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Südstadt

An mir vorübergestreift

Donnerstag, 1. Juli 2010 | Text: Sonja Alexa Schmitz | Bild: Alexandra Keller

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Alle schreiben über die WM, über Flaggen, Vuvuzelas oder, alternativ, über das sommerliche Wetter. Könnte ich auch tun. Das heisst, nein, zu Fussball habe ich nicht viel zu sagen, aber dem Wetter zu huldigen, da würde mir schon einiges einfallen. Ich dachte darüber nach, die Südstadt in der Sommerhitze zu erspüren. Wie verändert sie sich? Welche Orte werden gesucht, welche gemieden? Wie sind die Menschen drauf?
Aber irgendwie wird mir der Sinn davon nicht so wirklich deutlich.

Ich weiss, ehrlich gesagt, nicht was ich schreiben soll. Zu Streifzügen komme ich derzeit kaum. Ich hüte derzeit den Laden. Vollzeit. Wenn ich Glück habe und das Wetter dabei so schön ist wie eben jetzt, dann kann ich zwischen den Kundenbesuchen schön vor dem Laden auf der Bank sitzen. Und da lasse ich dann das Leben an mir vorbeistreifen. Da streift rund um die Uhr was. Vormittags eher weniger, da ist die Strasse ruhig. Da schaue ich nach rechts und sehe bei Settebello ein paar Müßiggänger bei caffè Zeitung lesen. Unsere Strassenseite liegt vormittags noch im Schatten. Und so wirkt auch alles so, als warte es noch auf etwas. Der Vormittag ist der verschlafene Anfang.

Mittags belebt es sich. Da sehe ich einige Grüppchen von Männern und Frauen an mir vorüberziehen. Sie machen den Abstecher vom Ubierring, kommen wohl vom Rheinauhafen, und gehen möglicherweise am Ende der Alteburger Strasse eine Pizza essen. Oder sie haben ihr Mittagessen schon hinter sich, und der Abstecher gilt dem Nachtisch. Eisschleckend schlendern sie dann an mir vorbei.

Das ist wohl das Schwierigste an meinem Job: Die ganzen Menschen, die ihre appetitliche Eistüte an mir vorüber tragen. Gut, ich will nicht behaupten, dass ich den ganzen Tag darbe. Nein, irgendwann packt es mich und auch ich hole mir eine Kugel. Aber die schönen eisgefüllten Waffeln, wohlmöglich noch mit Sahne drauf, verlieren dadurch nicht ihre Wirkung. Wie viel Eis am Tag ist eigentlich machbar? Ich fürchte, da ginge eine Menge rein. Wenn nicht unser Wissen um das, was gesund ist, und was weniger, uns so präsent wäre, dann könnte das Leben so schön, und so voller Eiscreme sein.

Die Eistüten hören nicht auf an mir vorüber zu spazieren. Sie werden sogar noch langsamer, denn am Nachmittag werden sie vor allem von Kindern als Art Accessoire getragen. Ist doch so, nicht wahr?! So ein Kind scheint die Geschwindigkeit mit der man so ein Eis schlecken sollte, nicht zu kennen. So hängt es da schief in der Hand des kleinen Besitzers und tropft vor lauter Langeweile auf Kinderwagen und Pulli.

Irgendwann sind auch die Kinder zuhause und das Straßenbild verändert sich erneut. Feierabendstimmung in der Strasse. Die letzten Einkäufer, die lange arbeiten mussten, laufen mit Tiefkühlpizza oder Bäckerei-Merzenich-Tüte an mir vorüber.
Und dann ist auch das vorbei, und wer jetzt an mir vorübergeht, der will irgendwohin, wo er Menschen trifft. Was essen gehen, oder nur was trinken mit Freunden oder dem Partner. Kleidung, die nach Abend und Restaurant aussieht.

Bei dem heißen Wetter haben die vermutlich spät am Abend auch noch mal ein Eis in der Hand. Aber damit machen sie mir nicht den Mund wässrig, denn ich habe mittlerweile Feierabend.

Ich gebe zu, bei diesem Beitrag gab es nicht wahnsinnig viel Neues und Lehrreiches zu erfahren. Und mit anfangs erwähntem Sinn, kann ich auch nicht aufwarten. Ich schiebe es mal auf das Wetter. Macht viel zu döselig um noch Geistreiches von sich zu geben. Und bestimmt doch auch zu döselig um Geistreiches zu lesen!?

Text: Sonja Alexa Schmitz

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