Mäschnett mit Dixis
Montag, 12. November 2018 | Text: Reinhard Lüke
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Et hätt nochmal jot jejange. Nachdem letzte Woche in Düsseldorf zwei Spitzbuben wegen der Entwendung von 106 Dixi-Klos verurteilt wurden, die Strafen aber zur Bewährung ausgesetzt wurden, hatte ich so meine Befürchtungen. Wäre ja möglich, dass die Täter angesichts der aktuellen Dixi-Dichte in der Südstadt rückfällig geworden wären. Aber gestern Morgen um 9 standen alle 11 Pipi-Häuschen An der Eiche noch unversehrt da und warteten auf die ersten Nutzer, die sich auch alsbald eingestellt haben dürften. Zumindest hatten die Kostümierten, die vor meinem Fenster vorbeizogen, reichlich Flüssigkeiten dabei und allem Anschein nach auch schon einiges davon intus. Und halbvolle Dixis im laufenden Betrieb klaut doch kein Mensch. Wer klaut überhaupt Dixis? Die Dinger kosten im Neuzustand rund 600 Euro, aber so ein Teil steckt man sich ja nicht eben in die Hosentasche und rennt dann schnell weg. Da braucht man doch Minimum ne Sackkarre. Und wo lagert man das voluminöse Diebesgut zwischen, bevor man es Gewinn bringend veräußert? Sowas stiehlt man doch nicht für den Eigenbedarf. Gibt´s sowas wie einen Schwarzmarkt für Dixis?
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Filos Köln – et hätt noch immer jot Taverne!Kleinwuchs beim Ordnungsamt?
Da wäre es doch weit lukrativer, den Schmuckzaun am Weinberg an der Severinstorburg zu klauen. Soll ja schlappe 20.000 Euro gekostet haben. Gehe aber mal davon aus, dass auch der den 11.11. schadlos überstanden hat. Schließlich wird er ja von einem hohen Bauzaun geschützt, der uns wohl als Dauerprovisorium erhalten bleiben wird, weil die fachkundigen Experten vom Ordnungsamt nach mehreren Ortsterminen dann doch erkannt haben, dass das teure Schmuckstück mit seiner Höhe von 85 Zentimetern vielleicht nicht dazu angetan ist, Narren mit Blasenschwäche von ihrem schändlichen Tun abzuhalten. Haben diese Entscheider im Amt keinen Zollstock oder arbeiten da in der zuständigen Abteilung womöglich nur Kleinwüchsige?
Selbstgespräch am Bauzaun
Vielleicht täusche ich mich, aber kann es sein, dass immer mehr Zeitgenossen in der Öffentlichkeit Selbstgespräche führen? Wahrscheinlich machen die das auch daheim, aber da bin ich ja nicht dabei. Okay, manche, die vor mir herlaufen und vor sich hin brabbeln, haben bei näherem Hinsehen einen Knopf im Ohr und führen wichtige Telefonate. Trotzdem. Mir scheinen diese selbstgenügsamen Diskursteilnehmer, die gern stocknüchtern und ohne Zuhörer öffentlich ihre Sicht der Dinge darlegen, jedenfalls mehr zu werden. Womöglich eine Folge der Social Networks? Wenn gerade kein Endgerät oder Netz verfügbar ist, hauen sie´s einfach analog raus? Egal. Letztens stand jedenfalls einer von ihnen allein am Bauzaun am Loch beim ehemaligen Stadtarchiv und hatte offenbar was zu sagen. Laut und deutlich. Um den kompletten Gehalt seines Sermons zu verstehen, war ich allerdings noch zu weit entfernt. Als ich nahe genug dran war, brachte er, sich mit einer Hand am Zaun festhaltend, dies zu Gehör: „Das schaffen die nie!“ (Pause) „Diese Versager“ (Pause) „Die Stadt“. Was offenbar mal gesagt werden musste. Und wer weiß, womöglich liegt der Mann ja auch gar nicht so falsch. Wesentlich optimistischer scheinen allerdings die künftigen Bewohner des Vielvrings die Sache zu sehen. So wahnsinnig originell heißt nämlich der Gebäudekomplex (Untertitel hat er auch noch: „Hier schlägt mein Herz.“), der da in erstaunlicher kurzer Zeit direkt am Loch hochgezogen wurde. Und wie der Bauträger auf der dazugehörigen Homepage frohlockt, sind bereits sämtliche Wohnungen des Projektes verkauft.
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Hotel am Chlodwigplatz – Raum für´s VeedelAngelockt hat man das zahlungskräftige Klientel u.a. mit Werbe-Sprechblasen wie diesen: „Beim Bummel durch das „kölscheste“ aller Veedel hört man noch die kölsche Mundart und trifft die Originale der Stadt. Hier schlägt das kulturelle „Hätz“ der Stadt. Nicht nur am Rosenmontag, wenn das Vringsveedel zum Epizentrum des Karnevals wird, schließlich haben die Roten Funken an der Ulrepforte ihr Hauptquartier und jedes Jahr im September findet hier eines der ältesten Straßenfeste der Stadt hier statt: Dä längste Desch vun Kölle – der längste Tisch von Köln, ein Spektakel für alle Sinne, bei dem die über hundert Fach- und Einzelhändler des Severinviertels zeigen, was sie zu bieten haben.“ Diese Suggestion, sich in ein irgendwie authentisches Leben einkaufen zu können, hat offenbar überzeugt. Dass die Neu-Südstädter mit ihrer Kaufentscheidung genau diesem Leben den Garaus machen, wird man ihnen kaum vermitteln können.
Schattiger Sommer im Hafen
Womöglich gibt’s im Vielvrings ja auch Mäschnett-Wohnungen über zwei Stöcke. So die Worte einer Teleshopping-Präsentatorin mit langen blonden Haaren und noch viel längeren Beinen, die unlängst die Vorzüge eines Akku-Staubsaugers herauszustellen versuchte. In einer Mäschnett-Wohnung über zwei Stöcke sei so ein Kabel doch nur lästig und oft auch gar nicht lang genug, flötete die Dame in kühner Pluralbildung und nicht ganz fremdwortfest. Schon klar, wer mit solch einer Bude geschlagen ist, hat natürlich nur auf einer Etage Steckdosen.
Einen langen aber nicht wirklich schönen Sommer dürften die Bewohner der Wohnwerft im Rheinauhafen gehabt haben. Der 2003 eingeweihte Komplex, der fraglos zu den architektonisch gelungeneren auf dem Areal gehört, war das ganze Jahr über komplett eingerüstet, weil die Fassade nach nur 15 Jahren offenbar eine Generalsanierung brauchte. Inzwischen haben die meisten Bewohner wieder freien Rheinblick, nur am letzten Stück prangt noch immer das Gerüst. Ein Super-Sommer im Schatten mit nicht wirklich nutzbaren Balkonen. Da hat man doch Anspruch auf Mietminderung! Was bei Eigentumswohnungen allerdings so eine Sache ist.
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