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Gesellschaft Neuigkeiten

Der vorerst letzte Akt in einem städtischen Trauerspiel

Donnerstag, 25. November 2010 | Text: Dirk Gebhardt | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: eine Minute

Seit gestern Morgen (25.11.2010) um 6:00 Uhr wird in drei Schichten gearbeitet, um eines der traurigsten Kapitel der jüngeren Kölner Geschichte zu einem vorläufigen Abschluss zu bringen. 16 Archivare und 20 Helfer buddeln, tragen Kisten und waschen Archivalien in einem dunkelgrüne, von der Feuerwehr bereit gestellten Zelt. Max Plassmann, stellvertretender Leiter des Kölner Stadt Archives, vermutet  die letzten drei Kilogramm Archiv in dem extra angefertigten Bergungsbauwerk.

Der Einbruchskrater ist immer noch von weitem zu sehen. Er hat sich verändert – eine aufwändige Befestigung der Böschung und ein ovales, dreigeteiltes Becken in seiner Mitte sind die auffälligsten Punkte in dem großen Rund. Zügig gehen Helfer mit Helmen und Kisten zu einem Zelt, das sich neben dem Bergungsbau befindet. Der Inhalt der Kisten ist kaum zu erkennen, Schlamm, Matsch, Steine und Nässe haben dem wertvollen Papier zugesetzt.

 

Es ist kaum zu erkennen, dass dies einst einer der Schätze der Stadt Köln war. Vorsichtig werden die Kisten vor dem Zelt gestapelt und nach und nach zu den provisorischen Arbeitsplätzen gebracht. 25 Menschen in weißen Schutzanzügen, mit Helmen und Brillen bewehrt, duschen mit warmem Wasser die Überreste. Sie sollen so weit wie möglich von Verschmutzungen befreit um dann eingefroren zu werden. Die Arbeit ist aufwendig und die gelben Gummihandschuhe und das nasskalte Wetter machen die Aufgabe schwierig, die festgepressten Artefakte vorsichtig und ohne die Papierklumpen zu beschädigen von den Archivalien zu lösen.

 

Gerd Neveling vom Stadbauamt und Peter Hartel von der Kölner Feuerwehr erklärten gestern vor Ort die Vorbereitungsarbeiten, die durch die notwendigen Gutachten zur Klärung der Einsturzursache um ungefähr drei  Monate verzögert wurden und die Stadt Köln bisher 10 Milionen Euro gekostet haben. Der Bergungsbau in dieser Größe und mit diesem Aufwand ist einmalig in der Welt. Die in drei Segmente eingeteilten Restbestände des Einsturzes, der im März 2009 zwei Menschen das Leben gekostet hat, wird erst mit einem Kleinbagger gehoben und dann mit Schaufeln vorsichtig in Kisten umgefüllt. Die Verantwortlichen hoffen nun, dass dieser letzte Akt der Bergung noch vor Weihnachten abgeschlossen werden kann.

Damit wären 95% der Bestände des Kölner Stadtarchives geborgen, aber die Arbeit für die Archivare dauert noch Jahrzehnte. Herr Plassman legte, dar dass bereits 85% geborgen sind und von diesen 85% schon 13 % oder 250.000 Bergungseinheiten (die Reste der Akten oder Papiere ) in den deutschlandweit 19 Asyl-Archiven erfasst wurden.

 

Rechnet man das hoch, dauert alleine die Erfassung der Überreste mindestens neun Jahre. Bei den feuchten Papieren, die erst hochtechnisch gefriergetrocknet werden müssen, kann die Erfassung aber frühestens in vier Jahren beginnen. Da der Neubau des Stadtarchives lange noch nicht begonnen hat und die Architektenwettbewerbe jetzt erst ausgeschrieben wurden, werden wohl unsere Kinder erst durch die Pforten eines Stadtarchives an der Luxemburgerstraße Ecke Eifelstraße schreiten können, um die Geschichte ihrer Stadt kennen zu lernen.

Text: Dirk Gebhardt

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