Anwohner verlieren langsam die Geduld
Mittwoch, 30. September 2020 | Text: Susanne Wächter | Bild: Susanne Wächter
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Mehr als vier Jahre sind praktisch nichts in der Zeitrechnung der Kölner Verwaltung. Dies müssen auch die Anwohner der Eburonenstraße feststellen. Trotz politischer Beschlüsse hat die Stadt diese seit Jahren noch nicht umgesetzt.
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Privatpraxis für Physiotherapie Frauke StöberKinder spielen auf der Straße, AnwohnerInnen Tischtennis, Autos sind aus der Straße verbannt. Ein Zukunftsszenario? „Schön wäre es“, sagt Dirk Zurek, Anwohner und federführend beim Einreichen von Vorschlägen an die zuständigen politischen VertreterInnen. Während die ihre Arbeit längst gemacht haben, lässt die Stadtverwaltung noch auf sich warten.
Verkehrszählung und Ortsbegehung
Die Eburonenstraße, eine kleine Seitenstraße zwischen Alteburger Straße und Eierplätzchen. Eine Wohnstraße, so könnte man meinen. Aber der Schein trügt. „Hier brettern einige Autofahrer mit völlig überhöhter Geschwindigkeit durch“, erzählt Zurek. Das habe eine Verkehrszählung ergeben, die die Stadt hat durchführen lassen. Eine Ortsbegehung hat es übrigens auch schon gegeben, im Vorfeld der politischen Beschlüsse. Was hat es genutzt? Bislang nichts.
Tag des guten Lebens als Demo
Dabei wollen die Anwohner keine dauerhaften Straßensperren. Sie wollen nur eine Einbahnstraße, zwei Bäume und Fahrradnadeln für die Räder, die zunehmend den Gehweg blockieren. Zählt man die achtlos abgestellten Elektroroller hinzu, bleiben manchmal weniger als 50cm für FußgängerInnen. Und hier und da eine Geschwindigkeitsmessung. Alles, wie gesagt, schon beschlossene Sache(n). Aber: „Das ist hier noch nie passiert“, fügt Zurek hinzu. Zusammen mit anderen AnwohnerInnen und der Agora hatte er für Sonntag eine Demo angemeldet. Sie ist Teil vom „Tag des guten Lebens“, der wegen der Pandemie nicht wie sonst in einem ganzen Veedel, sondern nur dezentral in einzelnen Straßen stattfinden kann. Zehn Veranstaltungen dieser Art laufen innerhalb von zwei Monaten überall in der Stadt.
Es ist kein Straßenfest. Es ist ein Begegnungs-Raum, von Nachbarn für Nachbarn. Aber es kommen nicht alle. Vielleicht ist es das nass-kalte Wetter, vielleicht aber auch ganz andere Gründe. Aber die zuständigen PolitikerInnen sind gekommen. Und die bekräftigten, dass sie der Verwaltung weiter auf den Zahn fühlen werden. Bezirksbürgermeister Andreas Hupke spricht gar von einer Demo vor dem Verwaltungsgebäude der entsprechenden Dienststellen, um die Umsetzung der politischen Beschlüsse einzufordern. „Liebe Verwaltung macht endlich eure Aufgaben!“, sagt Anwohnerin Kerstin Ciba, und Antje Kosubek von den Grünen gibt zu: „Es ist frustrierend, aber was sollen wir machen? Aufgeben? Auf keinen Fall. Wir müssen weitermachen und die Realisierung unsere Beschlüsse vehement verlangen.“ Denn: Schon am 13. Juli 2016 setzte Anwohner Zurek das Schreiben an die Politik auf und schickte es zur Bezirksvertretung Innenstadt, die das Thema am 10. November 2016 auf der Agenda hatte, und -fast einhellig- beschloss.
Stadt wollte Baumpflanzung prüfen
Drei Jahre sei es mittlerweile schon her, so Zurek, dass die Verwaltung auf Nachfrage sagte, dass eine verwaltungsinterne Abstimmung zur Pflanzung von Bäumen noch nicht abgeschlossen sei. „Aufgrund der Enge der Straße muss intensiv geprüft werden, welche Möglichkeiten es überhaupt für Pflanzungen gibt“, teilt die Stadt damals auf Anfrage mit. Eine erneute Anfrage zum Stand der Dinge blieb bislang unbeantwortet.
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Hair Room – Erkan ist wieder zurück!Warum eine „intensive Prüfung“ auf der nichtmals 100m langen Straße so lange braucht – das kann man sich in der Tat fragen, und es ist frustrierend, dass fast alles so derart lange dauert in dieser unserer Stadt. Andreas Hupke nennt ein anderes Beispiel: „Wir sind seit mehr als zehn Jahren dran, dass am Maternusplatz Bänke aufgestellt werden und Parkplätze dafür wegfallen. Aber wenn man eine so autofreundliche Dezernentin hat, kann das eben dauern.“ „Kann man Beschlüsse eigentlich einklagen?, fragt eine Anwohnerin. Eine Antwort darauf kann an diesem Tag niemand geben, die Idee wird aber als gute definiert.
Dass -bei entsprechender Interessenlage- auch Dinge mal schnell gehen können, habe der Eckbau zur Alteburger Straße hin gezeigt. Dort, wo das Tavernaki einst stand, steht nun ein moderner, nichtssagender Neubau mit sehr teuren Wohnungen. Während seines anderthalbjährigen Baus war die Eburonenstraße eine abgesperrte Sackgasse. „In der Bauphase war unsere Straße von der Alteburger Straße her nicht mehr befahrbar. Das zeigte doch, dass es geht, und auch so bleiben könnte“, findet Zurek, mit Blick auf den Neubau.
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