Als der Schoko-Nikolaus mich rettete
Mittwoch, 8. Dezember 2010 | Text: be süd
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Der Winter ist perfekt zum Grübeln. Die Tage sind kürzer, die Nächte länger, und man hat Zeit, um sich die wichtigen Fragen zu stellen, die einen so beschäftigen. Fragen wie: Was haben eine Schere, ein Pflaster, ein Kartenspiel, Münzen, meine Versicherungskarte, Zwischenzahnreiniger, Geschenkpapier, Haarbürste, Geld, Teebeutel gemeinsam? Sie befinden sich alle auf meinem Schreibtisch.
Der Winter ist perfekt zum Grübeln. Die Tage sind kürzer, die Nächte länger, und man hat Zeit, um sich die wichtigen Fragen zu stellen, die einen so beschäftigen. Fragen wie: Was haben eine Schere, ein Pflaster, ein Kartenspiel, Münzen, meine Versicherungskarte, Zwischenzahnreiniger, Geschenkpapier, Haarbürste, Geld, Teebeutel gemeinsam? Sie befinden sich alle auf meinem Schreibtisch.
Wieso sehe ich vor lauter Zeitungen meinen Fußboden nicht? Wie ist es möglich, dass ich die gesuchte DVD (tagelang gesucht, irgendwann aufgegeben), im Kühlschrank finde?
Überall wo man hin guckt stapeln sich die Sachen. Weihnachtsbaumkerzen? Sie lagen das ganze Jahr auf dem Wohnzimmerzimmerschrank? Ok, die kann ich liegen lassen, bald ist es wieder so weit. Wieso ist mein Schreibtisch am ordentlichsten, wenn ich Steuer machen muss? Wieso ist mein Fußboden nur betretbar, kurz bevor sich Gäste ankündigen? Wieso schaffe ich es nicht, obwohl ich drei Mal am Tag wasche, den Wäschekorb zu leeren? Schaffen Sie das und wenn ja, WIE?
Bin ich ein Opfer des Multi-Taskings? Ich kann ein Telefon-Gespräch führen, gleichzeitig Pasta kochen, einen Kinderstreit schlichten, und – das finde ich geradezu fast magisch – ein runterfallendes Glas Wasser in der Luft auffangen, ohne das Wasser zu verschütten! Ja, das kann ich! Ich fühle mich manchmal wie Superman oder einfach wie der indische Gott Shiva….aber den Haushalt, den hab ich nicht im Griff. Wieso?
Wie schaffen das die anderen Südstädter? Klar, die einen wohnen alleine, klagen ständig, dass sie kein Geld haben und beschäftigen eine Putzfrau. Bei anderen kommt die Mutti ein Mal die Woche, um dem 35-jährigen Kind die Wohnung zu putzen (gibt’s wirklich). Was ist mit mir? Ich habe weder noch! Ich bin auf mich allein gestellt und meistens hoffnungslos überfordert! Ich muss ran und dann, tja dann….? ertönt das Lied „Alle Jahre wieder“. Mist, ist es schon wieder so weit! Das Jahr ist vorbeigerauscht! Gut, eigentlich hätte ich es schon ahnen können: der Schnee, der Adventskalender und die einkaufsoffenen Sonntage…
Bevor es zu spät wird und die Massen Köln überfluten, muss ich in die Stadt, Geschenke einkaufen. Voller Elan und Freude gehe ich auf die Suche nach meinem Auto und dann… Oh nein! Wir haben Wochenende! Ich werde auf gar keinen Fall mit dem Auto fahren (keine Parkplätze), und vergiss die Bahn (zu voll). Schön, dass ich in der Südstadt wohne, bis in die Innenstadt ist es nicht so weit, also nehme ich mein Fahrrad und….. die Reifen sind eingefroren. Das Rad ist so unbeweglich und steif wie mein Nacken. Gut. Die Severinstraße ist endlich fertig, also spaziere ich gen Stadt und dann stelle ich fest dass es DOCH zu spät ist!
Ich habe den Eindruck die anderen eine Millionen Einwohner Kölns sind auch hier, aber nicht nur die. Es sind Engländer, Belgier, Holländer, Asiaten und Amerikaner. Ich befinde mich eingedrückt zwischen Fremden und Einheimischen auf der Schildergasse. Ich! Mittendrin, zwischen Weihnachtsmützen tragenden Holländern, oder waren das Engländer? Fotografierenden Japanern (sie finden es gar nicht so schlimm, so eingeengt zu sein) und fröhlich-singenden Amerikanern. Statt Maronen-Duft riecht es auf einmal wie im Sportstudio. Es hilft nur eins, sich treiben zu lassen. Aber leider hilft das nur kurzfristig! Ich bin hoffnungslos überfordert, mein Körper ist fiebrig heiß und im Stresszustand! Ich weiß nicht, was um mich herum geschieht! Ich brauche Hilfe!
In meiner Panik entdecke ich einen Schoko-Nikolaus. Wie in Trance stürze ich mich auf ihn und beiße seinen Kopf ab! Während ich an seinem Oberkörper lecke und seine Beine aufesse, werde ich ruhiger. Es wird mir warm. Der Schoko-Nikolaus hat mich gerettet!
Danke, Schoko-Nikolaus!
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