Vegan in Hahnwald
Montag, 23. April 2018 | Text: Reinhard Lüke
Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Ist ja eine feine Sache, wenn Verbraucher in steigender Zahl wissen möchten, was in ihren Lebensmitteln denn so alles drin ist. Noch bewusstere Ernährung und so. Ich begrüße das ausdrücklich. Meistens jedenfalls. Aber letzten Samstag war ich morgens beim Bäcker meines Vertrauens, um wie üblich Brötchen, Croissants und eine Zeitung zu holen. Letztere hat er praktischerweise auch im Angebot. Die Schlange der Wartenden reichte zwar mal wieder bis auf den Bürgersteig, aber beim Bäcker geht’s ja meistens schnell voran. Da weiß schließlich jeder, was er will. Ruckzuck sind die Sachen eingetütet, bezahlt und weiter geht´s. Wenn nicht gerade wieder einer zwei Röggelchen mit einem 200-Euro-Schein bezahlen möchte. Am Samstag lief es jedenfalls wie geschmiert. Bis eine Frau mittleren Alters, lässig teuer gekleidet und in der Schlange zwei Positionen vor mir, an die Reihe kam.
Bewusst ernährt und im Recht
Die bestaunte erstmal in aller Ruhe die Auslagen. Okay, offenbar ihr erster Besuch dieser Bäckerei. Doch dann begann sie wahrhaftig, bei jeder Art von Brötchen, die ihr näheres Interesse geweckt hatte, nach der exakten Zutatenliste zu fragen. Ob das Roggenbrötchen denn wirklich ein reines Roggenbrötchen sei oder womöglich doch Spuren von Weizenmehl enthalten könnte. Und welcher Art die Körner im Körnerbrötchen denn genau seien. Wollte sie vielleicht auch noch ein Foto des Bauern sehen, der das Getreide angebaut und geerntet hatte? Oder die exakte Typenbezeichnung des involvierten Mähdreschers? Oder sollte sie womöglich denken, dass Bio-Bauern noch mit der Sense mähen? Da die Bäckereifachverkäuferin offenbar nicht ganz vom Fach war, musste sie die gewünschten Informationen erstmal backstage einholen. Am Ende entschied sich die wissbegierige Kundin nach sorgfältigen Überlegungen für exakt zwei (!) Brötchen und fingerte ihre Geldbörse aus der Tasche. Dass die Schlange von zunehmend genervten Menschen hinter ihr inzwischen ein beträchtliche Länge erreicht hatte, schien die Frau nicht im mindesten zu interessieren. So sie es denn überhaupt wahrgenommen hatte. Wer sich bewusst ernährt, ist schließlich im Recht. Immer und überall.
Vegane Butter-Crossants?
Und als ich dachte, nun habe das absurde Theater am Bäckerei-Tresen endlich ein Ende gefunden, deutete die Dame noch auf einen Korb in der Auslage, der groß und deutlich mit „Butter-Croissants“ beschriftet war. Was denn nun noch? „Sind die Croissants vegan?“ Da musste auch die Fachverkäuferin nicht lange nachdenken. Nein, das seien schließlich Butter-Croissants und die würden nunmal mit Butter gemacht. „Schade“ entfleuchte es der Lady dann noch, bevor sie sich endlich vom Acker machte. Liebe Leute, hier mal eine Info in eigener Sache. Croissants, die den Namen verdienen, sind immer mit Butter gemacht. Mit reichlich Butter. Wenn die Tüte mit den Leckereien daheim nicht ordentliche Fettflecken aufweist, sind es keine Croissants! Was immer ihr in alternativen Gesundbäckereien als Vollkorn- oder Dinkel-Croissants ersteht – das sind keine Croissants sondern Beleidigungen für jeden französischen Dorfbäcker. Und ihr deutschen Öko-Backstubenbetreiber: Nennt eure gedrechselten Produkte von mir aus Vollwerthörnchen oder Ballastwickel, aber nennt sie nicht Croissants! Es gibt nunmal Lebensmittel, die vielleicht nicht unbedingt gesund aber saulecker sind. Wenn mir mal nach einem ordentlichen Stück Fleisch ist, kaufe ich mir ein Steak und kein Tofu-Schnitzel mit aufgeprägten Grillspuren und eingespritztem Raucharoma.
