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Kolumne

Rindfleisch sucht Antwort!

Sonntag, 25. März 2012 | Text: Kathrin Rindfleisch

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Zur  Zeit suche ich etwas und ich wäre froh, wenn es meine Hausschuhe wären. Oder ein Haargummi. Erstere befänden sich ganz sicher in klar definiertem Terrain, Letzteres an diversen Orten,  in sämtlichen meiner Taschen und sonstwo.
Nein, leider suche ich etwas, dass ich wohl nicht unter dem Sofa finde. Zumindest wüsste ich nicht, was der Lebenssinn dort unten verloren hätte. An keinem Geringeren als ihm nämlich bin ich interessiert. Wo andere im Frühling auf Partnersuche gehen, gehe ich auf Sinnsuche. „Ganz schön abgehoben“, könnten Spötter meinen und mich als Hobbyphilosophin auslachen.

Zur  Zeit suche ich etwas und ich wäre froh, wenn es meine Hausschuhe wären. Oder ein Haargummi. Erstere befänden sich ganz sicher in klar definiertem Terrain, Letzteres an diversen Orten,  in sämtlichen meiner Taschen und sonstwo.
Nein, leider suche ich etwas, dass ich wohl nicht unter dem Sofa finde. Zumindest wüsste ich nicht, was der Lebenssinn dort unten verloren hätte. An keinem Geringeren als ihm nämlich bin ich interessiert. Wo andere im Frühling auf Partnersuche gehen, gehe ich auf Sinnsuche. „Ganz schön abgehoben“, könnten Spötter meinen und mich als Hobbyphilosophin auslachen. Komisch nur, dass niemand mehr lacht, wenn ich meine anstrengende Sinnsuche gerade bei ihm beginne. Worauf es im Leben ankomme und ob man glücklich sei, so wie man lebe. Das interessiert mich und das war oft genug schon ein direkter Einstieg  in spannende Gespräche. Um es vorweg zu nehmen, die zweite Frage wurde zu 98% nicht mit „Ja“ beantwortet. Ein  leicht zerknirschtes „Sagen wir mal zufrieden“  ersetzt das reine Glück und überhaupt fühle ich mich wie Alice im Wunderland, wenn ich gegenüber Mittdreißigern von der Vorstellung einer glücklichen Familie spreche. Oder davon, einen Job zu machen, der sinnvoll ist. Ich Träumerle! Und ihre Blicke werden leicht melancholisch, denken sie doch an ihre eigene Suche nach dem Glück  –  mit Anfang zwanzig. Das war vor dem ersten ernsten Job, vor der Familie und vor der ganzen Verantwortung, die all das mit sich bringt. „Funktionieren“  ist in diesem  Zusammenhang ein Wort, das den Apparat aus Familie, Job und Verantwortung wohl am Leben hält, es ist ein Wort, das die Alice in mir erschauern lässt.

Aber vielleicht ist er genau in diesem Wort zu finden, der Lebenssinn, hält es doch ein System am Laufen, dass Lebensmittelpunkt ist für einen ganzen Kreis von Menschen, für Kollegen und Freunde, die Familie, für die eigenen Kinder, für sich und den Partner. Und bei dem Gedanken schaudert es mich plötzlich nicht mehr, vielmehr komme ich mir klein und naiv vor in dem Glauben, mein höchstes Glück, spielerisch erreicht durch – selbstverständlich – sinnvollen Job meiner Träume, einen Partner, der mich liebt – ganz ohne Funktion – und Kinder, die im Matsch spielen, glücklich und nach ihrem Maßstab absolut sinnvoll.
Woher kommt dieses, so wirklichkeitsfern scheinende Lebensideal, das die Einen halb belächelnd, halb resigniert, als Traumvorstellung abtun und die Anderen weiter auf der Suche sein lässt, ungeachtet der lebenden Gegenbeweise? Auf der Suche nach einer Antwort, stoße ich immer wieder auf ein Stichwort, oft benutzt und scheinbar noch nicht verbraucht: die Frage der „Generation“. Und es liegt wohl nahe, dort anzufangen, blickt man auf seine Eltern und Großeltern, über deren Lippen nie die Frage nach dem Lebenssinn gegangen ist. Die 40 Jahre denselben Job gemacht haben, die ein Leben lang mit einem Partner bestritten haben, die ihre Befindlichkeiten sicher meist weggesteckt haben, falls da überhaupt welche waren…
Eine Freundin beschrieb das so: jede Generation habe eben ihr zentrales Thema, ihre Aufgabe. Unsere Großeltern haben um ihr Überleben gekämpft. Unsere Eltern haben sich etwas aufgebaut und sich damit die verlorengegangene Sicherheit ihrer Eltern zurückerobert. Uns bliebe da, nach Sicherstellung der kollektiven Zufriedenheit , der Blick auf uns und unser persönliches Glück. „Sein eigenes Ding machen“, dieser Ausdruck stehe für eine Generation, der es nicht um Geld gehe – unsere Eltern bekommen mehr Rente, als wir verdienen – sondern um die Verwirklichung der eigenen Persönlichkeit. Selbst Mitglied dieser Generation, fügt sie hinzu: „Oh Gott, wie anstrengend!“

…und wie wenig kompatibel mit dem Leben, wie es scheint. Früher oder später geht es für die meisten eben doch weg von persönlicher Entfaltung hin zur Funktion. Oder? Sollte Alice lieber im Wunderland bleiben und weiter träumen von Glück, der Vereinbarkeit von Pflicht und Sinn  und Selbstverwirklichung? Und denen das Feld überlassen, die, nicht glücklich aber zufrieden, funktionieren? Hat jemand eine Antwort?

Text: Kathrin Rindfleisch

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