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Südstadt

Alltagshelden: Anusch von Mediadruck am Ubierring

Montag, 7. Oktober 2024 | Text: Elke Tonscheidt | Bild: Elke Tonscheidt

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Vor einiger Zeit haben wir die lose Reihe „Alltagshelden in der Südstadt“ gestartet, um Menschen, die in unserem Veedel etwas tun, das anderen besonders auffällt, einen Artikel zu widmen und den Blick auf diesen „Helden“ im Alltag zu lenken. Was zeichnet sie aus, was macht sie besonders, was machen sie „anders“? Heute bin ich bei Anuschirwan „Anusch“ Mahdjoub, im Copyshop Mediadruck am Ubierring.

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„Es fühlt sich immer so gut an, wenn man hier war.“ Der Mann, der das sagt, kommt nicht etwa aus einer Yoga-Stunde, sondern steht neben mir am Kopierer, hat gerade einen Stick weitergegeben und wartet ab. Er redet mit einer anderen Kundin, es ist ein gewöhnlicher Dienstagvormittag. Draußen tobt das pralle Südstadtleben und hier bei Mediadruck am Ubierring 29 scheinen alle so gar nicht gestresst zu sein.

Woran das liegt? An ihm, Anusch.

Bald werden hier in seinem Laden die Kopierer laufen, zu Spitzenzeiten parallel sieben Geräte. Fünf von ihnen schaffen 60 Kopien in der Minute, echte Schnellläufer, erfahre ich. Doch ich merke schnell, dass es hier um viel mehr geht als ums Kopieren, Scannen oder Drucken. Ich hatte schon viel von ihm und seinem Kopier- und Druckladen gehört.

Ein kleiner Klön mit Stammkund*innen passt immer (Foto: Elke Tonscheidt)

Früher auch mal Zwischenlager für Eier

Also bin ich los zum Ubierring, um mich genauer umzuhören. Und um es vorwegzunehmen: Ja, auch ich habe Mediadruck dann verlassen und mich sehr gut gefühlt, denn bei Anusch passiert richtig was.

Die Tür geht auf und Dieter kommt rein. Als er hört, dass Anusch gleich mehrfach als Alltagsheld nominiert wurde, stimmt er sofort zu. Alle so freundlich hier und wie oft habe man ihm mit Kopien von Krankenkassen- oder Ärzteberichten oder Schreiben vom Finanzamt geholfen. Und er erinnert an die Zeit, als noch der Eiermann kam: „Kennste den?“ Kenne ich nicht, erfahre aber, dass der Eiermann den Copyladen längere Zeit als so eine Art Zwischenlager für Eier und Kartoffeln nutzte. „Ohne Profit“, ergänzt Anusch, er konnte einfach so seine Produkte lagern.

Hier geht es um Geschichten

Zeiten, die vorbei sind, aber zeigen: Hier geht es tatsächlich nicht nur um Kopien, hier geht es auch um Geschichten.
Anusch Mahdjoub – der Nachname stammt aus dem Iran. Anuschs Vater lernt 1958 in Köln seine zukünftige Frau kennen. 23 Jahre lang hat auch Anusch in Teheran gelebt, in den 90er Jahren kommt er nach Köln, lernt in Sülz Fotolaborant und schult um, „als die digitale Welt kam und ich auch gesundheitliche Probleme bekam“. So wurde er Elektronikgerätemechaniker. „2001 habe ich dann, damals noch bei Dieter Klehe, hier ein Praktikum gemacht.“

Hier sollte Anusch dann bleiben – 2010 übernahm er Klehes Anteile, gründete eine GbR mit Eddi Küpper. Der ist seit Sommer in Rente, kommt jedoch weiter an zwei Tagen jeweils für zwei Stunden vorbei, um mitzuhelfen, „wenn Not am Mann ist“.

Sorgen loslassen

Weiß Anusch, wie besonders ihr Service ist? Und meine damit nicht, dass Mediadruck auch Geräte verleiht und wartet… Er schaut mich an mit seinen freundlich blitzenden Augen und sagt: „Ich glaube, wir sind unseren Kunden vertrauter, als so manche Ärzte, jeder lässt hier seine Sorgen los.“

Ich bin baff. Ich wusste bereits, dass in dem Laden immer viel los ist und es hier kunterbunt zugeht: Restaurantbesitzer*innen, die ihre aktuelle Speisekarte drucken lassen, Dozent*innen und Lehrer*innen, die ihr Unterrichtsmaterial kopieren, Menschen, die ihre Finanzunterlagen dort sortieren und dann kopieren lassen, weil sie den Kopierer nicht selbst bedienen können. Aber Sorgen loslassen bei Mediadruck, wie das?

