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Kultur

Liebhaberei und Live-Komposition

Freitag, 30. November 2018 | Text: Judith Levold | Bild: Kunst Salon e.V./Judith Levold

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Seit zwanzig Jahren schon gibt es das KunstSalonOrchester, quasi die Hauskapelle des 1994 gegründeten KunstSalon auf der Brühler Straße. Als private Initiative und mit privaten Geldern fördert der KunstSalon seit Mitte der 90er Jahre spartenübergreifend Kunst und Kultur in Köln. Auch mit zahlreichen Kooperationen seines Orchesters, dessen Leiter von Beginn an Klaus der Geiger war und bis heute ist. Der politische Liedermacher und Musiker aus der Südstadt kommt ursprünglich aus der Straßenmusik und Protestsong-Szene. Als Mitglieder des 1998 erst 10köpfigen Orchesters ihn als Dirigenten vorschlugen, hatte er die Idee, mit dem Ensemble musikalisch experimentieren zu können in Sachen Neue Musik, also weg von Tonalität und gängigen Rhythmen. Auf die Frage, ob das so geklappt habe, antwortet er spontan und lachend, „Nö!“

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Von Bach bis Piazzolla

Was aber geklappt hat, ist die erfolgreiche Etablierung des heute gut zwanzig MusikerInnen starken Orchesters in Köln und über dessen Grenzen hinaus, das sich auch für Kinder engagiert und regelmäßig mit der Grundschule Zwirnerstraße kooperiert.

Ein breites Spektrum von Bach über Paganini bis Piazzolla hat das Orchester im Repertoire und musiziert immer wieder auch mit renommierten Gastmusikern. Natürlich gab es in 2018 ein Jubiläumskonzert und natürlich ist das Orchester inzwischen ziemlich professionell und spielt nicht mehr für „Hutgeld“ – wir haben mit Klaus der Geiger gesprochen.

Meine Südstadt Was ist das Besondere an diesem Orchester und wie oft probt Ihr?
Klaus der Geiger Wir proben einmal pro Woche und das Besondere ist vor allem natürlich die Mischung aus Profis und Amateuren, Liebhabern, denn das bedeutet Amateure ja. Und das sind die meisten, deshalb dachte ich am Anfang ja auch, ich könne da Neue Musik machen, weil die nicht vorbelastet sind durch ne Ausbildung…

Ist das denn eine Belastung, also eine Ausbildung?
Ja, irgendwie ja schon, weil es Dich auf eine bestimmte Richtung festlegt. Da wird eben meist vorgegeben, dass es definitiv tonal und rhythmisch auch eher mit bekannten 2er, 3er oder 4er-Grooves zu laufen hat…Ich hab dann was anderes probiert, aber die Leute hatten eine Aversion gegen „Neue Musik“.

Wieso? Weil das sie nicht anspricht, nicht ins Herz trifft?
Ja, so sagen sie das meist. In der Filmmusik ist das eher akzeptiert, wahrscheinlich wegen des Zusammenspiels mit den Bildern.

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Was bringt denn Klaus der Geiger von seinen Ideen zu nicht so eingängiger Musik in dieses Orchester ein, kannst Du da noch was „Rebellisches“ machen?
Na klar, ich habe Orchester-Improvisation etabliert mit dem KSO. Also wenn bei zwanzig Leuten jeder macht, was er will, dann wäre da natürlich nur Chaos, ich dirigiere das schon, aber ich mische die Instrumente, hebe einzelne Gruppen hervor, manche bleiben weg, andere spielen besonders laut oder leise – ich nenne das so eine Art „Live-Komposition“. Und das ist akzeptiert, das machen wir bei jedem Konzert und das kommt super an.

Und das Politische, also Deine Wurzeln aus der Straßenmusik, fließt das auch irgendwie ein in die Orchesterarbeit?
Ein bisschen schon, also ich bin der politische Musiker im KSO. Ich will ja nicht, dass alle wie Klaus der Geiger werden, aber das Orchester ist schon solidarisch mit mir. In jedem Konzert ist ein Lied von mir drin, aktuell natürlich eins gegen die Bagger von RWE…

Danke für das Gespräch, und:
Für den Kohleausstieg und gegen das Noch-schnell-Wegbaggern des Hambacher Forsts singt Klaus der Geiger als nächstes bei der Kölner Kohle stoppen-Demo am Samstag, 1.12. ab 12h an der Deutzer Werft (sein Auftritt ist für ca. 14h/14:30h geplant). In der Südstadt hören könnt Ihr Klaus der Geiger eine Woche später am 8.12. ab 17h im NeuLand-Garten aus Anlass des traditionellen Gartenglühens.

Text: Judith Levold

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