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Afrika recycelt: Eliot und die Möbelkunst

Freitag, 29. Juli 2011 | Text: Sonja Alexa Schmitz | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Ich sitze mit Eliot Martin in seinem Showroom, einem Lagerraum in einer Tiefgarage am Bonner Wall. Er sitzt auf „L`Amoureuse“, einem der Möbelstücke, die er aus Burkina Faso mitgebracht hat. Ich sitze auf einer Holzbank, um es „kunstbanausisch“ zu sagen. Während wir uns unterhalten, streiche ich immer wieder über das weiche, glatte Holz.

 

Ich lese mir gerade noch mal die Homepage von moogoo creative africa durch. Zu Eliots Person stehen da Worte wie „Geschäftsführer“, „Gesamtmanagement“, „persönliche Geschäftsbeziehungen zu burkinischen und europäischen Partnern“. Ja, so schreibt man das wohl auf einer Homepage, aber das ist eigentlich nicht Eliot.

 

Dieser Eliot ist ein 27jähriger Franzose, weltoffen, mit großem Herz, mutig und leidenschaftlich, mit Augen, die optimistisch strahlen. Er hielt sich 2009 mehrere Monate in Burkina Faso auf, um dort im Agrarforschungsinstitut zu arbeiten. Elliot interessiert sich für vieles, vor allem aber für die Kunst und ihre Macher. Dabei lernte er die drei Designer kennen, dessen Werke hier heute um mich herum stehen.

 

In einer Stunde habe ich Eliot kennen gelernt und ich kann mir denken, wie das ablief. Sie treffen sich, plaudern, freunden sich an, sitzen bei `nem Bier zusammen und machen wilde Pläne. „Hey, was, wenn ich eure Kunst in Deutschland verkaufen würde?! Allez, das kann klappen, das machen wir!“ An „Geschäftsführer“ und „Marketing“ dachte damals wohl keiner. Vermutlich hat sich Eliot auch nicht vorgestellt, wie aufwendig alleine das Verschicken wird. Und über die Arbeitsmoral seiner Freunde kann er, Gott sei Dank, herzlich lachen. Da fliegt er nach Burkina Faso, um beim Einpacken in den Container zu helfen, und seine Künstler sind noch nicht fertig.

Zwei Monate später sind sie erst soweit. Er fliegt noch mal rüber. Eliots Lieblingsdesigner ist ein verrückter Garagenbastler, so ein richtig Alternativer, der von allen, auch von seinen Eltern schräg angeguckt wird, weil er Kunst macht, die  keiner haben will. In Burkina Faso versteht sowieso niemand, warum derartige „Kunst“ gemacht wird: Die Menschen dort kaufen lieber Kunst auch China – wenn sie überhaupt Geld dafür haben. Es soll glitzern, kitschig sein. Künstler sind in der Hauptstadt Ouagadougou eine Randgruppe. „Hann mer nit, bruche mer nit, fott damit,“ würden die Kölner wohl dazu sagen.

 

Eliot gab seinem Kumpel, dem Garagenbastler, 1.000 Euro Vorauszahlung. „Das ist mein Fair Trade“. Er soll schon mal was bekommen, einen guten Vorschuss, damit er Material kaufen kann. Nachher, wenn das Objekt verkauft ist, machen sie Halbehalbe. Als er nachfragte, was aus den 1.000 Euro geworden ist, bekam er zu hören: „Haben wir aufgegessen.“ Wenn Geld da ist, wird es zum guten Leben genutzt. Die Burkinabé lieben Essen und Trinken. Die Möbel und großen Objekte, die Eliot verkauft, kosten hier zwischen 120 und 1. 400 Euro. Sie bestehen vorwiegend aus recycelten Materialen. Alte Ölfässer werden zu Fernsehschränken, Kürbisse verwandeln sich in Lampen. Eliot arbeitet daran, dass sie auch bald ein Ökosiegel tragen.

 

Was heißt denn moogoo? In der Sprache der Mossi, der größten Ethnie Burkina Fasos, bedeutet es „Land der Mosse, Land, Universum“. Es wird dabei im Wortgebrauch kein Unterschied gemacht, ob vom eigenen Land, der Welt oder dem Universum gesprochen wird. So steht moogoo etwas ganz Großes, Verbindendes.

 

 

„Wie finden denn deine Eltern was du da machst?“, frage ich Eliot. „Naja, meiner Mutter wäre es schon lieber, wenn ich irgendwo angestellt wäre, auch wegen Krankenversicherung und Absicherung und so. Aber sie ist auch sehr écolo (frz., mit ökologischem Bewusstsein, Anm. d. Red.), und mag deshalb, was ich mache. Mein Vater liebt Kunst, darum ist er einverstanden mit meiner Aktion. Außerdem sind sie von mir nichts anderes gewohnt. 2005 wollte ich in Indien eine französische Bäckerei aufmachen. Leider sind die Mieten in Delhi so wahnsinnig hoch, dass es unmöglich war.

 

Und warum Südstadt? „Zufall“, sagt er, „meine Freundin, die eigentlich aus dem Ruhrgebiet kommt, bekam hier in Köln einen Job angeboten. Wir haben einfach eine Wohnung angeschaut, die hat uns total gefallen, wir haben sie genommen, und die war dann halt in der Südstadt. Erst nachher haben wir gemerkt, dass die Südstadt klasse ist, weil da in Sachen Kunst ganz viel passiert. Und wir haben den Volksgarten gleich vor dem Haus.“ „Und Köln im Vergleich zu Paris? Wo lebst du lieber?“ „Klar, Paris ist viel schöner, aber da zu leben ist einfach anstrengend. Die Lebensqualität ist hier viel höher. In Paris ist der größte Park ein Friedhof… ! Außerdem sind die Kölner gut drauf.“

Leben kann er noch nicht von diesem Business. Eliot gibt Nachhilfe und macht Gelegenheitsjobs, um seine Freundin mit den Mietzahlungen nicht alleine zu lassen. Sie hat ihren Job, hilft aber auch bei dem Kunst-Projekt mit. Eliot versucht die Objekte im Internet und über Netzwerke wie Xing zu vertreiben. Geplant sind auch Messen, wie die Ökorausch, die im September in Köln stattfinden wird, und er hat ein paar Galerien, die ihm demnächst Raum geben.

 

Auf der Homepage erfährt man einiges mehr, und kann sich die Objekte anschauen. Oder einfach Eliot anrufen, mit ihm in den Showroom gehen und den „Amoureuse“ Probe sitzen. Mehr Informationen über die Kunst und Design aus Burkina Faso unter www.moogoo.de

 

 

 

Text: Sonja Alexa Schmitz

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