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Lükes Liebes Leben

Äußerst zufrieden (I) – Lükes liebes Leben

Dienstag, 1. September 2015 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Ich hab´ jetzt Telefon. Nein, nicht so´n smartes Ding zum Wischen,  sondern so eins mit einer Schnur, die ins Mauerwerk geht. Festnetz heißt das ja heute. Hatte ich eigentlich früher auch schon. Eigentlich immer. Aber dann für zwei Wochen nicht. Und das kam so. Wozu ich jetzt etwas weiter ausholen muss. Ich habe zwei Wohnungen in einem Haus angemietet. Eine in Parterre und eine winzige unterm Dach, in der auch mein Schreibtisch steht. Für sowas hat der Telekommunikationsanbieter aus Bonn keine Sonderangebote im Repertoire. Mengenrabatt is´nich. Man müsste sich eigentlich zwei seperate Anschlüsse leisten. Worauf ich nie wirklich Lust hatte. Also hab´ ich mich mit dem im Arbeitszimmer unterm Dach begnügt. Dank des Routers konnte ich mit so einem schnurlosen Telefon aber auch in Parterre mit der Welt in Verbindung treten. Und mit Hilfe von D-Lan (Internet über Stromleitung) kam Junior mit seinem Computer auch in seinem Zimmer (unten) ins Netz und dank eines W-LAN-Verstärkers klappte das sogar für mein Notebook.  Zwar mit einer bescheidenen Datenübetragung, aber es reichte. Bis vor ungefähr einem halben Jahr.

Bambus-Internet
Denn irgendwann waren aus des Sohne Höhle (Hölle?) zunehmend unflätige Flüche zu vernehmen, die Auswürfe wie„Neiiin, nicht schon wieder!“ oder „Ich glaub´s nicht.!“ beinhalteten und stets mit dem Fazit „Scheiß-Bambus-Internet!“ endeten. Junior war zum Gamer geworden und schoss mit irgendwelchen Kampfgefährten aus merkwürdigen Bundeländern online auf alles, was sich bewegte. Und dabei wurde er in den entscheidenden Kampfszenen regelmäßg aus dem Netz gekickt. Ist zwar nicht meine Welt, aber dass es sich da um einen klaren Wettbewerbsnachteil handelte, leuchtete mir irgendwie ein. Zudem hatte ich auch einfach dieses ewige Genöle über. So schlappte ich denn an einem vernieselten Nachmittag Ende Juli in den Telekom-Stützpunkt am Chlodwigplatz, um mein Festnetz nebst Netzzugang von oben nach unten umzumelden. Sollte doch wohl ein Klacks sein. Ich erklärte dem gnadenlos freundlichen Mitarbeiter den Sachverhalt mit den zwei Wohnungen in einem Haus. Er nickte verständig, teilte mir jedoch erwartungsgemäß mit, dass die Causa genauso behandelt und berechnet werden müsse, als wolle ich nach Pusemuckel umziehen. Schon klar. „Aber ansonsten kein Problem“, sagte er noch. Und ich bekäme dann auch bald brieflich Bescheid, wann ein Techniker mich aufsuchen würde, um die Kleinigkeit zu erledigen. So spazierte ich zufrieden von dannen und genoss, dass Junior mich ob der frohen Kunde ganz doll lieb hatte. Erkaufte Vaterfreuden.

Tags drauf rief erstmal ein Mitarbeiter vom Telekom-Kundenservice an und legte umständlich das Bemühen seines Unternehmens dar, die Kundenzufriedenheit auf das Entschiedendste zu optimieren. Ob er mir deshalb ein paar kurze Fragen hinsichtlich meines Besuchs im Firmen-Shop stellen dürfe. Da mir bekannt ist, dass solche Umfrage-Jobs auch nicht eben exzellent dotiert sind, macht es eigentlich keinen Sinn, diese Menschen grundsätzlich der Unverschämtheit zu verdächtigen. Es seien ja auch nur ein paar ganze kurze Fragen, sagte der Mann am Telefon. Die Erhebung zog sich dann doch über zehn Minuten hin und gipfelte schließlich in der Frage nach meiner Beurteilung der Kompetenz des Mitarbeiters im Laden. Ob ich damit „nicht zufrieden“, „zufrieden“, „sehr zufrieden“ oder „äußerst zufrieden“ gewesen sei. Was soll man dazu sagen? Der Typ hatte meinen Antrag aufgenommen. Fertig. Hatte er mich dabei besonders zuvorkommend angelächelt? Keine Ahnung. Also entschied ich mich in alter Gewerkschaftler-Solidarität mit den Leichtlohn-Gruppen für „außerst zufrieden“.

