Gegen das Verhungern und Verrecken: Katzen in Köln werden kastriert
Dienstag, 27. März 2018 | Text: Alida Pisu
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Als erste deutsche Millionenstadt hat die Stadt Köln eine Katzenschutzverordnung erlassen. Sie tritt am 4. April 2018 in Kraft und verpflichtet Halterinnen und Halter von „Freigängerkatzen“, sprich Katzen, die vor die Tür kommen, zur Kastrierung, Kennzeichnung und Registrierung ihrer Katze. Bei einem Pressegespräch im Zollstocker Konrad-Adenauer-Tierheim informierten Verwaltung, Tierheime und Tierschützer über Hintergründe und Ziele der Verordnung. Rund zwei Millionen Katzen leben nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes auf der Straße. In Köln sind es rund 20.000 Katzen, die täglich um ihr Überleben kämpfen. Die neue Katzenschutzverordnung soll dazu dienen, diese Population auf Dauer zu senken und Katzenelend zukünftig zu verhindern. Bis 2015, dem Jahr, in dem das Land NRW ein ökologisches Jagdgesetz verabschiedete, lag die „offizielle Jagdstrecke“ an Katzen, die durch Jäger abgeschossen wurden und werden durften, bei 10.000 Katzen pro Jahr. Tierschützer waren erleichtert über das Abschuss-Verbot. Allerdings könnten die Katzen-Populationen nun deutlich größer werden, so die Prognosen. Einer der Gründe dafür, die Katzenschutzverordnung zu erlassen. Aber nur einer. Dass die Tierheime geradezu überlaufen sind von Katzen, insbesondere in den Sommermonaten, und dass es schwierig ist, Katzen, die älter als ein Jahr sind, zu vermitteln, erläuterte Tierärztin Gabriele Pappenheim vom Umwelt- und Verbraucherschutzamt bei dem Pressegespräch. Allein im Zollstocker Tierheim landen jedes Jahr 300 bis 400 Katzen. Im Tierheim Dellbrück sind es sogar mehr als 600 Katzen.
Kein Hilfsmittel gegen Katzen-Aids
Vom Leiden und Elend der Straßenkatzen berichtete Gabriele Biesek, Vertreterin des Vereins „Straßenkatzen Köln“. „Was wir auf der Straße sehen“, so Biesek, „möchte kein leidensfähiger Mensch sehen. Die Tiere verrecken, verhungern und bleiben angefahren in der Ecke liegen. Wir retten Katzen mit Seuchen. Sie sind verwurmt, verfloht, und sie vermehren sich unkontrolliert immer weiter.“ 220 wild lebende Katzen werden durch „Straßenkatzen Köln“ täglich versorgt: „Die kriegen alle ihren Mampf, aber irgendwann können wir das nicht mehr bezahlen. Auch die anderen Vereine nicht. Deshalb muss ein Riegel vorgeschoben werden.“ Dieser Riegel würde sich auch positiv auf Hauskatzen auswirken. Katzen mit Freigang, die mit wild lebenden Tieren in Berührung kommen, laufen Gefahr, sich mit ansteckenden Krankheiten wie Katzen-Aids zu infizieren, für die es kein Heilmittel gibt. Das sollten Katzenhalter bedenken, appellierte Elke Sans, eine Vertreterin des Tierheims Zollstocks. Es ginge eben nicht nur um die Vermeidung des Elends der Straßenkatzen, sondern auch um die Gesundheit der Hauskatzen.
Stadtverwaltung setzt auf Einsicht der Bürger
Wer nun genügend gute Gründe hat, seine Katze kastrieren zu lassen, sollte beachten: ab dem 5. Lebensmonat muss kastriert werden, wenn das Tier raus gehen soll. Die Kastration kostet bei Katern 90 Euro, bei weiblichen Tieren 130 – 150 Euro. Für die Kennzeichnung, zum Beispiel durch eine Tätowierung oder einen Mikrochip, fallen Kosten in Höhe von 75 Euro an. Nach der Kennzeichnung muss das Tier bei einem Haustierregister wie „TASSO“ gemeldet werden. Das ist kostenlos. Der Katzenschutzbund Köln gibt für Bedürftige Kastrations-Gutscheine gegen einen Eigenanteil von 25 Euro aus. Vorerst setzt die Stadtverwaltung auf die Einsicht der Bürger. Von Bußgeldern bei Nichtbefolgung der Verordnung will Konrad Peschen, Leiter des Umwelt- und Verbraucherschutzamtes, deshalb erst einmal nichts wissen. Wichtig sei es, die frei lebenden Populationen im Auge zu haben und sie zu senken. Deshalb wäre es der richtige Weg, auf die Öffentlichkeit zuzugehen, zu informieren und ein Bewusstsein für das Problem zu schaffen.
Gute Erfahrungen aus anderen Städten
Erfahrungen aus anderen Städten, die bereits vor Köln die Kastrationspflicht eingeführt haben, zeigen, dass die Kastrationsverordnung sich für Halter und Stadt lohnen könnte. In Paderborn, wo seit 2008 kastriert wird, werden deutlich weniger Katzen in den Tierheimen abgegeben, was auf Verringerung der Populationen hinweist. Auch in Essen oder Kerpen kann man auf Erfolge verweisen. Die bisherigen Erfahrungen sind durchweg positiv. Für Katzenhalter bedeutet das: geringere Gefahren für Hauskatzen, sich an frei lebenden Katzen anzustecken. Für die Stadt Köln hoffen und erwarten die Verantwortlichen, dass die Population sinkt und damit auch das Verrecken und Verhungern der Straßenkatzen weniger wird. Über die Verordnung erfahrt Ihr mehr hier, über den Katzenschutzenbund hier und über die Hilfsorganisation „Straßenkatzen“ hier.
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Ein größeres Bewusstsein für die Vorteile und Notwendigkeit des Kastrierens, Kennzeichnens und Registrierens von Hauskatzen mit Freigang zu schaffen – das ist auch das Ziel unserer neuen Kampagne „Schütze Deine Katze“: http://www.welttierschutz.org/katze. Und mithilfe eines individuellen Katzenschutzpasses, den man an die Bedürfnisse und Eigenschaften der eigenen Katze anpassen kann und der eine Gesundheits-Checkliste sowie Tipps zur Gefahrenreduzierung im Haushalt enthält, sorgt man gleichzeitig für den bestmöglichen Schutz und optimale Betreuung das ganze Jahr hindurch.