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Kultur

Lenas Raab(e)

Dienstag, 10. Mai 2011 | Text: Gastbeitrag | Bild: Ernesto Solis

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Keiner, aber auch keiner hat verstanden, warum Lena Meyer-Landrut, die 2010 in Oslo mit „Satellite“ als Siegerin hervor gegangen ist, in diesem Jahr ihren Titel verteidigen darf. Anstatt auch in diesem Jahr wieder einen neuen Schlagerstern zu entdecken, musste die Hannoveranerin zwölf eigens für sie komponierte Lieder vortragen, über die dann in drei verschiedenen abendfüllenden Shows abgestimmt wurde. Am kommenden Samstag wird Lena das Gewinnerlied „Taken by a stranger“ zum Besten geben. An eine Titelverteidigung glaubt kaum jemand – vielleicht der Mann, der im Hintergrund die Fäden zieht und keine Angst davor hat, die ganz großen Bühnen zu betreten: Stefan Raab.

 

Raabs Grand-Prix Aktionen

Wir erinnern uns: der bekennende Grand-Prix-Freund Raab mischte sich bereits drei Mal ins europäische Chanson-Geschäft ein. Zunächst gab er sich 1998 mit „Alf Igel“ einen Künstlernamen, um erstens den Münchener Grand-Prix-Veteran Ralph Siegel den Fehdehandschuh hinzuschmeißen und zweitens den Beitrag „Gildo hat Euch lieb“ für den selbst ernannten Schlagermeister Gildo Horn und dessen orthopädische Strümpfe zu schreiben, der diesen auf einen ausgezeichneten 7. Platz katapultierte. Im Jahr 2000 erfüllte er sich selbst den größten Wunsch, gewann den deutschen Vorentscheid nicht zuletzt durch eine geschickte PR- & Medienkampagne und landete schließlich mit „Wadde hadde dude da“ einen respektablen 5. Platz in der schwedischen Hauptstadt Stockholm. Max Mutzke begleitete der Kölner dann 2004 in der Türkei als Produzent im Vorfeld und als Gitarrist auf der türkischen Bühne auf den achten Rang. Den größten Coup landete der Medienprofi, in dem er eine Kooperation zwischen der öffentlich-rechtlichen ARD und seinem Heimatsender PRO 7 erreichte, dadurch den Staub aus dem nationalem Eurovisionsgeschäft wischte und die bis dahin unbekannte Abiturientin Lena Meyer-Landrut erst auf den nationalen und später in Oslo auf den internationalen Thron hievte.

 

Lena Superstar

Ich bin verwundert, wie lässig sich die junge Sängerin auf „der großen Bühne“ des Grand Prix bewegt – von Nervosität überhaupt keine Spur. Charmant, wie ich finde, entzieht sie sich den Gesetzmäßigkeiten der Medien- und Vermarktungsbranche. Showmaster-Veteran Frank Elstner musste in einem Interview mit der Sängerin schmerzlich feststellen, dass er mit seiner sanften, väterlichen Art, mit der er seine Gesprächspartner normalerweise in seinen Bann zieht und die in den 80er Jahren bei „Wetten, dass?“ vortrefflich funktionierte, gnadenlos scheiterte. Die einen nennen sie deshalb eine „pampige, doofe Zicke“ (gossipgirlz), für mich macht diese Art die Vorabberichterstattung von ARD, PRO 7 & Co. erst erträglich. Bei „Beckmann“ wurde sie zugeschaltet, als der ehemalige Sportmoderator mit Alfred „Bio“ Biolek und Deutschlands Vorzeigesänger Herbert Grönemeyer plauderte. Der erfahrene Sänger riet ihr, sie solle „Kritiken nicht zu ernst nehmen und sich nicht an allem reiben, was da so gekritzelt wird“. In ihrem „Heimatsender“ PRO 7 beantwortet sie brav auf die einschläfernden Fragen von Matthias Opdenhövel, der im Sog von Raab und Landrut, zu einem der „Aufsteiger in der Moderatorenriege“ aufgestiegen ist. Höhepunkt der Sendung nach dem ersten ESC-Halbfinale, an dem Lena als für das Finale am Samstag gesetzte Sängerin nicht auftreten musste, war der Moment, als sich die Sängerin ob des anstrengenden Tages auf einem Sofa in einer Ecke des Studios ausruhen sollte. Das Publikum johlte vor Begeisterung und Opdenhövel freute sich wegen der großartigen Idee diebisch.

Ich habe das Gefühl, dass die junge Frau aus Niedersachsen sich in keinster Weise ob des Pressemarathons und dem Trubel um ihre Person aus der Ruhe bringen lässt. „Sie ist eben kein Panini-Abziehbildchen“, erklärte mir Jakob, der hier in der Südstadt zu Hause ist und mit der Gesamtschule Roderbruch in Hannover dieselbe Schule besuchte wie Lena. „Die Schule ist cool, man war 13 Jahre lang von der ersten Klasse bis zum Abitur und besonders wichtig war es, dass Schüler und Lehrer sich duzten“, so Jakobs Erklärungsversuch, warum Lena sich so lässig in diesem Tohuwabohu schlägt.


Finale!

Am 14. Mai nun steht die Wahl-Kölnerin auf der gigantischen Bühne im Düsseldorfer Fußballstadion, das als solches nicht zu erkennen sein wird. Die Veranstaltung, die seit langem ausverkauft ist, wird von Multitalent Anke Engelke, Tagesschau-Sprecherin Judith Rakers und Stefan Raab moderiert. Im ersten Semifinale wirkte Raab wie ein Fremdkörper, aber das ist völlig egal, denn das Grand-Prix-Gefühl macht sich breit. Keiner weiß, wie die europäischen Jurys voten und wen diese letztlich vorn sehen. Ich bin sehr gespannt auf die Show, lasse mich sehr, sehr gerne von Lena und dem „Stranger“ mitreißen, freue mich auf die Stimme von Peter Urban, der den Grand-Prix seit gefühlten 100 Jahren kommentiert, und werde wieder nervös vor dem Bildschirm sitzen, wenn Anke Engelke in drei Sprachen die Punktabgabe übersetzt.


Lena, twelve points – douze points – zwölf Punkte.

 

P.S.: Unser Südstadt-Tipp: Im HaPTiLu (Kartäuser Hof 2 / Ecke Kartäuser Wall) steigt am 14. Mai 2011, ab 21:00 Uhr eine ESC-Party. Hausherr Olaf Schlien hat eine großen Bildschirm aufgehängt, wird Salzstangen bereitstellen, Luftschlangen drapieren, genügend Getränke kaltstellen, und Koch Peer Commans wird neben den obligatorischen Käseigeln sicherlich noch einige Köstlichkeiten in seiner Küche zaubern.

P.P.S.: Das Restaurant im Stollwerck lädt zum ,,Rudelgucken“ ein – zunächst einmal ist man dabei, wenn Lena mit „Taken by a stranger“ wieder nach dem Titel greift und danach legt der DJ Salsa- und aktuelle Musik auf.

P.P.P.S.: Die Fernseher hängen in der OPERA, und wenn Lena nach der europäischen Krone greift, wird der ESC übertragen. Ohne Party, ohne Schnick und ohne Schnack. In ruhiger Atmosphäre essen, trinken und ESC schauen.

P.P.P.S.: In der EA-Sportsbar im Rheinauhafen wird auf den Leinwänden das Großereignis ebenfalls live übertragen. Lena gewinnen sehen und dazu einen Hamburger essen – das hört sich gut an. 

Text: Gastbeitrag

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