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Meine Südstadtpartner
Living Mindfulness – mit Achtsamkeit durchs LebenDat Wasser von Paderborn
Der überraschend aufgezogene Sommer bringt beziehungsweise brachte es mit sich, dass auch öffentliche Kübelpflanzen nach Wasser verlang(t)en. So auch die spärlichen Begrünungsversuche im Rheinaufhafen. Am Donnerstag letzter Woche war da morgens gegen acht Uhr ein Mann in einem Kleinlaster mit Wassertanks und einer Spritzvorrichtung unterwegs, um den darbenden Gewächsen Linderung zu verschaffen. Gut so. Als er schließlich in seinem Gefährt an mir vorbei tuckerte, fiel mein Blick auf das Kennzeichen seines Autos: PB! Was, wie ich aus sicherer Quelle weiß, für den Landkreis Paderborn steht. Auf die Fahrertür war dann auch noch sowas wie „Gärtnerei Fachbetrieb xy, Paderborn“ gepinselt. (Den genauen Namen der Firma hab´ ich mir jetzt nicht gemerkt.) Sollte es wirklich so gewesen sein, dass da ein Gartenfacharbeiter morgens um sechs in der ostwestfälischen Metropole mit seinem Pickup und ein paar tausend Litern Leitungswasser in Plastikbottichen aufgebrochen war und 200 Kilometer auf der Autobahn zurückgelegt hatte, um im Rheinaufhafen ein paar Kübelpflanzen zu bewässern? Wie sieht es denn da mit dem ökologischen Fußabdruck aus? Übelst. Aber hallo! Muss die Stadt – oder ist vielleicht das Hafenamt zuständig? Ist das am Ende nicht auch die Stadt?- solche Gießaufträge womöglich europaweit ausschreiben? Dürfen wir da am Ende froh sein, dass nicht ein Gartenbaubetrieb aus Danzig sondern einer aus dem nahen Paderborn das Rennen gemacht hat? Oder handelt es sich bei der vermeintlich pussierlichen Gärtnerei in Ostwestfalen in Wahrheit um eine bundesweit aktive Bewässerunsgkette mit einer Dependance im Rheinland, die in der Südstadt echt Kölnisch Wasser ausschenkt? Sollte der Kübelgießer mit Paderborner Kennzeichen mir nochmal unterkommen, werd´ ich ihn anhalten und fragen. Der Sommer geht ja noch eine Weile.
Schönes Parken im Wald
Sonst noch? Ja, unser Ortsheimatblättchen, der KSTA, hat per Leserbefragung die beliebtesten Kölner Stadtteile ermittelt. Mit teils durchaus überraschenden Ergebnissen. Nun gut, dass die Südstadt in puncto Lebensqualität ganz oben rangiert, hatte ich nicht anders erwartet. Erstaunlich fand ich allerdings die Einstufung der Enklave Hahnwald. Die ergatterte nämlich die Spitzenposition in den Rubrik „Parkmöglichkeiten“. Nun hab´ ich persönlich in Hahnwald noch nie einen Parkplatz gesucht und auch gar nicht vermutet, dass es das sowas wie öffentliche Abstellflächen für Gast-PKWs überhaupt gibt. Aber vielleicht war das mit der Öffentlichkeit in der Erhebung ja auch gar nicht von Belang. Haben die Hahnwalder bei der Befragung womöglich einfach nur kundgetan, dass sie so gut wie nie Probleme haben, die Zufahrten zu ihren Dreiergaragen zu finden? Ich werd´ da mal hinfahren und mich auf der Suche nach öffentlichen Parkflächen verdächtig verdächtig machen.
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