Endlich Parkplätze
Montag, 16. Juli 2018 | Text: Reinhard Lüke
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Die Floristen nerven. Wenn die Blumenhändler früher üppige Chrysanthemen-Büsche in ihre Auslagen räumten, war klar: Das war´s mit dem Sommer. Letzte Gelegenheit, sich im Herbst noch ein paar frische Farbtupfer für Garten oder Balkon zu holen. Inzwischen scheint es da jedoch einen ähnlich absurden Wettlauf zu geben wie unter den Händlern von Osterhasen und Weihnachtsmännern. Schiere Panik, dass sich die Kundschaft schon bei der Konkurrenz eingedeckt habe könnte, weil man selbst zu spät dran war mit den Chrysanthemen. Die ersten dieser Büsche hab´ ich schon vor drei Wochen auf der Severinstraße entdeckt. Womöglich hauen unsere Floristen im August die Christsterne raus.
Ansonsten endlich Sommerferien! Find ich gut.
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Meine Südstadtpartner
Jidokan e.V. – Haus der Kampfkünste und FreundschaftDa Junior inzwischen ausgewachsen ist, muss ich nicht mehr in den Urlaub fahren, wenn alle fahren. Drum hab´ ich die Südstadt jetzt sechs Wochen lang ganz für mich. Gefühlt, jedenfalls. Freie Parkplätze so weit das Auge reicht, die Areale in der Außengastronomie auch abends kaum bevölkert, keine Schlangen im Supermarkt und vor der Eisdiele. Und sollte ich mal auf die aberwitzige Idee kommen, ein Freibad aufzusuchen, fände ich vermutlich auch da problemlos ein Plätzchen für mein schmales Badelaken. Jedenfalls hab´ ich allen Menschen, die am Wochenende mit ihren schwer bepackten Autos, Fahrräder auf dem Dach, das (oder: die) Weite suchten, fröhlich zugewunken.
Wo sind all die Transits hin?
Vorbei scheinen allerdings die Zeiten, in denen unsere türkischen Südstädter schon am Vorabend des letzten Schultages massenhaft ihre Ford-Transits mit obligatorischem Dachgepäckträger mit Haushaltswaren aller Art beluden, mit denen es dann tags drauf nonstop bis Anatolien ging. Waschmaschinen, Kühlschränke, Stereoanlagen oder Bügelbretter waren natürlich als Mitbringsel für die Familien und sonstige Verwandten daheim gedacht. Mir ist in den letzten Tagen kein einziger dieser (verkehrstechnisch bisweilen bedenklich beladenen) Kleintransporter mehr untergekommen. Über die Gründe kann ich nur spekulieren. Womöglich bestellt man seinen Krempel auch in entlegenen türkischen Regionen inzwischen preiswert im Internet. Oder unsere Mitbürger nehmen inzwischen den Flieger statt endlos über die Balkanroute zu gurken. Möglich aber auch, dass ich nur deshalb keine bepackten Transits gesehen habe, weil sich türkische Familien die Südstadt inzwischen nicht mehr leisten können. Vielleicht machen sich diese Transporteinheiten ja in Kalk oder Mühlheim auch heute noch in alter Form auf die Reise.
Berauschtes Mückensterben
Was es ja auch kaum noch geben soll, sind Mücken. Was ich persönlich jetzt nicht so bestätigen kann. Wenn ich abends auf der Terrasse bei einem Gläschen Roten hocke und mal wieder vergessen habe, es mit einem Bierdeckel oder sonstwas abzudecken, dauert es jedenfalls keine Minute, bis eines dieser Tierchen im Rebensaft zappelt. Ja, und? Schon klar, kann man rausfischen und weiter geht’s. Eben nicht. Denn offenbar sondern Mücken im Überlebenskampf im Wein irgendeine Säure ab (Mücken-Pipi?), die das Getränk ratzfatz ungenießbar macht. Also, mich persönlich würde das große Mückensterben auch außerhalb meiner Gläser jetzt nicht sooo treffen. Bin ja kein Vogel. Für die gefiederten Tierchen wird ihr Grundnahrungsmittel aber offenbar immer knapper. Wenn man früher ein paar hundert Kilometer über eine Autobahn bretterte, war die Frontscheibe anschließend mit Insekten-Kadavern übersät. Der Handel hatte zur Beseitigung der klebrigen Misere sogar spezielle Schwämmchen und Chemoreiniger im Angebot. Heute findet sich auf der Scheibe nach längeren Fahrten so gut wie nix mehr. Aber womöglich hat sich unter den Tierchen ja einfach rumgesprochen, dass so ein Leben auf der Autobahn mit einigen Risiken verbunden ist. Dann doch lieber ab zu Lüke auf die Terrasse, wo es sich wenigstens rauschhaft sterben lässt. Oder so.
Verkehrsgünstig wohnen. Mit Homestory.
Es freut einen ja, wenn in der Südstadt neue Wohnungen gebaut werden. Wenn darunter bezahlbare sind, umso besser. Eine, die unmöglich teuer sein kann, hab´ ich neulich entdeckt. Nord-Süd-Fahrt, die da offiziell Tel-Aviv-Straße heißt, Ecke Blaubach. Schräg gegenüber vom Motel One, dessen Außengastronomie erstaunlicherweise von Gästen überaus gut angenommen wird, hat man ein architektonisch unmaßgebliches Gebäude mit rund neun Etagen hochgezogen, das zu meiner Verblüffung zum Wohnen gedacht ist. Und zumindest für Parterre und die 1. Etage hat man sogar schon Mieter oder Käufer gefunden. Zumindest künden bunte Sonnenschirme auf den Balkonen unmittelbar neben der Fahrbahn von entspannten Sommertagen in verkehrsgünstiger Lage. Und vermutlich sogar mückenfrei. Nord-Süd-Fahrt ist ja eher wie Autobahn.
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Meine Südstadtpartner
Mainzer Hof – Traditionskneipe für Jung & AltNoch was? Ja. Nina Bott ist schwanger. Hat mich gestern (an einem Sonntag!) der TV-Sender VOX in einer Pressemitteilung mit dem Titel „Baby-News“ wissen lassen. Nun hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt von der Existenz dieser Frau Bott keinen Schimmer, aber jetzt weiß ich, dass sie bei VOX ein Promi-Magazin moderiert, das sinnigerweise „Prominent!“ heißt. Und in dem gab´s in der gestrigen Ausgabe laut Ankündigung „die exklusive Homestory“ mit der schwangeren Nina Bott. So lässt sich preiswert Fernsehen machen. Man erklärt die Moderatorin einer VIP-Sendung kurzerhand selbst zur Prominenten und macht `ne Homestory mit ihr. Und womöglich hat sie die auch noch selbst gedreht, die Frau Bott. Der Kosten wegen…
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