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Auf ein Kölsch mit... Kultur

„Auf einen Cappuccino mit Henrike Müller“

Montag, 14. Juni 2010 | Text: Sonja Alexa Schmitz | Bild: Sonja Alexa Schmitz

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

 „Oh ja, da weiß ich schon einen Ort: Das Café im Museum für Angewandte Kunst!“ sagt sie mit strahlenden Augen. Ich verziehe den Mund, muss ihr sagen, dass es wohl ein Ort in der Südstadt sein sollte, an dem wir unseren Cappuccino

 

trinken gehen. „Dann das Café Sur,“ sagt sie mit nicht viel weniger Begeisterung. Und so sitzen wir da an diesem warmen, wolkigen Mittag und bestellen zwei Cappuccini („Musst du dasselbe trinken wie ich?“). Henrike Müller FARBDESIGN, steht auf ihrer Visitenkarte. Ich finde, in dieses eine Wort passen gar nicht alle ihrer zahlreichen Aktivitäten hinein. Geboren in Stuttgart, dann mit den Eltern nach London gezogen, bis sie im Grundschulalter nach Köln-Sürth gekommen ist. Auf verschieden Stationen, von Zufällen und Entwicklungen geleitet, landete sie da, wo sie jetzt ist: in einem wunderschönen Atelier in der Südstadt. Sie macht Inneneinrichtungen, berät bei der Gestaltung öffentlicher Orte, wie Cafés oder Altersheimen, baut und bastelt und das vor allem da, wo es mehr um Menschen, statt um Geld geht.

Was magst du an diesem Ort?

Ich mag den Platz, die Lage, so nah bei der Luther Kirche, das ist schön. Diese Kirche ist ein Zentrum, auch wenn ich selber nicht so oft an den Veranstaltungen teilnehme. Hier ist aber viel los, und das merkt man dem Platz an. Vor allem aber liebe ich dieses Café, weil es so einfach, so unstylisch ist, und so eine tolle Aura hat. Hier sind Menschen, die sich nicht darstellen, ganz gemischte Leute, alt und jung, dick und dünn. Ganz besonders mag ich natürlich die unglaublich liebenswürdige Art der Besitzer. Wer so liebenswürdig ist, zieht auch liebenswürdige Menschen an. Und ich mag die Einrichtung. Sie passt zur Einfachheit und Natürlichkeit. Alles ist stimmig.

Warum lebst du in der Südstadt?

Weil ich den Rhein liebe. Ich habe einen Hund, mit dem gehe ich stundenlang dort spazieren. Nicht gerade an Sommer-Sonntagen, da findet er zu viele Würstchenreste, aber sonst ist es dort wunderschön. Außerdem habe ich hier ein wunderbares Ladenlokal für mein Atelier gefunden.Ich lebte Ende der 70er schon einmal hier. Aus der Zeit habe ich noch einige Bekannte. Das sprach auch für die Südstadt. 16 Jahre lang war ich aus Köln raus. Ich lebte im Umland. Mit den Kindern, meinen wunderbaren drei Jungs, wollten wir aufs Land. Das war ein ganz anderes Aufwachsen für sie. Wir hatten eine Ziege. Neulich hat mein mittlerer Sohn einen Song auf sie geschrieben.

Ich sage aber nicht: „Nur Südstadt kommt zum Arbeiten und Leben in Frage!“ Es gibt so viele schöne Ecken in Köln. Neulich habe ich wieder eine in Kalk entdeckt. Was ist schön? Schön ist, wenn der Ort Lebendigkeit zulässt. Was Lebendigkeit ist? Ich würde sagen, wenn es eine Plattform für Kommunikation gibt. Die Südstadt ist nicht unbedingt lebendiger als andere Stadtteile. Ich möchte da keine geografischen Grenzen setzen. Was es aber hier doch vielleicht mehr als woanders gibt, ist eine große Eigenkreativität. Das Eierplätzchen, Klaus der Geiger, die Nachfahren der Stollwerkbesetzung, da ist eine Geschichte und eine Kraft, die gibt es vielleicht woanders in der Form nicht.

Woran arbeitest du gerade?

Ich arbeite zusammen mit der GWK Rodenkirchen an einem Möbel-Modulsystem aus Kisten. Das können Menschen mit Behinderung gestalten und zusammenbauen,  um es später zu verkaufen. Es entsteht modernes Design kombiniert mit der Kreativität der Menschen aus der Werkstatt. Das ist toll! Wir haben so ein Projekt  schon einmal mit Mosaikfliesen entwickelt, die man in gefließte Wände integrieren kann. Das ist gut angelaufen und verkauft sich gut, weil die Mosaike so zauberhaft eigen und einzigartig sind. Außerdem entwerfe ich gerade die Fassade und Beschriftung für eine Goldschmiedewerkstatt am Ubierring und berate sie in Details im Innenraum.

Was beschäftigt dich derzeit?

Politisch im Sinne der Sparprogramme: Die unsoziale Art der Einsparungen. Es bewegt mich, das Positive darin zu sehen, eine andere Art von Leben zu kreieren. Wie man miteinander existiert. Es könnte Wesentlicher werden, wieder mehr Solidarität. Wir selber schaffen eine neue Welt, nicht  nur die Verantwortlichen. Dazu fällt mir zum Beispiel das Guerilla-Gardening ein, das schon weltweit von vielen Menschen betrieben wird. Man sollte einfach das, was man sich wünscht tun. Hinschauen, verstehen, tätig werden. Zum Beispiel: die Gelben Seiten, die sich gerade in unseren Hausfluren türmen, einfach wieder zurück zur Post bringen. Wir könnten achtsamer werden mit Menschen, die es nicht schaffen, es gibt dazu immer Gelegenheiten. Jeder trifft immer wieder auf sie. Bei mir ergeben sich durch das Atelier machmal Situationen, in denen ich Hilfe bieten kann. Ein offener Raum, Menschen kommen hinein. Einmal eine indische Frau, die nicht mehr weiter wusste. Ich half ihr, kannte Stellen an die sie sich wenden konnte. Ein erstes Auffangen.

Es wäre schön, wenn wir einen neuen Gedanken leben könnten: Nicht alles, was man arbeitet, wird bezahlt. Es wird wichtig werden, auch mal aus sich heraus etwas zu tun. Einfach so. Nicht organisiert. Aus logischem Menschenverstand. Aus Menschlichkeit.

Schade, dass du mich nicht gefragt hast, was ich gerne in der Südstadt verändert wissen möchte. Was hättest du denn geantwortet? Ich möchte gerne herausfinden, warum das Café im Bürgerhaus Stollwerck nicht mehr betrieben wird, obwohl ich weiß, dass sich mehrere Gastronomen dafür beworben haben! Welcher bürokratische Grund steckt dahinter, und was kann man da unternehmen?

Irgendwann haben wir beide keine Zeit mehr und finden das schade. „Nun habe ich gar nichts von dir erfahren“, sagt sie beim Verabschieden.
 

 

Text: Sonja Alexa Schmitz

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