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Auf ein Kölsch mit...

Auf einen Fußball mit Cornel Wachter

Mittwoch, 13. Oktober 2010 | Text: Jörg-Christian Schillmöller | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Der Mann sprudelt. In den eineinhalb Stunden des Interviews stelle ich so gut wie keine Frage, aber Cornel Wachter beantwortet trotzdem alles, was ich von ihm wissen wollte. Er nimmt dabei ein paar Umwege, aber auf jedem dieser Wege wartet eine neue Geschichte. Bei Wikipedia heißt es: „Cornel Wachter, (* 25. November 1961 in Köln) ist ein deutscher Bildhauer und Maler.“ Irgendjemand müsste da mal ergänzen: „Cornel Wachter ist ein sehr kreativer Erzähler und tief in Köln und der Südstadt verwurzelt und tierisch gut vernetzt.“ Sowas in der Art. Cornel Wachter hat außerdem gerade den Darmkrebs besiegt, über den er genauso offen spricht wie über seine Projekte und Ideen. Treffpunkt ist das Sportlerheim des SC Fortuna Köln: Nicht etwa, weil Cornel Wachter selbst Fußball spielt, sondern weil sein Sohn Julius, 9, hier gerade trainiert. Die Herbstsonne scheint, und wir sitzen auf Barhockern, deren Sitze so aussehen wie Fußbälle.

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Herr Wachter, wie geht es Ihnen?
Mir geht’s sehr gut. Ich habe aber noch den metallischen Geschmack im Mund von der Chemotherapie und eigentlich kein Gefühl in den Füßen. In so einer Phase stehst Du sowieso neben deinem Körper. Ich war eigentlich tot und habe mich gefühlt wie ein nasses Hemd. Vielleicht habe ich vor der Erkrankung zuviele Dinge gegen meinen Willen getan. Ich hatte das Gefühl, immer nur meinen eigenen Rücklichtern hinterherzufahren. Aber so eine Krankheit, die bringt dich zur Ruhe. Heute weiß ich zum Glück, dass ich geheilt bin. Am Abend vor der Operation war ich noch bei der Premiere von Roncalli, danach haben sie mir einen mandarinen-großen Tumor aus dem Darm entfernt. Die Ärzte im Severinsklösterchen sind unglaublich nett und engagiert, das ist ein tolles Haus.

Liegt das daran, dass Sie eine besondere Beziehung zu diesem Krankenhaus haben?
Am Anfang des heutigen Klösterchens steht ja eigentlich mein Großvater Max Dietlein. Er kam 1916 aus dem Allgäu dorthin, da stand da noch ein alter, kleiner Bau. Er hat dann ein großes Gelände nebendran gekauft und zwei Kastanien gepflanzt. Die stehen heute noch. Das Areal hat er dann der Klinik überlassen, aber unter der Bedingung, dass sie das neue Gebäude nach seinen Wünschen bauen, also in diesem Terrassenstil. Wir nennen das Krankenhaus in der Familie bis heute den Neubau. Mein Großvater hat da 50 Jahre als Chirurg und Geburtshelfer gearbeitet, mein Vater war 40 Jahre in der Unfallchirurgie. Und ich lag dann dieses Jahr unter den beiden alten Kastanien und dachte, der Faden, den die gesponnen haben, der läuft weiter. Eben auch, weil die da so gute Ärzte haben.

Dieses Jahr waren Sie in Köln vor allem wegen der Zoo-Lokomotive im Gespräch. Wann müssen wir Abschied nehmen von ihr?
Ich denke, so im November vielleicht geht sie zurück in die Eifel. Am Anfang dieser Idee stand ja die erste Lok im Kölner Zoo, die heute in Koblenz im Museum steht. Jeder in Köln hat zu dieser Lok eine Geschichte oder ein Foto. Und ich dachte mir, wenn der Zoo jetzt 150 Jahre Geburtstag feiert, dann reden zwar alle von damals und von dieser Lok, aber sie gehen nicht in den Zoo. Also reifte die Idee heran, und im Dorint-Ferienpark in Daun in der Eifel haben wir dann eine ganz ähnliche Lok gefunden. Die war in einem schrecklichen Zustand, aber wir haben sie gemeinsam mit vielen Helfern wieder hinbekommen. Ohne den Ferienpark und die KVB als Hauptsponsoren wäre das alles übrigens nicht gegangen.

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An neuen Ideen mangelt es Ihnen nicht. Was steht jetzt an?
Zum Beispiel das Projekt am Römerbrunnen, gleich neben dem Stadtmuseum. Das ging los mit meiner Edition Röggelchen. Das Röggelchen ist ja für mich ein Kommentar zur Globalisierung. Das gibt es nur hier – und in Bonn und Düsseldorf, aber da sind das nicht die gleichen, die in Düsseldorf sind rund. Ich möchte ja schon seit Jahren mehr Außenskulpturen hier in Köln haben, da gibt es viel zu wenig. Mein Plan ist der: Ich möchte ein 1,20-Meter großes Röggelchen beim Römerbrunnen am Stadtmuseum aufstellen. Vielleicht wird das dann eines Tages ein Treffpunkt, also dass die Kinder, die ins Museum wollen, sich dann verabreden: Hey, wir treffen uns am Röggelchen.

Sie sind Südstädter durch und durch, Herr Wachter. Bleiben Sie uns treu?
Ich denke manchmal, ich BIN die Südstadt. Aber das ist Quatsch, denn jeder hier ist sein eigener Teil der Südstadt. Ich habe schon viele Angebote bekommen, als Dozent zum Beispiel. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, wegzugehen. Ich wohne seit 48 Jahren in demselben Haus in der Nähe der Ulrepforte. Also, bis zum Laden von Stadtrad, das ist für mich fast schon eine Weltreise. Es gibt für mich nur noch einen anderen Planeten, das ist die Innenstadt von Weimar. Das ist so ein paralleles Universum. Wenn ich jemals die Stadt wechsle, dann wäre es für Weimar. Mir gefällt an der Südstadt, dass es doch noch eine Wir-Gesellschaft ist. Ich bin so erzogen worden, dass jeder Mensch einzigartig ist. Mein Ziel ist alles, was Freude in die Welt bringt. Denn das ist jedes Mal einmal mehr Freude in der Welt. Und im Grunde sind das ja meistens Kleinigkeiten, die Freude machen.

Text: Jörg-Christian Schillmöller

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