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Gesellschaft

Am Ende muss sogar der Nubbel lachen: Eine Nachlese der tollen Tage

Mittwoch, 14. Februar 2018 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Stefan Rahmann

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Das Jeföhl im Veedel ist an jedem Veilchendienstag das gleiche: Der Südstadtzug wird von Jahr zu Jahr größer, schöner, bunter und vor allem lauter. Das gilt übrigens für die im Zug genauso wie für die am Rand. 2500 Teilnehmer sollen es gewesen sein. Gefühlt waren es wesentlich mehr, denn wer will und kann sie alle zählen, die aus den Schulen im Veedel kamen. Und darüber hinaus. Die Loreley-Pänz, haben wir erfahren, können ihre Vornamen nicht nur tanzen sondern sogar fliegen. Die KG Ponyhof traf sich zum wahrscheinlich chaotischsten Gruppenfoto der Ponygeschichte auf dem Chlodwigplatz.

Egal, was andere sagen: Das Leben ist ein Ponyhof.

Nicht völlig aber ausgesprochen jeck aus dem Ruder gelaufen präsentierte sich die Truppe von „Eskalation 17“, bei der Sascha Schiffbauer die Moderation übernommen hatte. Und wie immer setzte die legendäre Band der Stunk-Sitzung auf dem letzten Wagen den Schlusspunkt.

Opjepass: Die Bahnen fahren während des Zugs über den Chlodwigplatz.

Und weil über den Chlodwigplatz während des gesamten Zuges die Bahnen der Linien 15 und 16 fahren, bleibt für die im Zoch, die immer wieder warten müssen, genügend Zeit für Bützjer und Strüssjer für die Nachbarn. Und weil zu allem Überfluss auch noch et Sönnche schingk als gäb‘s kein Morgen, tanzte die Südstadt vor Haus Müller, als wäre Aschermittwoch weiter weg als übermorgen.

Dixies ohne Ende

Und was war sonst noch los seit Weiberfastnacht? Weniger als am Elften im Elften. Woran lag‘s? Na ja, der Donnerstag war traditionell kein Samstag wie damals der Elfte im November. Vielleicht war aber auch die Wahrnehmung damals im Nachhinein leicht hysterisch. Sei‘s drum. Wild pinkeln war an Weiberfastnacht ziemlich aus der Mode. Das lag natürlich auch an den unzähligen Dixies, die im Veedel verteilt waren. Die wurden intensiv genutzt und waren trotzdem sauber. Super!

Lichtblicke von Anfang bis Ende: Die Dixies.

Ansonsten entwickeln sich Weiberfastnacht und Karnevalssamstag immer mehr zu den zentralen Feiertagen im Südstadt-Fasteleer. An denen stehen die Leute ziemlich lange Schlange vor den meisten Kneipen. Am Sonntag und auch am Montag kam man überall ziemlich lässig rein. Und selbst Kneipen, die im Vorfeld angekündigt hatten, Eintritt zu nehmen, ließen das sein angesichts des überschaubaren Andrangs. Ob die Berichterstattung über „Exzesse“ in der Südstadt manchen abgeschreckt hat? Es gibt den Trend, Kneipen an einzelnen Karnevalstagen schlicht nicht mehr aufzumachen. Da schenkt man sich schon mal den Sonntag. Oder macht am Rosenmontag Schluss bis Aschermittwoch. Sechs Tage am Stück Fasteleer am Limit zu performen, ist nicht nur für die Wirte Extremsport.

Plastikbecher auf der Severinsstraße

Das Glasverbot war freiwillig und hat sich wohl bewährt. Zwischen Severinskirche und Chlodwigplatz lief man nicht mehr auf Scherben. Dafür auf billigen Plastikbechern. Mitarbeiter des Ordnungsamtes hatten vor dem Severin eine Sperrkette aufgebaut. Dort kippten Flaschentrinker ihr Kölsch in Plastikbecher. Andere Flaschen in den Tüten blieben dort, weil nicht kontrolliert werden durfte. Zurück blieben die Becher auf der Straße. Die zerbrachen schon beim ersten Schluck, wenn man Pech hatte.

Zugweg mit Lkw zugepflastert

Und sonst? Die Colonia-Kräne, die überall zur Abwehr von Terror-Lkw platziert waren, lösten Beklemmung aus. Immerhin hatten in diesem Jahr die Polizisten die Maschinenpistolen in ihren Autos gelassen. Dass Oberbürgermeisterin Reker im Vorfeld an die Karnevals-Kultur erinnert und die Massen-Besäufnisse kritisiert hat, kritisierte Festkomitee-Präsident Kuckelkorn mit deutlichen Worten. Ob das Zupflastern des Zugwegs an Rosenmontag mit Lkw-Tribünen der kölschen Karnevalskultur entspricht, war nicht Thema. Pferde im Zug? Nach dem Unfall wird es geteilte Meinungen geben. Vielleicht sollte man Gespanne verbieten. Das sind mindestens zwei Pferde plus Kutschen plus Insassen: Da kann im Zweifel eine ziemlich große Masse außer Kontrolle geraten. Wenn es stimmt, dass das Gespann nach einem Flaschenwurf durchgegangen ist, muss man allerdings auch sagen: Gegen Idioten am Zugweg wird man weiter nichts ausrichten können. Was am Freitagabend an der Haltestelle Chlodwigplatz passiert ist, wird von der Polizei ermittelt. Fest steht: Ein 32-jähriger Polizist, der in der Südstadt wohnte, war privat unterwegs und geriet zwischen die Wagen einer anfahrenden Linie 16. Er war sofort tot. Ein 44-jähriger Wirtschaftsanwalt sitzt in Untersuchungshaft. Untersucht wird, ob er das Opfer absichtlich zwischen die Wagen gestoßen hat.

Am Ende lacht sogar der Nubbel

Alaaf. Sonst nichts.

Trotz allem sollte man eines nicht übersehen: Wir feiern jedes Jahr in dieser Stadt und nicht zuletzt in unserem Veedel eines der größten Volksfeste weltweit. Friedlich, fröhlich und fast gewaltfrei. Und deshalb wollen wir zum Ende dieser Nachlese den Lieblingswitz der Session erzählen. Also meinen. Und der ist von Martin Schopps: Kevin und Marcel in der Pause im Berufskolleg. „Du, ich habe eine neue Freundin.“ „Glückwunsch.“ „Danke.“ „Und wie ist die so?“ Die ist 48.“ „48? Die könnte ja Deine Mutter sein!“ „Stimmt. Ist aber Deine.“ Da hätte auch der Nubbel gelacht.

Text: Stefan Rahmann

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