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Kultur

Rettet „rote Box“ das Theater Der Keller?

Freitag, 6. Juli 2018 | Text: Alida Pisu | Bild: Meyer Originals

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Die Galgenfrist für das „Theater Der Keller“ läuft am 31. Juli 2019 endgültig ab. Dann nämlich verliert das Theater nach mehr als 40 Jahren seine Heimat in der Kleingedankstraße, in der Stars wie Til Schweiger ihr Bühnendebüt gaben. Was nun? Theaterchef Heinz Simon Keller bat zur Pressekonferenz, auf der die Produktionen der kommenden Spielzeit vorgestellt wurden. Und natürlich auch die Vision einer möglichen Zukunft für das traditionsreiche Haus.

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„Eine alte Zeit bricht weg, eine neue Zeit bricht an“. Thema nicht nur von Tschechovs „Der Kirschgarten“ (Premiere am 6. September), sondern auch Synonym für die derzeitige Situation des Theaters. Nach dem Vorbild von „Zimmer frei“ startet die Reihe „Theater frei 2019“, in der mit Witz und Wehmut der „Rausschmiss“ durch einen Investor aus den angestammten Räumen persifliert wird. Jeden Monat hat ein Prominenter (darunter Annette Frier, Christina Westermann, Navid Kermani, Renan Demirkan) die Chance, einen Wohnberechtigungsschein für eine Zweitwohnung im Theater zu erwerben. „Wir werden Musterwohnungen bauen, auch Mustertoiletten, und Navid Kermani wird eine Musterbibliothek bekommen. Ich hoffe, Sie werden Spaß daran haben, denn es ist ja auch lustig, dass man seinen Arbeitsplatz verliert.“, so Heinz Simon Keller, halb im Ernst, halb ironisch.

Übergangslösung am Ebertplatz

Auch die anderen Produktionen haben laut Dramaturgin Ulrike Janssen mit „Zuhause“ zu tun, darunter drei Uraufführungen: „Auerhaus“ am 7. Oktober, „Das ungehaltene Leben“ am 2. November und „Ach, dieses Lächeln, diese entsetzliche Lücke“ am 13. Dezember 2018. Nach der Vorstellung des Spielplans die mit Spannung erwartete Antwort auf die Frage:“Wohin geht die Reise?“ Christian Schaller, Architekt und Stadtplaner, hat mit Intendant Keller die Vision eines „Fliegendes Baus“, der „roten Box“ entwickelt, eine Übergangslösung für das Theater, ähnlich des Blaues Zelts am Hauptbahnhof, in dem der Musical Dom untergebracht ist. Ursprünglich vor 20 Jahren als Übergangslösung gedacht, wird es noch bis 2022 in Betrieb sein. So lange, bis das Stapelhaus am Rheinpark als neues Musical-Theater seine Pforten öffnen kann. Typisch für die Stadt Köln und ihre Bauprojekte. „Die Idee ist eine rote Box am Ebertplatz. Der Ebertplatz war früher ein Nothafen und so erinnert unsere rote Box auch an ein gestrandetes Schiff, quasi eine Arche Noah für das Theater. Sie kann schnell und in Leichtbauweise aus Holz-Fertigteilen aufgebaut werden.“, erläutert Keller. Die Kosten allein für den Bau der kubusförmigen Box liegen bei 620.000 Euro, mit neuer Technik summieren sie sich auf gut 800.000 Euro. Insgesamt 120 Zuschauer könnten bespielt werden. Und der triste Platz mit seiner Betonwüste, Rolltreppen, die seit 2004 permanent stillstehen, einem Brunnen, aus dem keine Fontänen mehr sprudeln, könnte endlich wiederbelebt werden.

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„Auch auf dem Wilhelmplatz in Nippes, auf dem außer dem Markt nie etwas passiert, der überhaupt nicht einladend ist, hat gerade eben erst eine Gruppe Künstler aus der Südstadt „Katzelmacher“ von Fassbinder gespielt. (Meine Südstadt berichtete.) Am ersten Tag kamen 30 Leute, am letzten Tag wurde vor 600 Zuschauern gespielt. Die haben alle gemerkt: da findet was statt, da geh ich mal gucken, die hatten Spaß. Das hat die Leute zusammen gebracht. Und das wird unsere rote Box auch schaffen.“, zeigt sich Ulrike Janssen überzeugt. Ja, das könnte sie sehr wohl schaffen. Aber dafür müsste das Problem der Finanzierung gelöst werden. Das Theater allein kann die hohen Investitionen nicht aus eigener Kraft stemmen. Die Stadtsparkasse wird sich finanziell engagieren, die Hoffnung auf weitere Sponsoren ist groß. Ebenso müssten Politik und Verwaltung zeitnah Beschlüsse fassen, damit der Bau sich nicht auf unbestimmte Zeit verzögert. Auch wenn der Bau laut Architekt Schaller innerhalb von fünf Monaten hochgezogen werden kann, brauchen Entscheidungen der Verwaltung, speziell der Baubehörden, ihre Zeit in Köln. Und die kann lang werden. Wie auch immer es kommt: Ulrich Wackerhagen, Vorsitzender des Fördervereins, hat bereits prophylaktisch einen Mietvertrag mit dem Alten Pfandhaus abgeschlossen, der ab Herbst 2019 greifen würde. Falls die „rote Box“ doch nicht zur rettenden Arche Noah werden sollte. Zwar keine Perspektive auf Dauer, aber so bliebe der Südstadt immerhin eines der renommiertesten Theater Kölns erhalten.

Text: Alida Pisu

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