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Sport Südkids

„Sie wollen doch nur spielen“ – Sommermädchen 2011

Dienstag, 21. Juni 2011 | Text: Antje Kosubek | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Fußball ist die Sportart Nummer eins in Deutschland. Eine Männerdomäne ist der Rasensport schon lange nicht mehr, der Frauenfußball wächst stetig an und das nicht nur, weil die Frauenweltmeisterschaft im eigenen Land vor der Tür steht. Mittlerweile spielen deutschlandweit über eine Million Frauen und Mädchen in über 5000 Mannschaften Fußball.
Dabei liegt das erste Frauenländerspiel gerade mal 30 Jahre zurück und die Vorgeschichte sieht eher trist und grau aus. Der DFB hatte in den 60er Jahren noch kein Interesse am Frauenfußball, sondern stellte diesen als „unweiblich“ dar und scheute sich nicht davor, das „Zurschaustellen des weiblichen Körpers“ beim Spiel als „unschicklich“ und „anstandsverletzend“ darzustellen.

 

Ein Frauenfußballverbot wurde erst 1970 in den DFB-Mannschaften aufgehoben. Heutzutage kaum nachvollziehbar! An der wachsenden Beliebtheit hat die deutsche Nationalelf der Frauen, die zweimal in Folge Weltmeister (2003 und 2007) wurden, einen sehr großen Anteil. Doch wie sieht es an der Basis aus, im Jahr der Frauenfußball-WM im eigenen Land? Wiederholt sich das WM-Sommermärchen oder ist es nur ein Stohfeuer?
„Meine Südstadt“ hat die 12-jährige Jette Tolksdorf getroffen, die seit einem Jahr bei Fortuna Köln Fußball spielt. Wir wollten wissen, wie man es schafft Rasen, Pubertät, Training, Schule und Freunde unter einen Hut zu bekommen.

Wie bist Du zum Fußball gekommen?
Jette: „Also eigentlich habe ich irgendwie schon immer draußen Fußball gespielt. Mein jüngerer Bruder spielte damals schon in einem Verein, bei DJK Südwest. Und dann habe ich mit acht Jahren auch dort angefangen. Die Jungs mit denen ich auf der Straße spielte, hatten mich oft gefragt, ob ich in einem Verein bin, weil ich so gut spielte. Einige Zeit später hatte mich Calogero Brancato (Anm. d. R. der Trainer der U 15 Damen-Mannschaft bei Fortuna Köln) auf dem Bolzplatz beobachtet und gefragt, ob ich nicht Lust hätte bei Fortuna zu spielen.“

In welcher Mannschaft spielst Du jetzt und auf welcher Position?
Jette: „Ich spiele für die C1 oder C2-Mannschaft. Wenn ich ein Spiel am Wochenende habe, dann eigentlich für die C2, aber ich werde auch oft in die C1 genommen. In der C2 spiele ich die 6er Position, also vor der Abwehr und hinter dem  Mittelfeld. Ich habe sozusagen eine Verteilerposition und muss die Bälle abgeben. In der C1 werde ich als Mittelstürmerin eingesetzt. Am liebsten spiele ich jedoch rechtes Mittelfeld.“

Und wie schaffst Du das zeitlich mit der Schule, Freunden und Training?
Jette: „Das ist ganz schön schwierig, denn wir trainieren an mindestens zwei Tagen in der Woche, dazu kommen noch Spiele am Wochenende und auch schon mal in der Woche. Ich bin jetzt in der 7. Klasse an der Ernst Simons Realschule und wir haben an zwei Tagen bis in den Nachmittag hinein Unterricht. Das erfordert viel Disziplin und Organisation.“
Auch Jettes Mutter Samia reklamiert den großen Mangel an Zeit, den ihre Tochter hat, bei zwei bis dreimal Training in der Woche, exklusive Spiele und Turniere. Sie sorgt sich, dass die Schule zu kurz kommt, weil einfach die Zeit fehlt und beklagt sich, das seit „G8“ die Kinder an weiterführenden Schulen kaum noch Zeit für außerschulische Hobbys haben.

Und was sagen Deine Freundinnen zu Schienbeinschonern anstatt „Hannah Montana“ oder „Bravo Girl“ ?
Jette: „Meine Freundinnen mögen überhaupt keinen Fußball. Bis jetzt leiden meine Freundschaften aber nicht unter dem Fußball. Wenn ich samstags erst am Nachmittag ein Spiel habe, kann ich mich auch verabreden oder mal bei einer Freundin übernachten. Es kommt aber auch vor, dass man etwas vor hat und dann nicht kann, weil ein Spiel ansteht. Dann ärgere ich mich schon. Aber ich habe auch Freundinnen innerhalb der Mannschaft gefunden, das verbindet auch. Anstatt des verlängerten Wochenendes an Pfingsten und dementsprechend viel Freizeit, stand ich mit meiner Mannschaft im Pokalfinale des Mittelrheinpokals.“
 

Oft wird ja argumentiert das Frauen weniger Kraft haben. Geht Ihr auch hart ins Spiel? Und, warst Du auch schon mal verletzt? Lachend zeigt mir Jette zeigt ihre frische Verletzung vom Training.
Jette: „Eigentlich achte ich gar nicht so sehr darauf, ich spiele eben Fußball und wenn da mal eine Verletzung raus kommt, dann ist es halt so. Neben uns trainieren die Jungs aus der C-Jugend, wenn wir gegeneinander spielen, stellen wir fest, dass wir genauso gut sind. Und da wird ja auch normal gegeneinander gespielt und auch mal gefoult.
Die Mädchenmannschaft der U15 hat eine große Alterspanne, da spielen Mädchen im Alter von 11 – 15 Jahren mit. Das merkt man schon beim Spiel, wenn man gegen Ältere spielt – die sind einfach viel größer und kräftiger. In der kommenden Saison (2011/2012) wollen wir etwas Neues ausprobieren und treten in eine Jungenstaffel ein. Dann können wir regelmäßig gegen Jungs spielen. Die Idee ist, dass wir von der Körper- und Balltechnik noch mehr dazulernen können.“

Was bedeutet Dir die Weltmeisterschaft der Frauen im eigenen Land?
Jette: “Eigentlich bekomme ich das nur am Rande mit. Der Männerfußball interessiert mich da schon eher. Es gibt zwar auch das Angebot, das wir mit der Mannschaft zu einem Spiel fahren.“

Doch dann muss Jette schon wieder los, denn sie hat gleich ein Spiel, ausgerechnet gegen DJK Südwest, ihren ehemaligen Verein. Ich kann ihr schnell noch eine letzte Frage stellen.
 

Wer ist Dein Lieblingsverein?
Jette „(Lacht) Auch wenn ich in Köln lebe, ich bin ein Fan von Bayer Leverkusen und auch von Hannover 96.“

Das Spiel gegen ihren früheren Verein DJK Südwest hatte Jette’s Mannschaft mit 5:6 im Elfmeterschießen gewonnen. Infos rund um Fortuna und die Mädchen und Damenmannschaften findet Ihr hier. Ein Probetraining kann man nach vorheriger Anmeldung per Mail anfragen bei:  juniorinnenkoordinator@fortuna-koeln.de

 

Text: Antje Kosubek

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