Arsch huh II
Samstag, 7. April 2012 | Text: Nora Koldehoff
Geschätzte Lesezeit: eine Minute
Nicht allein für Musikfans ist die Ankündigung eine Sensation: 20 Jahre nach der legendären „Arsch huh, Zäng ussenander“-Demonstration auf dem Chlodwigplatz hat die Arbeitsgemeinschaft, die schon 1992 am „deutschen Woodstock“ in der Südstadt beteiligt war, nun definitiv angekündigt, dass
Nicht allein für Musikfans ist die Ankündigung eine Sensation: 20 Jahre nach der legendären „Arsch huh, Zäng ussenander“-Demonstration auf dem Chlodwigplatz hat die Arbeitsgemeinschaft, die schon 1992 am „deutschen Woodstock“ in der Südstadt beteiligt war, nun definitiv angekündigt, dass es am Abend des 9. November 2012, dem Jahrestag der NS-Pogromnacht gegen die deutschen Juden 1938 wie des Mauerfalls 1989, ein Jubiläumskonzert geben wird – an gleicher Stelle. Es dürfte eines der größten Open-Air-Konzerte werden, die es in Deutschland nach der Wiedervereinigung je gegeben hat. Schon vor 20 Jahren kamen mehr als 100.000 Menschen in der Kölner Südstadt zusammen – „Arsch huh“ war zugleich die größte Demonstration in Köln nach dem Krieg. CD und Buch zum Konzert sind heute nur noch antiquarisch erhältlich.
„In den vergangenen 20 Jahren hat die Frage nach Rassismus und Diskriminierung von Schwachen in unserer Gesellschaft nichts von ihrer Relevanz verloren“, schreiben die Veranstalter in der Ankündigung des neuen Konzerts auf ihrer Webseite (www.arschhuh.de). Sie wollen die neue Aktion bewusst wieder als politisches Statement verstanden wissen: „Immer wieder zeigen sich die Nazis völlig unverhohlen – auch hier bei uns in Köln. Ihre populistische Ausgabe in Gestalt von ProKöln schafft es immer wieder, Plätze im Kölner Stadtrat zu besetzen. Sie waren es auch, die mit der Moschee-Frage den Versuch unternahmen, unsere Stadtgesellschaft weiter zu spalten. Auch gibt es seit einigen Monaten die traurige Gewissheit, dass Neonazis bereit sind mit mörderischer Gewalt ihre Ideologie in die Tat umzusetzen. Der Anschlag in der Keupstraße brachte die Spur dieses Terrors auch nach Köln.“
Thema 2012 soll aber auch die solidarische Stadtgemeinschaft sein: „Zu den gesellschaftlichen Verlierern gehören vor allem die Armen in unserer Stadt, von denen es immer mehr gibt: Ob Langzeitarbeitslose oder Hartz-IV-Empfänger, Obdachlose oder Asylanten. Die Benachteiligung der Schwächeren ist auch immer die Benachteiligung der ‚Fremden’. Wir richten uns gegen das soziale Auseinanderbrechen unserer Stadtgesellschaft. Vor 20 Jahren spielten auf dem Chlodwigplatz unter anderem BAP und die Bläck Föös, Brings und die Höhner, L.S.E. und The Piano has been drinking, der 1. Kölner Schwulenchor und Zeltinger. Zu den Rednern zählten Jürgen Becker und Klaus Bednarz, Viktor Böll und Elke Heidenreich, Jean Jülich, Samy Orfgen und Willy Millowitsch, der unter anderem aus Carl Zuckmayers Anti-Kriegs-Drama „Des Teufels General“ las.
Das Line-up für den Herbst 2012 steht noch nicht fest. Zugesagt haben aber bereits unter anderem Wolfgang Niedecken, Tommy Engel, die Höhner, Brings, Anke Schweitzer, Arno Steffen und Rolf Lammers (LSE).
Nora Koldehoff
Dir gefällt unsere Arbeit?
meinesuedstadt.de finanziert sich durch Partnerprofile und Werbung. Beide Einnahmequellen sind in den letzten Monaten stark zurückgegangen.
Solltest Du unsere unabhängige Berichterstattung schätzen, kannst Du uns mit einer kleinen Spende unterstützen.
Paypal - danke@meinesuedstadt.de
Artikel kommentieren