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Familie

125 Jahre KTB: Südstadt-Verein muss um ein Viertel seiner Mitglieder kämpfen

Donnerstag, 11. Oktober 2018 | Text: Jeannette Fentroß | Bild: Knud Zabrocki

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Der Kölner Turnerbund 1893 e. V. (KTB) ist eine feste Institution in der Südstadt. Es gibt wohl nur wenige Familien im Viertel, die mit ihren Sprösslingen nicht irgendwann mal beim Kinderturnen waren. Gerade die Kurse des Eltern-Kind-Turnens und der Vorschulgruppen stehen nun vor einer ungewissen Zukunft. In der Turnhalle der Grundschule Mainzer Straße kollidiert der Übungsbetrieb ab 16 Uhr mit den Nachmittagsangeboten des Offenen Ganztags, der an manchen Tagen bis 17 Uhr Betreuungsangebote unterhält. Mit dem Wegfall der Turngruppen für die ganz Kleinen droht dem KTB der Verlust von über einem Viertel seiner Mitglieder. Die ehrenamtlichen Vereinsvorstände kritisieren die Stadt Köln deutlich. Aus ihrer Sicht verlangen Politik und Sportverbände immer mehr von den kleineren Vereinen. Sie werfen diesen Stellen vor, das Ehrenamt als eine „preiswerte gesellschaftspolitische Arbeitsreserve“ misszuverstehen.

Ein Familienverein

Trotz dieser schwierigen Umstände feierte der Kölner Turnerbund 1893 nun sein 125jähriges Bestehen mit einem großen Familienfest im Biergarten und den Räumen der Alteburg. Mitglieder und Gäste trafen sich dort schon am Nachmittag. Neben dem Vorsitzenden Richard Dohmen, sprachen Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes, der Bezirksbürgermeister Innenstadt Andreas Hupke und Peter Pfeifer vom Stadtsportbund beim kurzen Festakt. Danach startete ein kunterbuntes Fest für Groß und Klein, Jung und Alt. Die jungen Turnerinnen zeigen ihr Können auch auf der Tanzfläche, selbst bei der KTB-Party kam also der sportliche Aspekt nicht zu kurz.

Ehrenamt an der Grenze

Bei der Vielzahl an Aufgaben kommen die Ehrenamtler im KTB oftmals an ihre Grenzen. Die Digitalisierung der Verwaltung oder die Anforderungen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sind dabei nur einzelne Beispiele. Berufliche und gesellschaftliche Veränderungen erschweren die Suche nach Übungsleitern und Vorstandsmitgliedern. Neue Geräte und Matten schaffte der Turnerbund in den vergangenen Jahren aus eigenen Mitteln an und stellte diese selbstverständlich auch den Offenen Ganztagsangeboten zur Verfügung.

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Der KTB sieht in den Bereichen Eltern-Kind- und Vorschul-Turnen seine wichtigste Aufgabe. Immerhin sind knapp 40 Prozent der TurnerInnen des Vereins Kinder und Jugendliche. Laut Vereinsinfo ist „Kinderturnen DIE motorische Grundlagenausbildung und Eltern-Kind-Kurse sind seit Jahren gefragt wie nie.“ Schon 2009 beantragte der KTB zusätzliche Sporträume aus dem Konjunkturprogramm II, wurde damals aber nicht angehört. Daraufhin musste 2014 der Kölner Turnerbund erstmals in seiner Vereinsgeschichte einen Aufnahmestopp in der Kinderabteilung aus Personalmangel vermelden. Trotz intensiver Suche konnten zeitgleich nicht genügend Übungsleiter gefunden werden, die für die wachsende Anzahl von turnbegeisterten Kindern erforderlich gewesen wären. Außerdem erhält der Verein seit 2016 immer weniger Fördermittel, sodass der Jahresbeitrag zuletzt auf 120 Euro erhöht werden musste. Einkommensschwächere Familien können nach dieser notwendigen Erhöhung kaum noch am Bewegungsangebot teilnehmen. Sollten jetzt weitere Zeiten der Hallennutzung beispielsweise in der Grundschule Mainzer Straße wegfallen, drohen dem Südstadt-Verein weitere Mitgliederverluste. Denn ohne entsprechende Angebote wandern die Mitglieder rasch ab. Möglichkeiten für die Nutzung einer weiteren Halle oder noch besser, von kleineren Bewegungs- und Gymnastikräumen wünscht sich der KTB dringend, um der großen Nachfrage an Eltern-Kind-Kursen und Vorschulgruppen gerecht werden zu können.

Tradition und Erfolge

„Wer sich bewegt, ist auch im Kopf beweglicher“, so der KTB. Wichtig ist bereits eine frühe Förderung der motorischen Grundfertigkeiten beim Kinderturnen. Kinder bewegen sich gerne, Angebote wie Laufen, Springen, Werfen, Schwingen, Hangeln, Rollen sind für Kinder natürliche bis spielerische Bewegungsabläufe. Beim Turnen können Kinder diese Bewegungen, aber auch Motorik und Koordination trainieren. Dadurch gewinnen sie Erfahrungen, die sich in der Persönlichkeitsentwicklung spiegeln.

Das Turnerfest zum Jubiläum in der Alteburg.

Eine lange Tradition im KTB 1893 hat neben dem Kinderturnen auch das Wettkampfturnen für Mädchen und Frauen. In insgesamt fünf Leistungsriegen nehmen die Turnerinnen regelmäßig erfolgreich an Turnfesten und -fahrten teil. Mit der ersten Mannschaft ist der KTB sogar in der Oberliga des Rheinischen Turnerbundes vertreten. Neben den sportlichen Ergebnissen stehen ein kameradschaftlicher Umgang sowie eine hohe Bindung zur Sportart Turnen im Vordergrund. Insgesamt zählt der Verein aktuell knapp 450 Mitglieder. Viele davon sind seit Jahrzehnten als treue Turner aktiv dabei und scheiden als Ehrenmitglieder erst mit dem Ableben aus.

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Der Kölner Turnerbund 1893 ist mit zwei Volleyball-Mixed-Mannschaften (die sich gerade neuen Hallenanforderungen für Wettkämpfe stellen müssen) erfolgreich und mit Ballsportarten wie Basketball, Hallenfußball und Tischtennis-Training aktiv. Wer sich mal wieder mehr bewegen will, ist beim KTB-Lauftraining gut aufgehoben. „Mit Start an der Turnhalle Mainzer Straße läuft jeder nach rund sechs Wochen mindestens 20 Minuten ohne Pause“, verspricht der Verein. Schritt für Schritt geht es dann weiter – bis für Fortgeschrittene Strecken von 5 Kilometern oder die Halbmarathon-Distanz das Ziel sind. Zusätzlich gibt es beim Kölner Turnerbund Gymnastik- und Freizeit-Angebote für jede Altersgruppe an. Mehr über den Verein und zu den sportlichen Angeboten gibt es hier.

Text: Jeannette Fentroß

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