Vielweiberei beim Papst
Montag, 15. Oktober 2018 | Text: Reinhard Lüke
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Das Thermometer bewegte sich gestern in der Südstadt wieder stramm auf die 30° zu, aber QVC lud im Flimmerkasten unverdrossen zum „Weihnachtsfrühstück mit Valeska und Carsten“. Erleuchtete Tannenbäume, kuscheliges Kaminfeuer und sonstiger Deko-Plunder zum Fest der Liebe – alles da. Von solchen Lappalien wie Außentemperaturen lassen sich wahre Teleshopper in ihrem geschäftigen Treiben natürlich nicht aufhalten. Wer jetzt noch nicht alle Geschenke beisammen hat, dem ist schließlich eh nicht mehr zu helfen. Aber bei uns im Viertel ist ja noch (fast) alles zu haben. Als letztens wer klagte, im Belgischen Viertel gebe es keine einzige Metzgerei mehr und kaum noch einen echten Bäcker, dachte ich, dass ich da mit der Severinstraße trotz aller Leerstände doch noch ziemlich gut dran bin. Wir haben in der Südstadt sogar noch Schuster! Und dann noch diese Läden, in denen man seine Latschen besohlen aber auch Schlüssel nachmachen lassen kann. Hat irgendwer eine Ahnung, wo da die Schnittstelle zwischen diesen beiden doch eigentlich höchst unterschiedlichen Gewerken liegt? Braucht man womöglich für beides dieselben Werkzeuge? Oder Fähigkeiten wie ein ruhiges Händchen oder sowas? Oder haben sich die Schlüsselleute schlicht gedacht, wenn die Kunden schon mal im Laden sind und auf die Fertigstellung ihres Utensils warten, könnte ihnen ein Kollege in der Zeit ja gleich mal eben die Schuhe machen. Myteriös, aber irgendwie gab es diese merkwürdige Kombination meiner Erinnerung nach schon immer.
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Ralph Ley – SteuerberaterDivision C&A
Irgendwie dumm gelaufen ist es ja letztens für C&A. Hatte die Handelskette doch schwarze Kapuzenpullis für Jungs im Sortiment, die doch arg an jene Kutten erinnerten, die wohlgenährte Neonazis gern bei ihren Aufläufen wie jüngst in Chemnitz tragen. Wie bei denen prangte auch bei dem C&A-Teil in Frakturschrift „Division“ auf der Brust. Zwar stand darunter nicht wie bei den Hohlköpfen „Sachsen“ oder „Thüringen“ sondern neckisch „Stop Boring me Department. New York“, aber solche Feinheiten konnte man durchaus übersehen. Nach entsprechenden Hinweisen entschuldigte sich das Unternehmen und nahm die Dinger aus den Regalen. Solche Fehlgriffe passieren regelmäßig. Man erinnert sich an die Tassen mit Hitler-Porträt, die vor Jahren in einem deutschen Möbelhaus feilgeboten wurden oder an Handtaschen mit Hakenkreuz, ein blau-weiß gestreiftes Kindershirt mit gelbem Stern auf der Brust (beides Zara) und ein Shirt mit Totenkopf und Davidstern (H&M). Wenn ich mal unterstelle, dass diese weltweit operierenden Ketten nicht allesamt faschistisch oder antisemitisch unterwandert sind, frage ich mich doch, wie solche Fauxpas zustande kommen. Hatte man im Fall von C&A womöglich in Fernost einfach Pullis mit typisch deutschen Motiven geordert? Woraufhin sich die örtlichen Designer im Netz schlau gemacht hatten, was man hierzulande gerade so trägt. Und dabei waren sie auf die Bilder aus Chemnitz gestoßen und fanden die Pullis irgendwie cool. So wird’s -schon aus zeitlichen Gründen- kaum gewesen sein. Aber das Rätsel in diesem und all den anderen Fällen bleibt. Zur Entschuldigung heißt es dann meist lapidar, der Lapsus sei ihnen nicht aufgefallen. Und es steht zu befürchten, dass sie damit die Wahrheit sagen.
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Hair Room – Erkan ist wieder zurück!Lustiger Trigamist im Dom
Unser oberster Bestatter und Kamelle-Funktionär Christoph Kuckelkorn wird laut Ankündigung der Kölner Heimatpresse in dieser Woche heiraten. Im Dom. Zum dritten Mal. Sei ihm gegönnt. Aber hab´ ich da was verpasst mit unseren Katholen und ihrem unauflöslichen Sakrament der Ehe? So wie ich den Laden kenne, müsste das eigentlich heißen, dass der Festkommitee-Präsident erst spät zum Glauben gefunden hat und seine ersten beiden Ehen nur standesamtlich geschlossen wurden. Oder aber er hat es irgendwie hinbekommen, seine beiden kirchlichen Trauungen beim Papst anulieren zu lassen. Bei Königshäusern läuft das bisweilen so. Günstig ist dabei, wenn einem der Ehepartner Unfruchtbarkeit attestiert werden kann. Aber Herr Kuckelkorn hat laut Heimatpresse aus seinen früheren Beziehungen Kinder. Bliebe noch die dritte Möglichkeit, der Mann teilt die tragische Biografie des Ben Cartwright aus „Bonanza“. Der Chef der Ponterosa hatte bekanntlich drei stramme Jungs von drei Ehefrauen, die jeweils das Zeitliche gesegnet hatten, bevor sich Pa nach einer anderen umsah. Aber solche Tragödien im Hause des großen Karnevalisten hätte man doch mitbekommen. Was also geht da jetzt ab im Dom? Womöglich doch keine echte Trauung? Der Stadtanzeiger spricht nebulös „Hochzeitszeremonie“, der Express auch nicht klarer von „Ringetausch“. Wie auch immer. Dass im Dom hochoffiziell eine Party für einen Christenmenschen abgeht, der nach katholischer Lesart als Trigamist der Vielweiberei frönt, finde ich in jedem Fall bemerkenswert. Weht da womöglich ein neuer Geist der Libertinage bei den Katholen? Oder machen die Ausnahmen für Bestatter und Karnevalisten? Nach der Hochzeits geht’s für die Kuckelkorns nämlich auch noch zum Papst nach Rom zu einer Privataudienz. Jenem Freigeist, der Abtreibungen unlängst mit Auftragsmorden verglich. Herzlichen Glückwunsch, Herr Kuckelkorn!
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