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Gesellschaft

Mama Gina hilft Menschen im Kongo – Es gibt nichts Gutes, außer man tut es

Dienstag, 26. Juni 2018 | Text: Jasmin Klein | Bild: Oliver Köhler

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Der Kongo erlebt seit 20 Jahren eine der schwersten humanitären Krisen weltweit. Drei Viertel der über 80 Millionen Kongolesen leben unterhalb der Armutsgrenze Und das trotz eines enormen Reichtums an Bodenschätzen. Diamanten, Gold, Kupfer, Zinn, um nur einige zu nennen und das für unsere Handys so wichtige Coltan machen das Land seit der Kolonialzeit bis heute so bedeutsam für die Profiteure in den Industrienationen. Konflikte zwischen verschiedenen Rebellengruppen, die von anderen Ländern unterstützt wurden, und dem Militär führten zum so genannten »Afrikanischen Weltkrieg« (1998–2003) mit Millionen von Toten. Auf dem Human Development Index der Vereinten Nationen nahm das Land im Jahr 2013 den vorletzten Platz ein, verbesserte seinen Indexwert jedoch seither. Trotzdem benötigen rund 10 Prozent der Bevölkerung dringend humanitäre Hilfe. Neben offiziellen Förderprogrammen gibt es Menschen, die durch Eigeninitiative dazu beitragen wollen, die schlimmste Not zu lindern. Eine davon ist Gina.

Auf der Flucht vor dem Krieg

Wir treffen Gina im WIPPNBK. Sie lebt seit über 25 Jahren in der Südstadt und wurde im Kongo geboren, als er noch Zaire hieß. Eine eindrucksvolle und charismatische Frau. „Die Situation im Kongo war für mich sehr schwierig. Ich bin in meiner Familie das erste von sieben Kindern. Ich wurde von meiner Großmutter großgezogen, und sie wollte, dass ich eine gute Bildung erhalte, und so kam ich mit sieben Jahren in ein katholisches Internat. Das war hart für mich. Ich wurde von Ordens-Schwestern erzogen, wurde von ihnen unterrichtet und lebte mit anderen Kindern zusammen. Meine Muttersprache ist Lingála, und wer das Privileg hat, zur Schule zu gehen, lernt dort Französisch. Als ich älter wurde, arbeitete ich für den Kirchenverband. Ich assistierte den Priestern und Schwestern als Katechetin und arbeitete auch als Lehrerin. Aufgrund des Krieges und meiner Arbeit musste ich das Land dann verlassen.“

Wie war das, als Du nach Deutschland kamst?
„Ich suchte einen Lebensraum, in dem ich reflektiert leben und neu anfangen kann. Als ich dann nach Deutschland kam, habe ich meinen Freund kennengelernt. Er kam auch aus dem Kongo und hatte wie ich zu Beginn auch keine stabile Situation. Aber er half mir, mich hier zurechtzufinden. Und ich suchte sofort den Kontakt zur katholischen Kirche. Jetzt lebe ich hier mit meinen fünf Kindern, mein Mann ist Pastor, und ich sorge mich immer noch um die Situation im Kongo.“

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Wie ist die politische Lage dort?
„Die Situation im Land ist eine große Katastrophe. Der Präsident ist noch nicht einmal Kongolese, er hat die Situation nicht im Griff. Er beschäftigt sich mit Krieg, aber nicht mit der Situation des Volkes. Ich finde, der Präsident sollte ein Kongolese sein und niemand von außerhalb. Aber das Bildungsniveau ist so niedrig, dass es kaum jemanden gibt, der diese Rolle einnehmen und die Interessen des Volkes vertreten kann. Das steht im krassen Gegensatz zu den Reichtümern des Landes an Bodenschätzen, die es aber nicht nutzt aus dem benannten Grund. Alles wird kontrolliert durch die Weißen, die Niederlande, Belgien und Frankreich, die das Land ausbeuten.“

Und wie ist die menschliche Situation?
Die humanitäre Situation kann man sich kaum vorstellen. Kinder wachsen ohne Eltern auf, weil diese krank, mittellos oder tot sind. Jugendliche rotten sich in Gruppen zusammen und machen die Gegend im wahrsten Sinne des Wortes unsicher. Es gibt für sie keine Liebe, keine Aufmerksamkeit, nur Gewalt und Missbrauch. Nicht einmal die Grundbedürfnisse werden dort erfüllt. Es gibt nicht ausreichend Nahrung und Wasser, Kleidung, Wohnraum, geschweige denn Beschäftigung oder medizinische Versorgung. Und es gibt auch keine Altenheime. Sobald ein Mensch pflegebedürftig ist, wird er von der Familie buchstäblich auf die Straße gesetzt. Diese Situation ließ mich nicht los. Seit vielen Jahren kümmere ich mich um Kinder und Jugendliche vor Ort. Ich sammle Sachspenden, jeden Samstag kaufe ich Dinge des täglichen Bedarfs auf den Flohmärkten in und um Köln.

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Das finanziere ich aus den Spenden, die die Gemeindemitglieder meines Mannes dafür gesammelt haben. Die Sachspenden werden einmal im Jahr nach Belgien gebracht, wo sie ein Belgier, der mit einer Kongolesin verheiratet ist, in ein Containerschiff bringt. Da krieg ich einen guten Preis und verschiffe alle Spenden in den Kongo. Vor Ort arbeiten zwölf Verantwortliche und nehmen den Container in Empfang. Sie kümmern sich darum, dass die Spenden verteilt werden und dass es funktioniert. Mein Traum wäre es, eine Schule zu errichten. Aber dazu fehlen mir noch die Mittel. Ich kümmere mich auch schon um die pädagogische Ausbildung vor Ort: mit Heften finden kleine Unterrichtseinheiten statt. Zur medizinischen Versorgung gehört auch ein Arzt. Viele Kinder leiden an Ekzemen und benötigen Salben, Hygiene und Pflege.

Was motiviert Dich, auch von Deutschland aus ständig weiterzuhelfen und Dich zu kümmern?
Es ist die Liebe zu meinen Kindern und die Liebe zu Kindern überhaupt. Was ich bin und habe, das verdanke ich der katholischen Kirche und Deutschland. Ich bin dankbar, dass ich meine Kinder hier großziehen konnte. Ich erlebe hier auch Hilfe und Solidarität. Einmal musste ich neun Monate mit meinen fünf Kindern wegen eines Hausbrandes aus unserer Wohnung raus. Wir lebten in dieser Zeit insgesamt in sechs verschiedenen Unterkünften. Da gab es eine große Solidarität von deutschen Freunden, die uns in dieser Zeit sehr geholfen haben.

Wer etwas abzugeben hat: nicht wegwerfen, sondern Gina abgeben. Seien es Schuhe oder Kleidung – ihr Mann holt die Spenden ab. Sie arbeiten beide zusammen als Team. Er fliegt auch jedes Jahr hin und kümmert sich vor Ort. Die Kontaktmöglichkeiten finden Sie hier:

Für Sachspenden ist Herr Lieko zuständig und erreichbar unter der Telefonnummer 01521 / 82 16 693 oder per E-mail engbulieko@yahoo.fr
Das Interview wurde auf Französisch geführt. Vielen Dank an Nathalie Raulf fürs Dolmetschen.

Text: Jasmin Klein

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