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Bildung & Erziehung

“Das ist kein Unkraut. Das kann man essen!”

Freitag, 15. Juni 2018 | Text: hmkw.de | Bild: hmkw.de

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Alles wächst wild durcheinander. Hier und da steht mal ein Keramikblumentopf. Man kann es sich wie einen riesengroßen Garten vorstellen. Ein Fleckchen Natur mitten in der Großstadt. Zunächst wirken die Wildkräuter auf dem Neuland-Gelände im Süden Kölns unscheinbar. Beim genaueren Betrachten stellt man aber schnell fest, dass es dort richtig viele Wildkräuter gibt. Mit denen man super leckeres Essen zubereiten kann.
Im Mai hat das NeuLand-Team seinen ersten Wildkräuter-Spaziergang veranstaltet. Unter anderem Doro hat die Tour geleitet, sie hat den NeuLand-Garten vor sieben Jahren mitgegründet. Auch für sie war das der erste Spaziergang dieser Art. Sie hat den Teilnehmern direkt zu Beginn mitgegeben, dass es den NeuLändern wichtig ist, Wissen auszutauschen und kostenlos zu vermitteln. “Mir geht es darum, Nachhaltigkeitswissen für alle leicht zugänglich zu machen. Wissen zu teilen und nicht zu kommerzialisieren. Im Prinzip die Idee von Open-Source.”, erklärte sie.

Wildkräuter im Neuland

Mit Wildkräutern zu Umweltbewusstsein

Bevor es losging, haben sich alle einander vorgestellt. Unter den Teilnehmern waren Eltern mit ihren kleinen Kindern, Naturliebhaber und auch eine Studentin, die sich für die Wildkräuter interessierte. Nach und nach bildete sich eine Gruppe von 15 Leuten. Gemeinsam sind sie mit den NeuLand-Führerinnen kreuz und quer über das Gelände geschlendert. Nicht nur diese konnten ihr Wissen vermitteln: Eine der Teilnehmerinnen hatte bereits auf eine andere Weise Erfahrungen mit Fauna und Flora gesammelt. Sie hat als Landschaftsarchitektin gearbeitet und kannte sich auch mit verschiedenen Wildkräutern aus. Aber auch die anderen Teilnehmer wussten schon Einiges. Zwischendurch las NeuLänderin Andrea etwas aus ihrem Wildkräuterbuch vor. Alle hörten aufmerksam zu und probierten gleichzeitig die Kräuter oder schnupperten daran. “Das besondere an Wildkräutern ist die unglaubliche Vielfalt an Einsatzmöglichkeiten. Dieses Wissen wird heute wieder breiter gefunden. Nicht nur sind sie gesund und regional, sondern das Beobachten von Wildkräutern bringt einen näher an die Umweltzusammenhänge. Wo wachsen welche Kräuter? In welchem Zustand sind sie? Und was sagt das eigentlich über den Boden und die Umwelt aus?”, erklärte Doro.

Wildkräuter im Neuland

Gundermann, Frauenmantel&Co

Währenddessen sammelte sie Kräuter in einer großen Schüssel, um sie später als Zutaten für Limonade, Pesto und Kräuterquark zu verwenden. In der Schüssel landeten Johanniskraut, Frauenmantel, Gundermann, Lavendel, verschiede Minzsorten, Brennnesseln und weitere Kräuter. Andrea las vor, dass Brennnesseln nicht mehr piksen, wenn man die Haare auf den Blättern gegen den Strich streicht. So lösen sie auch kein unangenehmes Kribbeln auf der Zunge aus. Keiner konnte sich das entgehen lassen. Den neu gelernten Trick mit den Brennnesseln haben die Teilnehmer direkt selbst ausprobiert. Und tatsächlich, es hat funktioniert. Um nach dem Spaziergang die leckeren Sachen selbst zubereiten zu können, spazierte die Gruppe weiter durch das NeuLand-Gelände und sammelte fleißig Wildkräuter. 


Wildes kleines Naturschutzgebiet

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Doro blieb stehen und fing an, über weitere Kräuter zu sprechen. Jeder zupfte sich etwas ab und schnupperte erst mal vorsichtig daran. Es war Schokominze, die nicht pikst und nach Schokolade schmeckt. Andrea fand eine passende Textpassage in ihrem Wildkräuterbuch und las wieder vor. Hin und wieder tauschten ein paar Teilnehmer erstaunte Blicke aus. Andere waren neugierig und stellten viele Fragen. Mal antworteten Doro und Andrea, aber auch die Kräuterspaziergänger selbst konnten auf ihr Wissen zurückgreifen und etwas darüber erzählen. Die Kinder der Teilnehmer rannten um die Gruppe herum und erkundeten das NeuLand-Gelände. Auch der Jüngste durfte mal probieren und war von den Bienen fasziniert, die dort herumsummten. Weitere Wildkräuter fielen zunächst gar nicht auf. Der ganze Kräuterhügel in diesem Gemeinschaftsgarten wirkte wie ein kleines, wildes Naturschutzgebiet. Zwischen hohem Gras hockte sich Doro dann auf einmal hin, und tatsächlich waren auch dort wieder Wildkräuter. “Wenn man anfängt auf die Wildkräuter zu achten, achtet man auch anders auf die Natur. Plötzlich entdeckt man hinter jedem Grün die Vielfalt, die stille Schönheit.”, fand sie.

