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Sport

Anmerkungen zum Start in die 50. Bundesligasaison

Freitag, 24. August 2012 | Text: Roger Lenhard | Bild: DesignWork

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Bevor Bayern München zum Premiumverein des deutschen Fußballs aufstieg, gab es in den in den siebziger Jahren einen ebenbürtigen Gegner vom Niederrhein, die Borussia aus Mönchengladbach. Mit jeweils fünf Titeln zwischen 1969 und 1981 gab es ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Bayern. Unter der Ägide von Uli Hoeneß wurde der Münchener Klub zum Maß aller fußballerischen Dinge in Deutschland mit weiteren 16 Meisterschaften und vielen internationalen Erfolgen, während Gladbach immer mittelmäßiger wurde und zeitweise mit zwei Abstiegen völlig in der Versenkung verschwand. Nun schickt sich wiederum eine Borussia an, den Kampf mit dem Dominator aus dem Süden aufzunehmen, die Schwarz-Gelben aus Dortmund. Dies ist deren zweite Attacke – die erste endete nach drei Meisterschaften 1995, 1996 und 2003 fast in der Insolvenz. Unter dem größenwahnsinnigen Präsidenten Niebaum (intern nur „Gott“ genannt) und seinem Manager Meier glaubte man sich auf ein finanzielles Kräftemessen mit dem Krösus des Festgeldkontos einzulassen und verhökerte alles, was sich irgendwie zu Geld machen ließ, unter anderem das vereinseigene Stadion. Als nichts mehr ging und Spielergehälter nicht mehr gezahlt werden konnten, wurde der hochmütige Niebaum zum Bettelbruder und lieh sich vom Münchener Kontrahenten 2004 zwei Millionen Euro. Der Bankrott wurde abgewendet und mittlerweile erstrahlt der Verein wieder. Mit zwei Meistertiteln in Folge und einem Pokalsieg in diesem Jahr wird Dortmund auch in der kommenden Saison der gefürchtete Rivale vom FC Bayern München sein. Die Grundlage des Erfolgs ist diesmal eine völlig andere und hat mit dem besten aller deutschen Trainer zu tun: Jürgen Klopp.

Auch das haben die Dortmunder in gewisser Weise Uli Hoeneß zu verdanken, der  unfreiwillig den Dortmundern zu diesem Glücksfall verhalf. Als die Münchener 2008 nach der Entlassung Ottmar Hitzfelds einen neuen Trainer suchten, standen zwei Trainer zur engeren Auswahl: Jürgen Klinsmann und Jürgen Klopp. Hoeneß entschied sich für Klinsmann, der nach einem dreiviertel Jahr seine Koffer packen durfte, und Jürgen Klopp wechselte zu Dortmund. War bisher die Entlassung von Jupp Heynckes 1991 die nach eigener Einschätzung größte Fehlentscheidung von Uli Hoeneß, so ist die Nichtverpflichtung von Klopp eine noch größere. Gewiss weiß man nicht, ob er mit dem Starensemble aus München ähnliche Triumphe wie in Dortmund hätte feiern können, aber Dortmund wäre ohne Klopp niemals so erfolgreich gewesen.
Wie dem auch sei, man muss kein Hellseher sein, um zu behaupten, dass Borussia Dortmund und Bayern München die beiden stärksten Mannschaften der neuen Spielzeit sein werden und die heißesten Anwärter auf die Meisterschaft sind. Sollte Dortmund, das in den letzten Jahren international kläglich scheiterte, die Gruppenphase der Champions-League überstehen, wird die Titelverteidigung deutlich schwerer, da die Doppelbelastung kein Team außer den Bayern wirklich gut verkraftet. Mein Außenseitertip heißt Gladbach. Lucien Favre ist ein exzellenter Fachmann und hat den Klub mit Sinn, Verstand und Leidenschaft zur fast alter Größe geführt. Die Abgänge von Dante und vor allem Reus wirken schwer, doch wurden mit Dominguez, Xhaka und de Jong großartige Spieler verpflichtet. Trotz der Niederlage in der Champions-League gegen gegen Dynamo Kiew, konnte in den ersten 30 Minuten das hohe Potential der neu formierten Truppe schon aufblitzen.

 

Mein Verein, der FC Schalke 04, wird eine gute Rolle spielen, ebenso wie Leverkusen, Stuttgart, bedauerlicherweise Wolfsburg, vielleicht Hannover. Bremen und besonders Hamburg haben den Zug der klugen Modernisierung verpasst und können sogar Abstiegsprobleme bekommen wie die anderen neun Vereine auch. Allerdings werden auch wieder Vereine überraschen wie in der letzten Saison in der die beiden vermeintlichen Giganten aus den Millionenstädten Berlin und Köln (ich hätte fast Dortmund geschrieben. Wahrlich ein „Freud’scher Versprecher“ reinster Art!) abgestiegen sind und Klubs aus der Provinz mit kleinen Etats wie Augsburg, Freiburg,  Mainz und der Aufsteiger Greuhter Fürth mit ihrem  laufintensiven Ansatz kollektiver Spielintelligenz zu überzeugen wussten. Das elf hochveranlagte Ich-AGs einer Wir-AG mit geringerer Einzelspielerqualität unterlegen seien können, konnte am vergangenen Wochenende bestaunt werden, als sage und schreibe sechs Bundesligisten gegen Dritt- und Viertligisten ausgeschieden sind. Besonders krass war die 4:0 Klatsche von Hoffenheim gegen den Berliner AK 07 aus der Regionaliga Nordost, die noch höher hätte ausfallen können. Sollte der 1.FC Köln aus dieser Entwicklung die richtigen Schlüsse ziehen, hat der Verein unserer Stadt nicht nur die Chance wieder aufzusteigen, sondern auch die Möglichkeit aus der Not der Geldknappheit eine nachhaltige  Entwicklung einzuleiten, die stabil und zukunfsträchtig ist.

 

Der FC fehlt der ersten Liga.

Glück auf!
 

Text: Roger Lenhard

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