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Kultur Sport

Niemals sitzenbleiben

Donnerstag, 10. März 2011 | Text: Roger Lenhard | Bild: Timo Belger

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Die Beine leicht übereinander geschlagen, zwei ineinander gelegte Hände umfassen das Knie des aufliegenden Beines. Die Finger sind teilweise zur Seite gekrümmt mit auffällig verdickten Gelenken. Die ist jedoch keine krankheitsbedingte Anomalie, sondern Konsequenz schlecht verheilter Fingerbrüche der Profikarriere eines der besten Torhüter der Bundesrepublik mit allein 442 Bundesligaspielen für den 1.FC Köln.

 

Die Rede ist von Harald Anton Schumacher, genannt Toni oder Tünn, der zu einem Pressegespräch im Odeon erschien. Anlass ist die von Cornel Wachter und Dieter Oeckel organisierte kölsche Filmmatinee im beliebten Südstadtkino auf der Severinstraße. In einem Double Feature werden am kommenden Sonntag, 13. März 2011, um 11:30 Uhr ein Film über die Kölner Boxlegende Peter „de Aap“ Müller und ein Film über Toni Schumacher gezeigt (Eintritt  7.-).

 

In kleiner Runde kam natürlich wieder das Gespräch auf das schwere Foul am Franzosen Patrick Battiston 1982 und auf das 1987 veröffentlichte Enthüllungsbuch „Anpfiff“, in dem es um Dopingmissbrauch und Ausschweifungen deutscher Profifußballer geht. Die Veröffentlichung hatte den weniger überraschenden Rausschmiss aus der Nationalmannschaft, sowie den nach 15 Jahren Dienstjahren doch eher überraschenden beim 1.FC Köln zur Folge. Darüber wird leicht vergessen, was für eine unglaubliche Leistung es ist, zwanzig Jahre lang im Verein und dann auch in der Nationalmannschaft im Tor zu stehen. Sich Woche für Woche zu konzentrieren und keine Fehler zuzulassen. Denn im Gegensatz zu den Feldspielern, werden die Fehler der Torhüter meist direkt mit Gegentoren bestraft.

 

Eine wichtige Rolle  dabei hat Toni Schumachers Mutter gespielt, die nicht nur nach den ersten Abwerbungsversuchen des 1.FC Köln darauf bestand, dass der junge Harald seine Lehre als Kupferschmied zu Ende machte, sondern ihn auch anwies, nach gegnerischen Toren nicht sitzen zu bleiben, sondern schnell wieder aufzustehen. Dieser Zwang, immer wieder aufzustehen, erklärt die unglaubliche Willensleistung des Ausnahmesportlers Toni Schumachers. Torwart-Titan und einer der Nachfolger Schumachers im Nationaltor, Oliver Kahn, schien aus einem ganz ähnlichen Holz geschnitzt zu sein. Dessen Leitspruch lautete ebenfalls: „Niemals aufgeben, weitermachen, immer weitermachen…“.

 

Sehr überraschend für mich war, dass Toni Schumacher in keinster Weise als „bestusster“ Exprofi rüberkam, sondern ein angenehmer lockerer Gesprächspartner war. Tags zuvor dufte ich mit Manuel Neuer den aktuellen Nationaltorwart beim Champions League Spiel gegen die spanische Mannschaft aus Valencia bewundern. Der Schalker Keeper, der am 27. März 25 Jahre alt wird, verkörpert das Spiel, das der moderne Fußball einem kompletten Torwart abverlangt: Eine eindrucksvolle Strafraumbeherrschung, gut in 1:1-Situationen, stark auf der Linie mit schnellen Reflexen, gute, weite und genaue Abwürfe, mit denen bereits die gefährlichen Konter eingeleitet werden. Toni Schumacher hat all diese Attribute bereits in den 1970er und den 80er Jahren verkörpert. Der Mann war damals schon seiner Zeit meilenweit voraus – er hatte als erster Keeper mit Rokf Herings einen eigenen Torwarttrainer, schob Extra-Übungssschichten, um sich stetig weiterzuentwickeln, lebte äußerst professionell und diszipliniert für seinen Sport und übernahm Verantwortung in allen Bereichen. Am kommenden Sonntag wird sich Toni Schumacher im Odeon gemeinsam mit mir und den interessierten Kölner Filmfreunden beide Filme anschauen. Ich persönlich freue mich sehr auf diesen besonderen Tag.

 

Karten für die Filmmatinee sind für € 7.- erhältlich. Wir empfehlen zur Sicherheit eine telefonische Reservierung, da die Plätze begrenzt und sehr begehrt sind. Kartentelefon: 0221/313110.

Mehr über das Kinoprogramm im Odeon hier.

 

Text: Roger Lenhard

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