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Lükes Liebes Leben

Als Chinese durch die Tollen Tage

Montag, 3. Februar 2020 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Zack und schon wieder ist ein Traditionsgeschäft dicht. Die Spiel-Arena auf der Severinstraße, gegenüber vom Ludari, hat ihre Pforten geschlossen. So weit ich mich erinnern kann, war die schon da, als ich in die Südstadt zog. Und das ist nun schon ein paar Jahrzehnte her.

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Und ich wollte doch immer noch mal schauen, wie viele Glücksritter da nachts um vier vor irgendwelchen Automaten sitzen. Der Laden warb immerhin damit, 24 Stunden geöffnet zu haben. Ich hab´s verschlafen. Aber immerhin weiß ich, warum da jetzt Ende Gelände ist. Irgendwann kam mal ein nicht mehr total nüchterner Kunde aus dem Geschäft und erklärte mir ungefragt: „Scheiße da! Immer nur klack, klack, klack.“ Weiter hinten, und er wies Richtung Dom, sei es viel besser. „Da immer pling, pling, pling.“ Sollte wohl heißen, in der anderen Spielhalle der Straße sei es um die Gewinnausschüttung weit besser bestellt. Bei solch einem Geschäftsgebaren ist es dann natürlich auch kein Wunder, wenn irgendwann die Stammkundschaft die Faxen dicke hat und ihr Geld lieber zur Konkurrenz trägt. Aber das Wehklagen um das Ende eines weiteren Traditionsgeschäftes im Veedel dürfte sich diesmal ohnehin in Grenzen halten. Bleibt wie immer die spannende Frage, was danach kommt. Tippe mal auf eine weitere Futterkrippe. Denn Restaurants scheinen ja zu brummen ohne Ende. Wann immer ich am frühen Abend durchs Areal schlendere, sind sämtliche Lokalitäten auch unter der Woche rappelvoll. Bei all dem grotesken Hype um gesunde Ernährung scheint der heimische Herd oft kalt zu bleiben. Und Geld spielt bei vielen (Neu-)Südstädtern offenbar ohnehin keine Rolle.

Mit SUV zum Hofladen

Was man ja auch am Boom jener Lastenräder merkt, mit denen der Nachwuchs durch die Stadt gekarrt wird. In Kalk sieht man diese SUV der Radwege kaum. Da tut´s noch der gemeine Kindersitz auf dem Gepäckträger. Ich finde es natürlich absolut prima, wenn Eltern ökologisch korrekt auf Zweiräder setzen. Aber ich hatte irgendwie immer den Verdacht, dass die Transporträder daheim vielfach neben der Limousine in der Garage geparkt werden. Anschauungsunterricht in dieser Angelegenheit gab´s letzte Woche. Weil es am Morgen wie aus Eimern schüttete, hatten viele Elternteile, die ihre Kinder sonst immer per Lastenrad im Kindergarten vor meiner Tür anliefern, ausnahmsweise doch mal das Auto genommen. Was soll ich sagen? Kleinwagen waren da nicht vertreten. SUV reichlich. Braucht man natürlich auch. Nicht unbedingt in der Innenstadt, aber der samstägliche Weg zum Bio-Hofladen in der Knollensteppe ist dann doch ein bisschen weit. Warum es dafür gleich so einen Straßenpanzer braucht? Der Sicherheit wegen. Die Dinger haben ja nicht nur mehr Gewicht, sondern eine entsprechend große Knautschzone. Da wäre es doch unverantwortlich, den Nachwuchs in einen Kleinwagen zu pferchen.

Atemschutzmasken aus

Letztens stand zu lesen, dass auch in Kölner Apotheken die Atemschutzmasken ausgehen. Ich hätte die ja eher im Baumarkt vermutet, aber egal. Der Engpass hat natürlich mit dem bösen Coronavirus zu tun. Was sagt eigentlich die mexikanische Corona-Brauerei zu dieser Namensgebung? So irrational, wie auch Biertrinker nun mal sind, dürfte die Infektionswelle weltweit nicht gerade zu Absatzsteigerungen führen. Aber zurück zu den stark nachgefragten Masken aus der Apotheke. Ich bin ja nicht den ganzen Tag auf der Straße unterwegs, aber mir ist bislang noch kein Passant untergekommen, der so ein Teil im Gesicht getragen hätte. Haben die Leute die alle in der (Hand-)Tasche und ziehen erst blitzschnell auf, sobald sie eines Menschen mit asiatischen Gesichtszügen ansichtig werden? Oder lassen sie die Dinger gleich daheim, weil sie beim Auspacken gemerkt haben, dass da „Made in China“ draufstand? Auch nicht auszuschließen, dass die Masken für den Karneval gehortet werden. Mit einem preiswerteren Kostüm konnte man doch noch nie als Chinese durch die Tollen Tage kommen. Warten wir´s ab.

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Bäcker zählt bis 10

Bei all den beklagenswerten Betriebsschließungen im Viertel freut es mich doch von Herzen, wenn ein Geschäft nach einer vorübergehenden Auszeit wieder öffnet. Zugegeben, ich hatte gar nicht mitbekommen, dass die Bäckerei Middelberg an Sankt Katharinen dicht hatte. Zum einen liegt das für mich zu weit ab vom Schuss, zum anderen werden da meines Wissens auch nur Teiglinge aufgebacken. Zwar wirbt die Firma auf ihrer Homepage mit (Achtung: lustig!) „Bäcker mit Laib & Seele seit 1897“, aber wer bundesweit rund fünfzig Filialen betreibt und Brötchen für 19 Cent anbietet, hat mit traditionellem Handwerk wohl eher weniger am Hut. Egal. Jedenfalls informierte mich ein Flyer in meinem Briefkasten über die Wiedereröffnung an der Severinstraße und lud mich ein, den 10. Geburtstag der Filiale angemessen zu begehen. Weshalb das farbige Papier ein hübscher Gugelhupf zierte, auf dem allerliebst Geburtstagskerzen brannten. Exakt acht Stück. Also beim 100. Geburtstag hätte ich ja kaum nachgezählt, aber so. Nun gehe ich mal davon aus, dass auch Bäckereibetreiber bis zehn zählen können. Hatte die Middelbergs also womöglich der Sparfuchs geritten und sie hatten einfach das Foto vom 8. Jubelfest nochmal von der Festplatte gekramt? Merkt doch sowieso keiner. Von wegen. Nicht mit mir!

Text: Reinhard Lüke

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