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Kultur

falkland: eine Südstadtband

Mittwoch, 16. März 2011 | Text: Jens Rosskothen | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Es ist einer dieser nervtötenden „Immer-Noch-Winter“-Tage, an dem ich die drei Mitglieder der südstädtischen Band falkland in ihrem Studio zum Interview treffe. Anlass ist die neue CD des Trios. Nach drei CDs mit englischsprachigen Songs, hat diese nun erstmalig ausschließlich deutsche Texte. Das macht mich, den objektiven Journalisten, ein wenig nervös, weil ich, der subjektive Musiker, deutschsprachigem Liedgut gegenüber äußerst skeptisch bin. Entweder kratzt es gehörig an der bedeutungslosen Oberfläche inklusive Selbstüberschätzung, wenn z.B. bei der deutschen Gruppe mit dem schizophrenen Namen „ich & ich“ das eine ich „doch nur da oben steht und sein Lied singt…“, oder die dichtende Musikerseele verliert sich, oh Xavier, in emotional missionierender Masturbation. Es gibt Gegenbeispiele, ich weiß. Musiker, die mit der deutschen Sprache jonglieren, ohne das einem die Wortungetüme das Gehör beschädigen. Und letztlich ist das alles natürlich eine Frage des Geschmacks, aber eben des guten.

 

Doch Gemach. Die neue, gleichnamige CD der Band falkland habe ich an besagtem Tage schon längst im Ohr, und so schüttle ich recht entspannt drei Hände, der objektive Journalist ignoriert die dazu gehörenden, sympathischen Gesichter, und wir steigen ein in das übliche Frage-Antwort-Spiel.

 

falkland, das sind Dennis Welker (Gitarre, Gesang), Falko Semrau (Gitarre, Gesang, Synthesizer) und Alex Günther (Bass, Gesang, Synthesizer). Man merkt sofort, daß die drei mehr verbindet als die gelegentliche, musikalische Zusammenarbeit. Da ist zum einen ihr Studio, gleichzeitig Proberaum, das mit seiner warmen, gemütlichen Atmosphäre vor allem auch Lebensraum zu sein scheint. Und da ist dieses blinde Verstehen der drei Musiker untereinander, wenn sie sich beim Beantworten meiner Fragen gegenseitig die Sätze zuwerfen, nickend, im Reinen mit sich und ihrem gemeinsamen, musikalischen Anspruch.
Der objektive Journalist guckt blöd angesichts dieses menschlich-musikalischen Gleichklangs, der subjektive Musiker jedoch horcht auf, schmeißt den Journalisten aus dem Raum und übernimmt gerne das Interview ohne diese dämliche, der Objektivität geschuldeten Distanz.

 

Denn hier wird nicht nur Musik gemacht, hier wird Musik gelebt. Also pure Musikersache, das. Und so erfahre ich, daß Dennis Welker und Alex Günther schon seit 21 Jahren miteinander musizieren und die nunmehr praktizierte Dreiecksbeziehung auch schon seit 8 Jahren existiert. Da hat man sich mittlerweile entweder gegenseitig die Saiten von der Gitarre gegessen oder man ist besonders kreativ dank des glücklichen Umstands entspannten Verstehens.  
Ich darf es verraten, letzteres trifft zu und man hört es der neuen CD auch an. Hier haben sich drei Musiker gleichberechtigt auf die Suche gemacht, haben 18 Monate in Akkorden, Sounds und Muttersprache gebadet und sind dort gestrandet, wo sie hingehören: In der musikalischen Welt der Poesie. Hier malen Worte leichtfüßig Bilder ins Gemüt. Die Sprache bleibt ohne handelnde Orientierung und wird gerade dadurch emotional konkret. Das erfreut, zumal die Musik dies ebenbürtig unterstreicht. Unterstützt durch Gunnar Semrau am Schlagzeug, zeichnet sich die Musik durch einen vielfältigen Minimalismus aus. Da gibt es die unorthodox auf das Wesentliche konzentrierte Gitarre ebenso, wie den retro-orientierten Synthesizerklang, und die Stimme ordnet sich ein, instrumentengleich, ohne virtuos den Vordergrund zu beanspruchen. Das tanzt sehr gut miteinander, bleibt im Gehör und legt sich bestenfalls dorthin, wo Poesie hingehört: Auf die Seele.

Doch schreiben kann man viel. Hört es Euch an. Auf der homepage der Band gibt es neben der neuen CD vor allem auch Hörproben, Videos, nicht auf der CD erschienene Songs zum Runterladen, und man erfährt mehr über anstehende Konzerttermine. Denn nach so langer Zeit in der Innenwelt des Tonstudios freut sich die Band nun riesig auf die Außenwelt. Mit all‘ den neuen Songs im Gepäck suchen sie als Trio noch Auftrittsmöglichkeiten, insbesondere in der Südstadt. Hier leben sie, hier entstand die neue CD, und hier wollen sie diese zuallererst live vorstellen.
Also, gebt falkland die Bühne, und wir sehen uns, subjektiv grinsend davor.

Mehr Infos unter www.falklandmusik.de
 

Text: Jens Rosskothen

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