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Kultur

Kirchen, Kelche, Kicker.

Donnerstag, 15. März 2018 | Text: Alida Pisu | Bild: Oliver Köhler

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Seit 1960 wählen die Mitglieder des Verbandes deutscher Sportjournalisten den herausragenden Fußballspieler einer Saison und ehren ihn gemeinsam mit dem Kicker-Sportmagazin. Uwe Seeler war der Erste, der ausgezeichnet wurde, ihm folgten Fußballgrößen wie Franz Beckenbauer, Michael Ballack oder Manuel Neuer.
Was vermutlich niemand von ihnen weiß: Der Fußballer-des-Jahres-Pokal kommt aus dem Kölner Süden, aus der Nähe des Südstadions, der Heimat des SC Fortuna Köln. Hier hat Silberschmied Martin von Bongardt seine Werkstatt. Und hier fertigt er nicht nur Traditionelles wie Kirchenkelche an, sondern auch die begehrten Pokale, von denen jeder Fußballer träumt. Meine Südstadt unterhielt sich mit ihm über die Herstellung des Pokals, über Fußball und FC.

Martin von Bongardt - Meine Südstadt

Zeichnung des Pokals für den Fußballer des Jahres

Meine Südstadt: Herr von Bongardt, wie wird man Silberschmied? Es ist ja kein alltäglicher Beruf.

Martin von Bongardt: Ich bin durch meinen späteren Lehrmeister daran gekommen. Mit ihm habe ich im Kirchenchor von St. Paul gesungen, da war ich noch Kind. Aber natürlich ist das, was mein Vater macht, nämlich Theaterausstattung, sehr damit verwandt.

Inwiefern?

(Herr von Bongardt Senior, der uns zuhört, erklärt): Ich mache Metallverarbeitung! Rüstungen, Schwerter, Lanzen, Karnevalshelme, imitierte Gewehre, Degen. Alles auf Bestellung hin, auf den persönlichen Wunsch zugeschnitten.

Dann liegt die Metallverarbeitung ja schon in der Familie.

Martin von Bongardt: Ja, ich mache halt feinere Sachen. Hauptsächlich Kirchengeräte, Tafelsilber und Restaurierungen. Vorwiegend arbeite ich zwar für katholische Kirchengemeinden, doch habe ich auch schon mal Abendmahlskelche der evangelischen Gemeinde in Ruppichteroth zum Aufarbeiten bekommen, dort habe ich auch ein Taufbecken für die Kirche angefertigt.

Martin von Bongardt - Meine Südstadt

Martin von Bongardt vor dem Aufgang zu seiner Werkstatt

Seit wann stellen Sie die Pokale für den Fußballer des Jahres her und wie kamen Sie zu diesem Auftrag?

Martin von Bongardt: Das mache ich seit 1991. Ich bin durch einen alten Goldschmiede-Kollegen daran gekommen, der wiederum mit meinem Meister im Kirchenchor von St. Gereon gesungen hat. Den Pokal hat er gefertigt, seitdem es ihn gibt. Aber er musste das aus Altersgründen abgeben und hat mich dann gefragt, ob ich es übernehmen könnte.

Den Entwurf für den Pokal haben Sie mit übernommen?

Martin von Bongardt: Genau so, wie ihn mein Vorgänger auch schon einige Jahrzehnte gemacht hatte. Der Auftraggeber ist ja das Kicker – Sportmagazin in Nürnberg und wenn sie mal etwas anderes haben wollten, müssten sie es beauftragen. Früher war es nur ein Pokal: für den Fußballer des Jahres. Seit drei Jahren gibt es auch noch einen Pokal für die Fußballerin und für den Trainer des Jahres. Die bekommen auch dasselbe Modell.

Wie wird so ein Pokal gefertigt?

Martin von Bongardt: Der Pokal selber besteht hauptsächlich aus Kupfer und Messing auf einem gedrechselten Holzfuß. Den Fuß lasse ich drechseln und dann werden die beiden Halbkugeln, aus denen die Fußballkugel zusammengesetzt wird, „gedrückt“ und dann zusammengelötet. Danach treibe ich das Fußballmuster da rein. Mit zwei Zirkeln teile ich das ein, fange oben an, stelle die Zirkel genau ein, denn kleine Fehler summieren sich. Wenn ich oben anfange, muss es gegenüber ja genau auskommen. Das Unterteil wird später auch noch versilbert, die Fußballkugel vergoldet und handpoliert. Es ist alles Handarbeit und das sind dann schon so 80 Arbeitsstunden.

Martin von Bongardt - Meine Südstadt

Detailansicht der technischen Zeichnung des Pokals

Waren Sie schon mal bei einer Pokalverleihung anwesend?

Martin von Bongardt: Nein. Diejenigen, die den Pokal bekommen, wissen auch nicht, wer ihn gemacht hat. Das ist ein bisschen so wie der mittelalterliche anonyme Künstler. Es ist zwar mein Stempel darauf, aber ich glaube, die meisten denken gar nicht so darüber nach. Das ist halt der Pokal und den kriegt man.

Haben Sie eine besondere Beziehung zum Fußball, z. B. zum FC?

Martin von Bongardt: Es ist natürlich schön, wenn der FC gewinnt, aber ich bin jetzt nicht so der Fan. Obwohl ich auch schon im Stadion war, als ich mal Karten bekommen hatte.

Wie sieht Ihre Prognose für den FC aus? Schafft er noch den Klassenerhalt oder muss er in die 2. Liga?

Martin von Bongardt: Ich denke, er wird in der Bundesliga bleiben. Nach den Turbulenzen der vergangenen Monate sieht es ja wieder ein bisschen besser aus.

Das hört sich sehr hoffnungsvoll an! Vielen Dank für das Gespräch.

Text: Alida Pisu

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