Und schon geht es weiter, die nächsten Kundinnen betreten den Raum. Hacer und ihre Tochter, die den guten Service loben und froh sind, zuhause keinen Drucker mehr zu benötigen. „Immer, wenn ich was brauche“, sagt Hacer, „komme ich hierher.“

Anusch am Computer (Bild: Elke Tonscheidt)

Große Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft

Sie sind gerade raus, da gesellt sich Karin Witte zu mir. Alltagsheld? „Ja, das ist er wohl“. Die 82jährige nickt zustimmend. Die Dame kommt seit mindestens zehn Jahren hierher, um sich bei Mediadruck „alles Mögliche“ kopieren oder drucken zu lassen, Visitenkarten zum Beispiel, „gleich für meine Schwester mit.“ Nach 40 Jahren in der Südstadt wohnt die ehemalige Buchhändlerin inzwischen in Bayenthal, kommt aber wie selbstverständlich nach wie vor zu Anusch. Selbst wenn sie dafür auf der Straße warten muss, weil mal wieder so viel los ist in dem kleinen Lädchen. Es ist die große Freundlichkeit, das offene Wort, das sie hier so schätzt.

Mittlerweile sind andere Kunden hereingekommen – Maria zum Beispiel, die „auch wegen der Kopien“ so gern hierherkommt: „Aber vor allem wegen der Hilfsbereitschaft, und weil es ist sehr günstig“, sagt sie.

Institution im Veedel (Bild: Elke Tonscheidt)

Fantastische Preise

Das gute Preis-Leistungsverhältnis erwähnt auch Sascha Mandelkow, ebenfalls langjähriger Kunde. Er lässt bei Mediadruck seit vielen Jahren für verschiedene Bands und die KG Ponyhof Shirts bedrucken.

„Ja“, stimmt Sascha zu, „die Preise sind fantastisch“, aber Alltagsheld passe vor allem deshalb: „Hier ist alles mit gutem Auge gemacht.“ Anusch komme den Kunden unaufgefordert entgegen, hier zeige sich, „wie jeder Laden in der Südstadt sein sollte.“ Man bekomme Hilfe und es funktioniere für alle.

Auch viele Student*innen kommen zu Mediadruck

Eine Studentin rauscht herein, sie muss morgen ihre Masterarbeit drucken lassen. Eben noch hatte mir Anusch von den vielen Studierenden berichtet: „Mit der Zeit wissen wir oft besser Bescheid über deren Abgabetermine, als sie selbst.“ Die Frage der Studentin, wann sie dann morgen am besten „hier aufschlage“, beantwortet Anusch präzise: „Du musst spätestens Mitternacht abgeben, also komm am besten gegen 16:30 Uhr.“ Dankbar verlässt sie uns: „Bis morgen Nachmittag also!“

„Er muss mehr Pausen machen“

Ein letztes Gespräch führe ich mit Roswitha Klein, ebenfalls Stammkundin seit vielen Jahren. Auch sie kennt Anusch noch, als sie in der Südstadt wohnte – heute lebt sie in Bayenthal. Ihr Raum für Körperbewusstsein findet sich im Tajet Garden auf der Alteburger Straße. Ihre Flyer lässt sie regelmäßig hier drucken, denn: „Es ist wie bei Ärzten – wenn sie gut sind, behält man sie.“ Das Schönste jedoch sei: „Wir kennen unsere Geschichten und teilen sie.“ Und die Körpertherapeutin sagt über den Alltagshelden: „Er muss mehr Pausen machen!“

„Ich weiß, ich weiß“, lächelt Anusch beschwichtigend, denn die Arbeit wird nicht weniger. Umso mehr freut es ihn, dass sie mit der Auszeichnung Alltagsheld gesehen wird. Und er vergisst nicht, seiner Frau zu danken, die gottlob die ganze Buchhaltung mache.

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Ich verlasse Mediadruck mit einem Café-Gutschein, für die Caffé Bar nebenan – auch so ein netter Service: Wer länger warten muss, bekommt auf diese Weise einen Kaffee spendiert. Ich löse ihn nicht ein, weil ich verabredet bin. Laufe dafür durch die Südstadt mit lauter Geschichten im Kopf und denke: Was für ein Alltagsheld, dieser Anusch.

Text: Elke Tonscheidt

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