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Südstadt

Der Löwe vom Chlodwigplatz

Freitag, 29. Oktober 2010 | Text: Stephan Martin Meyer | Bild: Maria Wachter

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Es ist noch gar nicht lange her, da gab es diesen kleinen Herrenausstatter am Chlodwigplatz 24. Heinz Gens verkaufte Schlafanzüge und Unterhosen, Socken und Badehosen. Wer sich nicht wenigstens einmal von ihm beraten ließ, kann wohl nicht von sich behaupten, ein echter Südstädter zu sein.

Seit seinem plötzlischen Tod im vergangenen Jahr ist leider auch der Laden verschwunden, an seiner Stelle findet man jetzt ein Schuhgeschäft. Geblieben ist die Geschichte des Hauses – und der Löwenkopf an der Vorderfront.

Ja, wer genau hinsieht, der wird an der rechten Seite der Häuserfront einen steinernen Löwenkopf entdecken und sich wahrscheinlich fragen: woher stammt denn dieser Kopf? Und wie kommt er da hin?

Dieser Kopf zierte ursprünglich ein ganz anderes Haus, das noch nicht einmal am Chlodwigplatz stand. Es befand sich etwas weiter nördlich am Ring, an der Ulrepforte. Hier wohnte lange der Chefarzt des Krankenhauses der Augustinerinnen in einer um 1890 errichteten Villa. Seine Tochter Maria Wachter ist es nun, die die Erinnerung an ihren Vater und an die Geschichten der Südstadt wach hält.

Die junge Maria mochte den Löwenkopf ganz besonders. Er bildete den Schlussstein über dem Bogen eines großen Balkons im Erdgeschoss. Umgeben von dicken Säulen, hohen Bögen und dem liberalen Leben der Arztfamilie hatte er treu auf den Platz an der Ulrepforte geblickt. Er hatte selbst die beinahe vollständige Zerstörung des Hauses im Krieg überstanden. Während große Teile des Hauses bei einem Bombenangriff  in Schutt und Asche fielen, der wertvolle Flügel der Familie zerfetzt irgendwo zwischen der ersten Etage und dem Erdgeschoss hing, wachte der Löwe weiterhin über das Geschehen an der Ulrepforte. Fest gemauert in der Erden steht die Form aus Lehm gebrannt.

Das völlig verkohlte Gebäude musste in den Jahren 1952/53 dem Ausbau der Nord-Südfahrt weichen und wurde kurzerhand abgerissen. Maria Wachters Bemühungen, historische Teile des elterlichen Hauses in ein neues Gebäude zu integrieren, fielen dem harschen Urteil eines Architekten zum Opfer: der Kopf und ebenso ein Mosaik passten angeblich nicht in die neue Architektur. Der Löwenkopf verschwand im Bauschutt und Maria Wachter verlor damit eine geliebte Erinnerung an ihr Elternhaus scheinbar für immer.


Welch eine Überraschung muss es für sie gewesen sein, als sie Mitte der 1980er Jahre eben diesen Löwenkopf an der Front eines neu gebauten Hauses am Chlodwigplatz wieder entdeckte. Es war jener Heinz Gens, der immer so nette, für Socken und Unterwäsche zuständige Herr, der den Kopf seinerzeit im Bauschutt gefunden hatte. Er kaufte ihn einem Polier für 20 Mark ab und lagerte ihn erst einmal im Keller des Hauses am Chlodwigplatz. Zu diesem Zeitpunkt wusste er noch nichts von der historischem Bedeutung des Gründerzeitkopfes.
In den 1960er Jahren entschloss sich die Familie Gens, das Gebäude am Chlodwigplatz 24 zu vergrößern. Bei den Ausschachtungen für den neuen Keller stießen die Söhne Heinz und Josef auf die heute im römisch-germanischen Museum ausgestellten Überreste des Poblicius-Grabmals. Klar war damit auch, dass sich der im Keller gelagerte steinerne Löwenkopf die ganze Zeit in guter Gesellschaft befunden hatte.

In die später neu errichtete Fassade des Hauses ließ Familie Gens nun den Löwenkopf einmauern. Und seitdem ist er dort, blickt treu auf den Chlodwigplatz, wacht über das Geschehen. Und er würde sicherlich viele Male schon das Haupt ob der Vorgänge der letzten Jahre geschüttelt haben, wäre er denn nicht so fest mit der Wand verbunden. Zu ihrem 80. Geburtstag wurde Maria Wachter von ihrem Sohn das Versprechen gegeben, eine Kopie des Löwenkopfes erstellen zu lassen. Josef Gens, der Bruder des verstorbenen Heinz Gens, stimmte diesem Vorhaben zu und so wird nun eine Kopie des Löwenkopfes in den Schoß ihrer Familie zurückkehren. Der Restaurator Bruno Pieck erstellte einen Abdruck des Kopfes alsVorlage für die Kopie.

Uns allen bleibt so der Originalkopf am Chlodwigplatz erhalten und wird noch oft die Frage aufwerfen, wie er denn wohl dort hin gekommen sein mag…

Text: Stephan Martin Meyer

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