Wildkräuter im Neuland

Unkompliziert lecker!

Die Gruppe lief dann runter vom Hügel und einmal quer über das Gelände zu Holzkisten, in denen weitere Kräuter wachsen. Die Teilnehmer blickten neugierig in die Beetkästen. “Es geht darum, ein Gefühl dafür zu entwickeln, was man alles mit diesen zum Teil unbekannten Kräutern machen kann.” Alle waren aufmerksam, als Doro erklärte, was man hier findet, zu welcher Zeit die Kräuter jeweils blühen und unter welchen Umständen sie am besten wachsen.
Als sie den Teilnehmern alles gezeigt hatte, schlenderte die Gruppe zurück zum Startpunkt. Dort angekommen sollte jeder mit anpacken, um mit den gesammelten Kräutern und weiteren Zutaten ein Essen zuzubereiten. Doro holte die anderen Zutaten aus einem Wohnwagen und stellte sie auf einen langen Holztisch, an dem sich alle hinsetzten. Auch der Holztisch kommt aus eigener NeuLand Herstellung. Mit viel freiwilliger Hilfe, wurde er ein paar Wochen zuvor gebaut und jetzt beim Kräuterspaziergang offiziell eingeweiht. Andrea fuhr los und holte noch schnell Naturquark. Um einen Wildkräuterquark zu machen, verwendet man keine speziellen Wildkräuter, sondern man kann sie beliebig und nach Vorliebe zusammenstellen. Andrea rührte den Kräuterquark dann an. Dafür hat sie einen Teil der gesammelten Wildkräuter zerkleinert und mit einem dem Quark in eine Schüssel gegeben, dann vermischt und zu einem cremigen Kräuterquark gerührt: Lecker muss nicht gleich kompliziert sein.

Wildkräuter im Neuland

Frisch gewinnt!

Nachdem alles auf dem Tisch stand, teilte sich die Gruppe auf. Einer schnitt Brot, jemand anderes Champignons. Weitere Teilnehmer drehten mit Andrea und Lilia Kräuter durch einen Fleischwolf: Heraus kamen gepresste Kräuter, die wie Nudeln oder gehacktes Fleisch aussahen. Zu den gepressten Kräutern gab das NeuLand-Team Salz, Rapsöl und Parmesan hinzu und innerhalb von fünfzehn Minuten erhält man so eine gesunde und frische Variante zum Pesto aus dem Supermarkt. Jeder hat mitgeholfen und bevor das Essen fertig war, schenkte Doro allenein Glas selbstgemachte Wildkräuter-Limonade ein. Alle Teilnehmer haben sich dann am großen Tisch versammelt und das frische Essen probiert. Beim Probieren kam Begeisterung auf, auch den Kindern haben die selbst gemachten Varianten geschmeckt.

Wildkräuterblüte auch im Spätsommer

Einen festen Termin für den nächsten Wildkräuter-Spaziergang auf dem NeuLand- Gelände gibt es auch schon, nämlich das Frühsommerfest der NeuLänderInnen am 16. Juni ab 15h im Garten. Doro stellt noch mehr in Aussicht: “Im Frühjahr ist so ein Spaziergang ideal. Doch im Sommer blühen dann wieder ganz andere Kräuter. Deshalb nehmen wir uns vor, auch im Spätsommer wieder einen Wildkräuter-Spaziergang zu machen.” Um daran teilzunehmen, bedarf es keiner offiziellen Anmeldung. Das NeuLand-Gelände ist für alle Interessierten offen zugänglich und die NeuLand-GärtnerInnen freuen sich immer über neue MitmacherInnen.

Hier noch ein kleiner Rezepttipp zum Runterladen: Wildkräuter Limonade mit frischem Gundermann

Diese Veröffentlichung entstand in Zusammenarbeit der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft und der Redaktion von meinesuedstadt.de. Text & Bild: Ella Clasen und Caterina Nürnberg

Hier erfahren Sie mehr zu unserer Kooperation mit der HMKW.

Text: hmkw.de

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