Ein Besuch im Heizkraftwerk
Mittwoch, 20. Juli 2011 | Text: Gastbeitrag | Bild: Dirk Gebhardt
Geschätzte Lesezeit: eine Minute
Haben Sie sich nicht schon immer mal gefragt, was in dem alten roten Backsteingebäude im Bonner Wall/Zugweg passiert? Dort wird Wärme und Strom für die Südstadt produziert. Das Heizkraftwerk wurde in den 1890er Jahren als eine elektrische Zentralstation auf Wechselstrombasis gebaut. Damals wurde Strom ausschließlich durch die Verbrennung von Kohle produziert. Die Anlage war zu der Zeit mit einer Leistung von ca. 1.000 Kilowatt das erste große Kraftwerk auf Wechselstrombasis in Deutschland. Hauptabnehmer war die städtische Straßenbahn, die das Ende der alten Pferdebahn einläutete. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Gebäude und Anlagen am Zugweg schwer beschädigt.
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BagatelleErst 1963/64 wurde das veraltete Kraftwerk zu einem Heizkraftwerk umgerüstet, nachdem die damalige GEW (Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerke Köln AG, heute RheinEnergie) für die Kölner Innenstadt eine Fernwärmeversorgung geplant hatte. Im Oktober 1966 dann wurde der WDR, als einer der ersten großen Kunden, mit Heizwasser versorgt. 1994 wurde der Umbau des Heizkraftwerks Südstadt zu einem modernen Kombi-Heizkraftwerk mit einer Gasturbine abgeschlossen. Die Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD-Anlage) besteht aus drei Hauptkomponenten, einem Gasturbosatz (Gasturbine mit Generator), einem Abhitzedampferzeuger mit Zusatzfeuerung und einem Dampfturbosatz (Dampfturbine mit Generator).
Das Heizkraftwerk Südstadt versorgt zusammen mit dem Heizkraftwerk Niehl die Kölner Innenstadt mit Wärme und Strom. Während das Kraftwerk in den Wintermonaten auf Hochtouren läuft, wird es in den Sommermonaten meistens heruntergefahren, da das Kraftwerk in Niehl ausreichend Wärme produziert. Die Gesamtanlage hat eine Feuerungswärmeleistung von 328 MW thermisch und eine maximale Fernwärmeauskopplung von 289 MW.
Die Anlage funktioniert folgendermaßen: Luft wird angesaugt und in die Gasturbine geleitet. Dort wird das Brennstoff-Luft-Gemisch verbrannt und die ca. 1.000 Grad Celsius heißen Verbrennungsgase durchströmen die Turbine und werden in Nutzenergie umgewandelt. Die Gasturbine treibt einen Generator an. Die Abgase der Turbine werden dem Abhitzekessel zugeführt. Da die Abgase noch einen Restsauerstoffgehalt von bis zu 15 Prozent haben, können am Kessel bis zu vier Zusatzbrenner betrieben werden. Im Inneren des Kessels wiederrum sind Rohre angebracht, in denen Wasser verdampft wird. Dieser Dampf treibt eine Turbine, die einen zweiten Generator antreibt. Mit dem Abdampf der so genannten Gegendruck-Dampfturbine wird in einem Wärmetauscher das Fernwärmewasser aufgeheizt. Dieses Prinzip nennt man Kraft-Wärme-Kopplung, da sowohl Strom als auch Wärme erzeugt wird. Es ermöglicht eine sehr hohe Ausnutzung des eingesetzten Brennstoffs mit Wirkungsgraden über 85 Prozent. Aus diesem Grund plant die Stadt Köln ein weiteres Heizkraftwerk wie das in der Südstadt zu bauen, um den Strombedarf der Stadt komplett zu decken.
Zurzeit produzieren die Heizkraftwerke Südstadt, Niehl, Merkenich und Merheim ausreichend Wärme für ganz Köln. Mit dem Bau eines weiteren Heizkraftwerks macht sich die Stadt Köln unabhängig von Stromkonzernen und kann eine sichere und günstige Versorgung garantieren das zumindest behauptet die Rheinenergie.
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