„Kultur kann man hier atmen“ – Mit einer Ehrenamtlerin im Comedia Theater
Donnerstag, 22. März 2018 | Text: Antje Kosubek | Bild: Oliver Köhler
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Die Mittagssonne erwärmt das Foyer des COMEDIA Theaters in der Kölner Südstadt. Gerade feiert Köln wieder die lit.Cologne – überall gibt es Lesungen und Veranstaltungen, an denen am Ende rund 111 000 Besucher teilgenommen haben werden. 191 Veranstaltungen insgesamt bietet das Festival, davon 92 im Rahmen des Kinderprogramms lit.kid.Cologne. So auch heute im COMEDIA Theater.
Mitten unter rund 100 Schülerinnen und Schülern im Grundschulalter treffe ich Lisbeth Poggenpohl. Sie arbeitet ehrenamtlich beim Vorstellungsdienst in der COMEDIA. Bevor ich meine erste Frage stellen kann, strömen immer mehr Kinder in den Raum. Alle wollen zeitgleich ihre Taschen, Jacken und Mützen auf den Garderoben ablegen, fragen wann es endlich losgeht oder wollen noch schnell zur Toilette.
Als Mutter erinnert mich dieses Gewusel sofort an diverse Kindergeburtstage. Lisbeth Poggenpohl schreitet selbstbewusst und freundlich voran, um die Lehrerinnen und Lehrer mitsamt der Schulklasse einzuweisen. Immer in der Hand: de Liste, auf der alle Gruppen, die sie betreut, klar protokolliert sind. Lisbeth bleibt auch ruhig, als sich die Türen vom Roten Saal öffnen und eine große Kinderschar herausgespuckt wird. Jetzt gilt es, die Ströme zu koordinieren. Die einen wollen in den sonnigen Innenhof zur Butterbrotpause, die anderen sind gerade gekommen und neugierig auf ihre gleich startende Vorstellung.
Inmitten der lit.kid.Cologne
„Während der Lit.Cologne ist hier immer viel los“ erklärt Susanne Faßbender, zuständige Koordinatorin der Ehrenamtler*innen „drei bis vier Vorstellungen am Vormittag sind normal. Letzte Woche waren insgesamt fast 3000 Kinder hier. Heute besuchen 840 Kinder das COMEDIA Theater, verteilt auf achtzehn Gruppen und vier Vorstellungen.“
Zwei Klassen sind schon gegangen – allerdings sind noch drei Kinderjacken zurückgeblieben. Während eine andere Kollegin die Besitzer der Kleidungsstücke sucht, kommt schon die nächste Schulklasse herein. Jeder Gruppe wird immer eine feste Ansprechperson zugeteilt. Alle Kleiderständer sind per Plan vergeben. „Bitte an den letzten Ständer alle Jacken und Taschen, die Rucksäcke kommen auf den Boden“ ruft Norbert den Mädchen und Jungs der Gesamtschule Holweide zu. Er arbeitet hier ehrenamtlich als Veranstaltungsleiter. Norbert ist seit drei Jahren Pensionär, war früher Vorstandsvorsitzender der Köln-Düsseldorfer (KD). Er kennt das COMEDIA Theater noch von früher, als er gemeinsame Werbe- bzw. Marketingveranstaltungen organisiert hatte. „Ich bin begeistert von der Vielfalt des Angebotes der COMEDIA und den netten Menschen hier. Außerdem kann ich die Kultur hier atmen“ schwärmt er. Drei bis viermal im Monat betreut er Veranstaltungen.
