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Kultur

Arno Steffen, meine Mutter und ich

Mittwoch, 6. Februar 2013 | Text: Gastbeitrag | Bild: Designwork.eu

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Da komme ich ins Büro und finde auf meinem Schreibtisch die neue CD von Arno Steffen. Ich freu‘ mich, habe ich doch vor einiger Zeit das ehemalige LSE Mitglied für „Meine Südstadt“ interviewen dürfen und schon einen Einblick in die damals noch unfertigen Stücke erhalten.

Heute liegt nun also das fertig produzierte Album da, und ich soll eine Rezension dazu schreiben. Und da habe ich sie: Die Idee! Ja, das wird ein Knaller! Die Leserschaft wird jauchzen, ob meines Plans, den ich sofort in die Tat umsetze: Ich werde die CD nicht allein besprechen, nein, da es sich ja um ein Stück Musik in kölscher Mundart handelt, werde ich eine Fachfrau für eben jene hinzuziehen: Meine Mutter! Meine Mutter ist Jahrgang ´49 und ein „echt kölsch Mädche“.

Ich freu mich also, auf eine differenzierte und intensive Diskussion mit ihr über kölsche Musik im Allgemeinen und Arno Steffens neue CD „Hop, Hop!“ im Besonderen. Male mir in Gedanken schon aus, wie wir die einzelnen Titel durchgehen und über unsere Gefühle und Gedanken, die diese bei uns auslösen, sprechen. Ja, wie Mutter und Sohn, gemeinsam etwas Neues entdecken!

Also, flugs die CD auf den Rechner gezogen und meiner Mutter das Original überreicht. Am nächsten Tag rufe ich dann erwartungsfroh an und freue mich auf den ersten Höreindruck meiner Mutter. Was dann allerdings kommt, reißt mich beinhart aus meiner Realität als Fast-Musik-Kritiker: „Der kann schön singe! Ne, wirklich! Äver irjendwie ist dat auch alles sehr jleich!“ Na toll! Selbst nachfragen bringt keine differenzierteren Aussagen. Meine Mutter hat die CD einfach gehört und sich ihre Meinung gebildet: Arno Steffen singt schön! Nun gut, also mache ich mich alleine dran, eine etwas komplexere Analyse zu erstellen. Seit wann diskutiert man auch mit seinen Eltern über Musik! Wäre ja noch schöner!

Zwischen Gitarre und Computer, Arno Steffen beim komponieren.

 

Arno Steffens Album macht Spaß, viel Spaß! Ich hab’s im Auto gehört, in der Küche, in Ruhe auf dem Kopfhörer und jedes Mal wieder gerne. Es ist ein Stück hochwertig produzierter kölscher Musik, zwischen Rock, Pop und ein wenig Liedermacher. Musikalisch hört man immer wieder leichte World-Music-Einflüsse, und das ein oder andere Stück ist durchaus tanzbar („D´r Weet“).

Neben der musikalischen Gestaltung (Steffen weiß, was er tut), machen mir aber vor allem die Texte Spaß. Mal wird es sentimental („Ming Stadt“), mal witzig („Vringsstroßblitz“), aber nie blöd oder anbiedernd. Selbst bei Nummern, die zum Mitgrölen einladen („Meditiere“) sind Arrangement und Text immer intelligent gemacht und heben das Album wohltuend von manch dumpfen Karnevalsgetöse ab.
Eine meiner Lieblingsnummern ist definitiv „Verbrummele“. Eine wirklich ganz eigene Art, einer Angebeteten die Liebe zu gestehen. Witzig und berührende!

Bei allem Lob, etwas zu mäkeln habe ich auch: Die Kritik am etablierten Kölner Karneval in „Karneval in Köln“ (gesungen von Gerd Köster) hab ich so einfach schon zu oft gehört. Sie wirkt ein wenig abgenutzt.

Eine besondere Überraschung hat das Album auch noch parat: „Weiter, weiter!“ Hier hat Steffen mal nur am Computer produziert und ein kleines, sarkastisches Electro-Pop-Stück gemacht. Das hat mir so gut gefallen, dass ich es kaum erwarten kann, mal ein ganzes Steffen-Electro-Album zu hören. Dass er das kann, hat er ja auch schon damals mit „Supergut (Ne)?!“ gezeigt.

Meiner Mutter muss ich hier also deutlich widersprechen: „Hop, Hop!“ hat eine durchgehende musikalische Handschrift, klingt aber keineswegs durchgehend gleich. Jeder Song steht für sich, hat einen eigenen Charakter, der aber natürlich ins Gesamtalbum passt. Inhaltlich geht es über zeitgemäße Themen, die zeigen, welch genauen Blick Steffen auf unsere Gesellschaft hat (z.B. der Titelsong „Hop, Hop!“) bis hin zu ganz eigenen Liebeserklärungen an unsere Stadt.

Mein Fazit: „Gefällt Mir!“ und mein Daumen ist oben für „Hop, Hop!“
Mama, demnächst bringe ich dann statt CD wieder Blumen mit…

 

Sascha Schiffbauer

Der Autor (Foto oben) ist ein echtes Südstadtkind und außerdem Schauspieler, Entertainer und Moderator, lebt hier im Viertel mit seiner Familie und zwei Katzen.

 

Mehr über Arno Steffen erfahrt man im Artikel „Was war das denn jetzt eingentlich?“

 

Hop Hop! von Arno Steffen

12 Songs

Audio CD EUR 18,99

Erschienen bei GMOThelabel und RoughTrade
 

Text: Gastbeitrag

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