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Kultur

Wenn Monalisa aus dem Nähkästchen plaudert …

Samstag, 11. Juni 2011 | Text: Gastbeitrag | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Südstadtkünstlerin und Filmemacherin Noushin Kiani präsentiert ihren Kurzfilm über die populäre und geheimnisumwobene Monalisa im Filmhaus.

Meine Südstadt: Noushin, am 18. Juni  zeigst Du Deinen Kurzfilm „La Gioconda Reloaded“ im Filmhaus. Es geht um die berühmte Monalisa, die Du in unsere multimediale Welt hinüberführst! Wie muss man sich das vorstellen?

Noushin Kiani: Monalisa hat ein bestimmtes Image, es ist das Gemälde von Leonardo da Vinci und die Monalisa wurde in den letzten 200 Jahren sehr oft von Künstlern benutzt, um diese Figur zu verändern. Selbst Salvador Dali und Marcel Duchamp haben sie karikiert. Auch Philosophen und Kunsthistoriker haben spekuliert über ihre Person. Mich hat interessiert, was nun das Besondere ist, warum man sie nicht in Ruhe lässt, warum man Monalisa nicht einfach als Gemälde akzeptiert.
Lisa Gioconda, die 3. Frau Francesco Giocondas lebte tatsächlich, sah so aus und wurde von Leonardo gemalt. Das Gemälde Monalisa steht heutzutage für Leonardo da Vinci, niemand interessiert sich wirklich für die Frau, die Person, die dort gemalt wurde. Mich interessierte, wie ihr Leben war. Das habe ich recherchiert, neu bearbeitet und in meinem Film umgesetzt!

Wie bist Du auf die Idee gekommen, gerade Monalisa lebendig werden zu lassen?
Schon als Kind im Iran, als ich noch Malkurse bei einem Kunstprofessor besuchte und während meines Kunststudiums waren meine ersten Begegnungen immer Monalisa. Das Thema war so verankert in meinem Kopf, dass es in den letzten drei, vier Jahren wieder sehr präsent wurde. Ich schlug ein altes Leonardo Kunstbuch auf und „stolperte“ quasi über sie. Dann diese vielen Filme beispielsweise auf Youtube und die Karikaturen von ihr. Ich habe mich gefragt, wie es mir selbst ginge, wenn ich diese Frau wäre!

Du hast Deiner Monalisa auch einen traurigen bzw. sentimentalen Charakter gegeben. Kann es sein, dass auch Deine eigene Biografie in diese Gefühle mit hineinspielt? Du kommst aus dem Iran, hast Deine ursprüngliche Heimat verlassen und eine neue gefunden. Du hast mal gesagt, jetzt ist die Monalisa da im Museum in Paris gefangen – da gehört sie eigentlich gar nicht hin!
Alle Kunstwerke haben immer mit der eigenen Person zu tun. Für mich war aber etwas anderes ganz wichtig. Zunächst war sie ein Mensch, eine Person, dann wurde sie zu einem Gemälde, sie hat ihre Identität verloren! Die Betrachter sehen in ihr nur ein Gemälde, keinen Mensch. Ich wollte ihr ein menschliches Image geben, ihren Ursprung als reale Frau. Beispielsweise sieht man im Film, der im Louvre entstand, natürlich das Gemälde von ihr, das hinter Panzerglas ist und zu dem massenweise die Menschen pilgern. In dem Film spricht Monalisa zu uns, erzählt, was sie denkt und fühlt. Sie spricht zunächst italienisch, dann französisch und schließlich deutsch, was ihre Globalisierung zeigt und dafür steht, dass sie schon überall war! Seit 50 Jahren darf das Bild jetzt allerdings nicht mehr reisen. Monalisa beschwert sich über die ewigen Fotoblitze. Und sie hat Heimweh nach Florenz, ihrem Mann und ihren Kindern. Auch erinnert sie sich an die Zeiten, als sie bei Napoleon im Schlafzimmer hing. Sehr lustig! In meinem Film ist sie eine Frau, die einmal gemalt wurde und jetzt aus dieser Nummer nicht mehr herauskommt!

Hast Du ganz alleine in Paris gedreht?
Ja, ich hatte eine professionelle Kamera in Videoqualität, die normalerweise für Werbefilme benutzt wird. Es sollte kein Dokumentarfilm werden, nicht so clean. Sondern eine lebensnahe Situation wider gespiegelt werden. Im Video ist man emotional mit dabei!

Die Einladungen und Plakate haben handgemalte Elemente, eine goldene Ponte Vecchio hinter dem Portrait der Monalisa. Warum Diese Veränderung?
Leonardo hatte im Hintergrund immer Phantasielandschaften. Ich habe überlegt, was ich dem Gemälde geben kann, damit es als Kunstaktion funktioniert. Ich habe mich bewusst für eine ernste Note entschieden und daher wählte ich die Ponte Vecchio aus ihrer Heimatstadt Florenz, ihrem Ursprung. Ich sehe sie zufriedener damit!

Die Komponente der Sehnsucht nach der Heimat ist offenbar ein starkes Element in dem Charakter, den Du Monalisa gegeben hast! Doch eine Parallele zu Deinem Leben, Deiner Heimat?
Ich fühle mich in Köln sehr wohl, es ist nicht wie meine Heimat, es ist meine Heimat. Ich habe in meinem Inneren schon die Sehnsucht nach Teheran oder in den Iran zurückzugehen, aber dann auch wiederzukommen. Abgesehen von der politischen Situation, kann ich mir nicht vorstellen, im Iran zu leben. Als Kind von etwa 8 Jahren wollte ich immer raus, mein Traum war als Künstlerin im Ausland zu leben. Alles, was ich mache hat natürlich damit zu tun, was ich fühle. Der Unterschied ist nur: Monalisa vermisst ihre Heimat. Sie kann da nicht raus, sie träumt davon wieder zurückzukehren. Bei mir ist es so: Meine Sehnsucht nach dem Iran hat eine Verbindung zu Deutschland, es ist nicht voneinander zu trennen. Mein Kunstlehrer im Iran sagte damals zu mir: „Noushin, Du musst raus, wenn Du das nicht tust, wirst Du unglücklich!“ Gott sei Dank ist mir das nicht schwer gefallen!

Noch eine letzte Frage. Wie lang ist der Film?
Er dauert etwa 5 Minuten. Als Überraschung wird vorher noch ein weiterer Kurzfilm von mir gezeigt, ein Liebesmärchen. Mehr wird nicht verraten!

Das Interview führte Silke Hallmann
 

Noushin Kiani lebt seit 1986 in Deutschland. Sie studierte Kunst in Köln und Düsseldorf.

Mehr Infos unter www.noushinkiani.de
Trailer zum Kurzfilm sehen sie hier.

 

Text: Gastbeitrag

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