grunde genommen eine absolute Unverschämtheit! Aber es scheint denjenigen überhaupt nicht zu stören. Wieso glauben die einen, dass sie sich mehr erlauben dürfen, als die anderen? Anderer Tag, anderer Ort…Ich sitze in der Bahn und bekomme mit, wie ein Kind zum anderen Kind sagt: „ Ich will, will, will da sitzen!“ Das verdutzte, Kind, das am begehrten Platz sitzt antwortet: „Nein!“, und so geht es weiter: „Doch!“ „Nein!“ „Doch!“ Ich beobachte die Szene und wundere mich über die Dreistigkeit des Kindes. Plötzlich erscheint die Mutter des „Ich will“-Kindes. Gut, denke ich, endlich kann sie ihrem Kind klar machen, dass das, was es gerade macht, nicht in Ordnung ist! Doch? Nichts dergleichen. Die Mutter sagt nichts. Ohne Rücksicht auf Verluste, setzt sich das Kind jetzt noch hartnäckiger als vorher für seine Belange ein und wird noch von der Mutter lächelnd unterstützt! Mir läuft ein Schauer über den Rücken. Was wird das für ein Erwachsener sein? Weiß die Mutter, dass sie einen Tyrannen großzieht? Wie reagieren wir? Ach, wir sagen nichts! Können Sie sich noch daran erinnern, als man in der Bücherei mucksmäuschenstill sein musste? Das ist längst passé. Heutzutage wird laut telefoniert, noch lauter vorgelesen, und wenn die Kinder zwischen den Bücherregalen schreiend umherrennen, schauen die Eltern entzückt zu. Und wie reagieren die anderen? Sie ärgern sich zwar, aber sie schauen weg. Überhaupt: Wir schauen gerne weg. Und dann entschuldigen wir unser Verhalten, indem wir sagen: „Hab´ ich nicht gesehen!“ Aber nicht nur das… Wenn wir in der Straßenbahn gen Mühlheim fahren und mitbekommen, wie manche Jugendliche (es sind nicht immer nur die Jugendlichen) ausländerfeindliche Parolen gegen Ausländer schreien – was machen wir? Egal, wohin man schaut oder geht, die Manieren und die Zivilcourage hier im Lande lassen sehr zu wünschen übrig. Es gibt keine Tabus mehr. Es wird auf der Straße gespuckt, es wird überall gepinkelt, wir telefonieren laut in der Bahn, im Café, sogar in der Kirche. Wir sehen, wie die Rechten vor unserer Nase marschieren, Gift streuen, und was tun die meisten? Nichts! Hat doch nichts mit uns zu tun… Stimmt das? Wir halten unsere Hände vor den Mund und sagen nichts. Wir halten unsere Händen vor die Augen und sehen nichts, und wir hören nichts – wie denn auch, wenn wir unsere Hände auf den Ohren haben! Höflichkeit und Zivilcourage sind Tugenden, hat meine Mutter immer gesagt. Doch im Alltag sind sie alles andere, als allgegenwärtig! Was ist eigentlich los? Man könnte meinen, wir leben unter dem Motto: nichts (Böses) sehen, nichts (Böses) hören, nichts (Böses) sagen. Sie kennen doch die drei Affen – sie haben, so steht es bei Wikipedia, „ihren Ursprung in einem japanischen Sprichwort und stehen dort für den vorbildlichen Umgang mit Schlechtem“. Ist das wirklich vorbildlich? Ist das die Quintessenz unserer Gesellschaft? „Die Gesellschaft wird als Grundvoraussetzung für die menschliche Entwicklung und für die Entfaltung von Kultur betrachtet. Über Wesen und Entstehung von Gesellschaft wurden unterschiedliche Theorien aufgestellt, besonders bezüglich der Frage, ob das Individuum, hinsichtlich des Entwicklungsgangs und der Bedeutung, vor der Gesellschaft Vorrang habe, oder umgekehrt (Individualismus, Kollektivismus)“ (dtv Brockhaus Lexikon in 20 Bändern; 1988). Was meinen Sie? Sind wir ein „Wir“ oder nur laute „Ichs“? Und überhaupt, wohin führt es, wenn wir weiterhin am liebsten, nichts (Böses) sehen, nichts (Böses) hören und nichts (Böses) sagen?

Text: be süd

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