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Bildung & Erziehung Kultur Südkids

Am großen Fluss

Sonntag, 17. März 2013 | Text: Susanne Finken | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

 – Endspurt bei der Lit(kid)cologne: Joachim Król liest aus „Die Abenteuer des Tom Sawyer“. Nicht auf einem Mississippi-Dampfer, aber immerhin auf dem „Literaturschiff“ erwartete Joachim Król seine Zuhörer ab zehn (so zumindest die Empfehlung der litcologne) zu einer Lesung  aus Mark Twains „Die Abenteuer des Tom Sawyer“.  Und er hatte Verstärkung dabei: Einerseits Ute Wegmann, die das Programm der litkidcologne mitverantwortet und eine wunderbare Einführung und Moderation nicht nur für das junge Publikum  lieferte; dann aber auch die jugendlichen Schauspielkollegen Louis Hoffmann und Leon Seidel, wohnhaft und eingeschult im Kölner Süden, die in der opulent ausgestatteten Neuverfilmung  von Hermine Huntgeburth den Tom und seinen Freund Huck darstellten. Król war spielte natürlich auch mit – als Muff Potter, ein herzensguter, leicht vertrottelter Säufer, der beinahe unschuldig gelyncht wird. Ein Freund mit böser Zunge, plaudert Król aus, habe diese Besetzung als „typecasting“ bezeichnet – soviel  Selbstironie bringt umgehend die Lacher auf seine Seite.

Aber ehe die Filmversion in den Mittelpunkt der Veranstaltung rückt, nimmt Król, schwarzgekleideter Mann vor schwarzem Vorhang, seine Zuhörer auf eine ganz klassische Lesung mit. Seine Stimme klingt tiefer, auch heiserer, als man im Ohr hat,  die Texte gestaltet er mitreißend und mit offenkundiger Freude an Mark Twains satirischem Stil.  Da bewegt sich die Rechte, beschreibt Kreise und Zeichen, den Vorleser hält es kaum noch auf dem Sitz, der ganze Körper des Schauspielers will mittun, und das Publikum amüsiert sich bestens. Die ausgewählte Passage ist vermutlich eine der bekanntesten aus Twains Werk, auch in Schulbüchern zu finden, und das Wiederhören macht Laune: Schlitzohr Tom muss einen Zaun streichen, eine verabscheuenswürdige Arbeit. Wie gut, dass er, im Jahr 1876 wohlgemerkt, auf die Idee kommt, dass die Verknappung des Angebots die Nachfrage steigert: Er reicht den Pinsel nur gegen Bezahlung weiter, und schon bald steht der Nachwuchs des Örtchens St. Petersburg Schlange, um seine Arbeit zu übernehmen und die gesammelten Schätze – Bindfadenrollen, Murmeln, Äpfel, tote Tiere – an Tom abzutreten.

Man hätte Król und Twain gerne länger zugehört, aber auch die Lesung zu dritt aus dem Filmdrehbuch hat ihre Reize, zumal im Anschluss die Szene gezeigt wird und den Vergleich ermöglicht. Leider ohne Verdunkelung, aber daran lässt sich ja fürs nächste Jahr arbeiten.

Nach einem weiteren Buchausschnitt, eine Passage mit genau beobachtetem Stimmungswechsel von heiter zu melancholisch, und gut anderthalb Stunden Veranstaltungszeit verabschieden sich die vier überzeugenden Litcologne-Akteure. Der Run  auf den Bücher- und Medientisch setzt ein –  danach der aufs Oberdeck, wo Król und die jungen Kollegen signieren.

 

Król kann es sich dann auf dem Schiff gleich weiter gemütlich machen: Als Muff Potter haben wir ihn gerade dem Tod begegnen sehen –in einer Lesung aus Yoram Kaniuks Buch am Abend geht es genau damit weiter. Und damit ist die 13. Litcologne mit über 90000 Besuchern und einer Stimmung wie beim Literaturkarneval auch schon zu Ende. Bei Gelegenheit wollen wir  Król, dem man früher öfter am Heinrich-Lübke-Ufer beim Joggen begegnen konnte, zu einem Kölsch einladen und uns mehr davon erzählen , wie das ist mit dem Leben, dem Tod, der Arbeit und natürlich mit der Südstadt.
 

Text: Susanne Finken

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