Ein bedauerlicher Tippfehler
Was ich wenige Tage später zutiefst bereute. Da griff ich an einem Montagmorgen beherzt zum Telefon, doch statt des vertrauten Tutens war da ein schweigendes Nichts. Internet? Kein Zugang. Alles tot. Einige Tage zuvor hatte mich die schriftliche Mitteilung erreicht, dass am Freitag der nun so desaströs gestarteten Woche die erforderlichen Arbeiten erledigt werden sollten. Irgendwann zwischen 12.00 und 18.30 Uhr, hieß es da. Nun gut, das Zeitfenster hätte ich schon gern etwas kleiner gehabt, aber für einen freiberuflichen Heimarbeiter sind solche Zunutungen ja kein Problem. Alles easy. Doch beim nochmaligen Durchlesen des Schriebs entdecke ich im Kleingedrukcten die Information, dass mein Anschluss um knapp eine Woche vorher um Mitternacht abgeschaltet werden würde. Hä? Wieso sollte mein Draht zur Welt nächtens am Sonntag abgeschaltet werden, wenn erst am Freitag darauf mein neuer Anschluss bereitgestellt werden würde. Ich also die Hotline kontaktiert. Nach nur fünf Minuten Wartezeit meldet sich eine Dame vom Telekom-Stützpunkt Jena. Oder war´s Chemnitz? Egal. Ich lege ihr meine Empörung („Was soll denn der Quatsch?“) ans Herz und sie recherchiert in ihren Unterlagen, um dann zu verkünden, da sei bei der Antragsannahme offenbar ein bedauerlicher Tippfehler unterlaufen. Aber das könne man jetzt leider nicht mehr rückgängig machen. Auch mein dezenter Hinweis, ich sei Journalist und schon deshalb auf diesen Draht zur Welt angewiesen, wollte nichts fruchten. Mehr als ein „Es tut mir total leid“ kam da nicht. Und dann setzt sie noch hinzu: Falls mich in Kürze ein Kundendienstoptimierer anrufen sollte, um nach der Zufriedenheit mit meiner Hotline-Beratung zu fragen, möge ich doch bitte bedenken, dass sie für die Misere nichts könne. Ich konnte die merklich gestresste Maus einigermaßen mit der Versicherung beruhigen, dass ich ohnehin keinem dieser Telekon-Controller mehr Rede und Antwort stehen werde. Immer noch angefressen, begab ich mich sodann zum meinem Südstadt-Dealer, um zu fragen, wie und warum er diesen Scheiß verbockt haben könnte. Man bedauerte (schon wieder) aufrichtig den Lapsus, ließ mich aber wissen, dass der nämliche Mitarbeiter, der sich den Fehler vermutlich geleistet hatte, seit gestern im Urlaub weile.

Heute nicht mehr
Also eine knappe Woche ohne Netz. Blöd, aber das kriegt man hin. Irgendwie. Also saß ich am angekündigten Freitag ab mittags in meiner Stube, arbeitete still vor mich hin und wartete auf den Service-Mann. Um 17 Uhr 30 bimmelte dann mein Handy, über das ich während meiner Beschwerdephase notgedrungen mit der Telekom kommuniziert hatte, und dran war eine Frau von einer Problemstelle des Unternehmens  in Fürth, die mir in breitestem Frrränkisch erklärte, dass mein Antrag bei ihr gelandet sei, weil der Vormieter der Wohnung, die ich ja jetzt offenbar beziehen wolle, nicht zu ermitteln sei. Vormieter? Wie? Was? Nein, auf einen Techniker bräuchte ich heute wegen der Problematik definitiv nicht mehr zu warten. Aber sie wolle sich kümmern und sich am Montag nochmal melden.

In Anbetracht der bereits aufgelaufen Textmenge unterbreche ich an dieser Stelle den Erfahrungsbericht zur Servicewüste Telekommunikation jetzt mal und halte es mit den Ansagerinnen aus meinen frühen Fernsehehtagen: „Und wie es mit der Geschichte weitergeht, liebe Kinder, erfahrt ihr in der nächsten Folge“. Und soviel kann ich versprechen: Es wird noch viel doller.

Text: Reinhard Lüke

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