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Auf ein Kölsch mit... Kultur

Am Rande des Auftritts

Freitag, 8. Juni 2012 | Text: Gastbeitrag | Bild: Gerhard Richter

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Das Lars Duppler-Quartett spielte gerade im Rahmen des kleinen, aber feinen Jazzfestivals in der Kölner Südstadt. Von der Öffentlichkeit fast unbemerkt gibt sich dieser Tage die Crème der regionalen Jazzszene die Klinke des „Salon de Jazz“ in die Hand. Pianist Clemens Orth, Betreiber des Jazzsalons und Veranstalter des Festivals (6.-10. Juni 2012), hat gerufen – und wieder einmal sind sie alle gekommen. Die Stimmung ist familiär und frei von elitärem Gehabe. Hier wird gejazzt, weil es Spaß macht. Den Anfang machte ein Kölscher Jazzpianist mit isländischen Wurzeln: der 36-jährige Lars Duppler. Die Stimmung ist locker, denn Lars kommentiert jedes Stück mit einer kleinen, humorvollen Anekdote. Seine jungen, gleichwohl handwerklich perfekten Bandkollegen spielen entspannt auf. Innerhalb weniger Minuten hat sich der „Salon de Jazz“ eingegroovt.

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Der Sound ist angenehm warm. Ein feines Set, bestehend aus sechs Stücken, allesamt mit Leichtigkeit vorgetragen. Es ist purer Jazz, immer wieder aufgelockert durch kurze Soli der vier Akteure. Man merkt, wer hier den Ton angibt. Lars ist der Leader, hat die Stücke geschrieben. Er und die Band fühlen sich offensichtlich wohl im Salon.

Lars Duppler und ich treffen uns nach dem Konzert am Eingang des Salons. Er entspricht überhaupt nicht dem Klischee eines eigenbrötlerischen, hochintellektuellen Jazzpianisten, sondern ist unkompliziert, attraktiv und überhaupt kein Nerd – ganz im Gegenteil. Auf meine Frage, ob seine Arbeit ihn glücklich mache, lächelt er und bejaht das eindringlich. „Ich blicke jedes Jahr zurück und stelle immer wieder fest, dass es nichts gibt, was mich wirklich schlimm nervt. Sicher gibt es Dinge, die nicht so klappen, wie man es sich vorgestellt hatte, aber so ist das Leben eben.“ Angefangen Piano zu spielen hat Lars schon als Kind. Sehr schnell wurde sein Talent offenbar und während die jüngeren Geschwister mühsam Tonleitern rauf und runter klimperten, spielte Lars in kürzester Zeit fließend komplexe Stücke. „Meine Geschwister waren abgetörnt, weil ich so viel besser war.“ Talent kann man nicht lernen.

Köln ist cool – nicht so arty farty wie Berlin“?
Auf die Frage nach seiner Heimat antwortet Lars, ohne zu zögern: „Köln!“ 1975 wurde er als Sohn eines Marineoffiziers in Flensburg geboren. Seine Familie musste oft umziehen. Die prägendste Zeit verbrachte er in Bonn, und lernte so das Rheinland kennen und lieben. Heute lebt er in Köln. Die Jazzszene ist groß, inzwischen hat er sich ein großes Netzwerk aufgebaut, und von hier aus ist man schnell in Belgien, Holland und Frankreich. Im Gegensatz dazu sei Berlin total isoliert. „Auf den ersten Blick ist Köln sicherlich keine so schöne Stadt, aber wer hier ein paar Sommer erlebt hat, kann sie nur lieben. Die Leute sind cool, alles ist sehr real. Das ist auch eine Qualität. Hier kommt niemand her, um Erasmus zu machen, weil es so hip ist. Es ist besser als Berlin, wo die Leute, ach so arty farty, mit ihren Jutebeuteln durch Neukölln spazieren.“ Lars spielt im Jahr an die 150 Gigs, die wenigsten in Köln. Wenn er, vor allem im Winter, ausschließlich hier wäre, dann kann er sich vorstellen, würde Köln ihn vielleicht anöden. So aber gibt es genug Gelegenheit, andere Luft zu schnuppern.

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Im „Stecken“ ist es dunkel und verraucht, aber das Publikum ist super?
Wenn sich die Möglichkeit bietet, geht Lars gern rund um den Brüsseler Platz aus. „Meistens habe ich freitags und samstags Gigs, deshalb bietet sich kaum die Chance, am Wochenende auszugehen. Ich liebe die Südstadt, aber leider ist das Angebot zum Clubbing hier noch immer nicht sehr groß. Ich bewege mich daher eher im Belgischen Viertel. Sehr gern gehe ich zum Beispiel ins Stecken. Der Laden ist dunkel, dreckig und verraucht, aber das Publikum ist super. Ich spiele dort auch regelmäßig mit meiner Band. “

Rage Against The Machine“ hat meine Jugend geprägt?
Abschließend frage ich Lars nach seinen Alltime Top 5 Alben. Er braucht nicht lange zu überlegen. Als erstes „Nightfly“ von Donald Fagen, gefolgt von „52nd Street“ von Billy Joel. Als drittes nennt er das erste Album von „Rage Against The Machine“: „Ein Hammer Rockalbum, das hat meine Jugend geprägt.“ Auf Platz vier, ein Meilenstein des Jazz: „Kind of Blue“ von Miles Davis. Mit dem fünften Album zeigen sich die isländischen Wurzeln von Lars. Es ist das großartige Album „Debut“ von Björk.

„Komm, holen wir uns noch ein Kölsch?“ Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und wir genießen den Rest des rundum gelungenen Abends zu den Klängen des Matthias Strucken Quartett.

Lasse Rutz Der Autor ist angehender Online-Redakteur und ein großer Musikliebhaber. Nach Lehramtsstudium und einer Ausbildung zum Mediengestalter hat Lasse einige Jahre in der Kölner Musik- und Nachtszene verbracht, als Barkeeper gearbeitet und Platten aufgelegt.

Text: Gastbeitrag

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