Danke Bons für freien Eintritt
Lisbeth Poggenpohl arbeitet seit sieben Jahren im Vorstellungsdienst. Durch Gespräche im Freundeskreis erfuhr sie von diesem Job – kurz bevor sie in Rente ging. „Die COMEDIA kenne ich schon lange. Ich habe früher als Sozialarbeiterin in der Südstadt gearbeitet. Da habe ich viele Förderprogramme für ältere Menschen organisiert. Mit den Senioren sind wir oft zu den Vorstellungen der COMEDIA, damals noch in die Löwengasse, gegangen.“ Sie fühlt sich im Ehrenamt sehr wohl: „Ich mache nur noch das, was mir Spaß macht und wo ich Wertschätzung erfahre. Außerdem sind wir ein nettes, kreatives Team, mit einer lockeren Arbeitsatmosphäre.“ Lisbeth Poggenpohls Leidenschaft war das Kabarett-Theater: „Deswegen hatte ich mich auch anfangs für viele dieser Veranstaltungen einteilen lassen. Jetzt ist mir das Kinder- und Jugendtheater ans Herz gewachsen. Beim Vorstellungsdienst lasse ich hauptsächlich die Zuschauer zu den Vorstellungen in den Saal und reiße Karten ab. Bei Kindervorstellungen kann ich sogar kostenlos zusehen, bei Kabarettveranstaltungen erst nach der Pause. Ich lerne hier viel über das Theater und bin gut eingebunden.“ Zudem bekommt jede/r Ehrenamtler einen „Danke Bon“ für jede Veranstaltung, die begleitet wird. Bei drei Bons erhalten die Ehrenamtler dann einen freien Eintritt zu einer Veranstaltung ihrer Wahl.
Lisbeth Poggenpohl weist mich auch in die vorbereitenden Aufgaben ein: Was mache ich wenn ein Rollstuhlfahrer kommt? Wo sind entsprechende Plätze eingerichtet – auch für die Begleitperson? Sie hat alles auf dem Schirm: Wer sitzt wo im Saal, wie sehen die Toiletten aus oder gibt es noch genügend Prospekte auf den Tischen?!
„Ich arbeite ungefähr zwei bis sechsmal im Monat in der COMEDIA. Susanne Faßbender vom COMEDIA Theater, koordiniert alles im Hintergrund und macht den Dienstplan. Wir können alle unsere Wunschtermine äußern, anhand derer sie uns dann einplant. Manche arbeiten ja gern am Wochenende oder nur vormittags, das passt immer alles ganz gut.“
Bei Abendvorstellungen dauert ein normaler Vorstellungsdienst in der Regel zweieinhalb Stunden. Die COMEDIA sucht immer wieder Interessierte für den Vorstellungsdienst. Lisbeth Poggenpohl findet: „Der Einstieg ist ziemlich unproblematisch. Man wird eingearbeitet und läuft erstmal mit. Wenn man sich sicher fühlt, tritt man den Dienst allein an. Es ist aber auch immer eine Veranstaltungsleitung vor Ort, die unterstützt oder die man fragen kann.“
Gemeinschaft ist wichtig
Einmal im Jahr werden alle Ehrenamtler des COMEDIA Theaters zu einem gemeinsamen Impro-Workshop eingeladen, der sehr beliebt ist. Als Gruppe sind sie auch zu vielen anderen Aktivitäten eingeladen, wie z.B. dem Südstadtzug, einem großen Kaffeklatsch und der gemeinsamen Weihnachstfeier. Das sind viele wertschätzende Aktionen für die Ehrenamtler. Man kann es förmlich spüren, dass alle den Vorstellungsdienst im COMEDIA Theater mit viel Leidenschaft machen. „Es kommt einfach viel zurück: Alle sind gut gelaunt, wenn sie hierher kommen: das Publikum, die Menschen, die hier arbeiten – das ist enorm positive Energie.“ fasst es Lisbeth Poggepohl zusammen.
Interessierte für den Vorstellungsdienst können sich melden bei Susanne Faßbender (susanne.fassbender@comedia-koeln.de, Telefon: 0221 / 888 77 112)
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Kommentare
bin etwas verdutzt, das ein solch nobler Ort, mit recht teuren Veranstaltungen ehrenamtlisch aktive Menschen Arbeiten verrichten lässt.
Wenn es an der teuren Immobilie liegen sollte, die abbezahlt oder hochpreisig gemietet werden muss, dann fände ich dies besonders fragwürdig.
Liebe Martina,
einen Zusammenhang zwischen der Immobilie und den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen gibt es nicht.
Ich hatte nur Menschen kennengelernt, die ihr Ehrenamt in der Comedia sehr gern tun und zwar freiwillig.
Viele Grüße
Antje