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Kultur

Auf Augenhöhe mit dem Hund

Montag, 31. August 2015 | Text: Antje Kosubek | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

„Schon wieder ein Buch, das keiner braucht“ – das war, ehrlich gesagt, mein erster Gedanke. Vor mir liegt das Taschenbuch „Hunderunden in und um Köln: Die 24 schönsten Touren“. Auf dem Cover „betteln“ mich zwölf Hundeaugen an, fast meine ich, bei einigen den Schwanz wedeln zu sehen. Alle Augenpaare fragen mich: „Wann geht’s endlich los?“ Das Buch ist von Andreas Moll und den Co-Autorinnen Jasmin Klein und Kathrin Rindfleisch. Andreas hat „Meine Südstadt“ einst mitgegründet, Kathrin schrieb für das Portal, Jasmin tut es bis heute. Die drei haben in ihrem Buch 24 Hundehalter auf deren Lieblingsrouten begleitet und die Routen veröffentlicht. Die Runden sollen die Leser anregen, Köln neu kennenzulernen und andere Wege auszuprobieren. Je länger ich mit den drei Autoren spreche, desto interessierter und neugieriger auf das Buch werde ich, auf die Runden und vor allem die Geschichten dazu. 

 

Meine Südstadt: Wie kam es zu eurer Idee, zu dem Thema ein Buch zu schreiben?

Andreas Moll: „Ich habe mich mit dem Thema schon seit langem beschäftigt, da meiner Meinung nach während eines Hundespazierganges die besten Gespräche entstehen. Dann kam der Bachem Verlag, der seit 1977 die Wanderführer „Tippeltouren“ herausgibt, auf mich zu. Der Verlag wollte einen Wanderführer mit geeigneten Runden für Hunde machen. Im Juli 2014 gab es ein erstes Treffen, bei dem ich vorschlug, dass Kölner Hundehalter ihre Lieblingsrunden präsentieren und parallel dazu die Geschichten von Hund und Halter erzählt werden.

 

Meine Südstadt: Wie ging es weiter? Wie habt ihr drei euch gefunden?

Andreas Moll: „Ich wollte das Projekt nicht allein machen und hatte Jasmin angesprochen. Jasmin ist wie ich hunde-affin und kennt auch viele Leute. Sie ist viel unterwegs und sehr kommunikativ.“

 

Jasmin Klein: „Die Grundidee der Hunderunden ist es, mit besonderen Menschen oder besonderen Hunden spazieren zu gehen. Das heißt, der Mensch oder der Hund machen irgendetwas Außergewöhnliches. Ich war zum Beispiel mit einem Diabetikerwarnhund unterwegs, der anschlägt, sobald jemand in den Unterzucker gerät.

 

Meine Südstadt: Das ist ja auch ein gewisser Schritt in die Privatsphäre der Hundehalter. Auch wenn sie ihre Lieblingsrunde preisgeben. Wie habt ihr das geschafft?

Andreas Moll: „Das war kein Problem, ganz im Gegenteil. Selbst Promis wie Oli P. hatten damit keine Probleme. Er ging mit mir und Fotografin Heike Sieber seine allerliebste Runde in Sürth am Rhein.“

 

Kathrin Rindfleisch: „Was wir gemerkt hatten, ist, dass ein Spaziergang mit dem Hund ein Türöffner ist. Man trifft sich nicht im Café, sitzt sich gegenüber und stellt intime Fragen, sondern läuft nebeneinander her, wie bei einem privaten Spaziergang mit Freunden. Das ist ein ganz privater Modus, in dem sich schöne Gespräche führen lassen.“

 

Andreas Moll: „Der Zauber der Runden liegt in der Intimität. Wir waren meist zur dritt: ein Fotograf, eine Interviewerin und der/die Hundehalter. Und natürlich die Hunde – ich hatte meinen Hund „Pepples“ fast immer dabei. Die anfängliche Nervosität war spätestens dann vorbei, wenn die Hunde sich beschnuppert hatten und die Natur genossen. Die Menschen wurden merklich lockerer, wahrscheinlich, weil man in der Natur unverkrampft nebeneinander spaziert, ohne dass man sich in die Augen schauen muss. Die Gedanken können sich entwickeln.“

 

Meine Südstadt: Werden Hunde in der Stadt nicht auch kritisch gesehen? Ganz plakativ gesprochen: Hunde gehören nicht in die (Innen-)Stadt, weil sie eigentlich keinen geeigneten Lebensraum in der Innenstadt haben. Wer kennt das nicht, Hundekot auf den Gehwegen oder der Liegewiese im Volksgarten oder Römer- und Friedenspark?

Jasmin Klein: „Man braucht keine große Wohnung, um einen großen Hund halten zu können, aber der Hund braucht viel Auslauf. Wichtig ist, dass der Hundehalter seine Verantwortung dem Hund gegenüber wahrnimmt. Wenn er das nicht tut, indem er den Hund nicht erzieht und die Hundehaufen liegen lässt, dann versteht man, wenn andere Menschen zornig auf die Hunde werden. Letztendlich hat es aber nur mit der Verantwortungslosigkeit des Menschen zu tun, der in diesem Fall auch Hundehalter ist.“

 

Kathrin Rindfleisch: „Ich bin mit Priska Höflich, der künstlerischen Leiterin des “Sommer Köln“ im Stadtwald unterwegs gewesen. Da habe ich gelernt, dass Köln die Stadt mit den meisten Grünflächen ist. Es gibt genügend Möglichkeiten für Hunde, in dieser Stadt Auslauf zu haben. Ich glaube daher, dass wir hier mit dem Buch auch Nischen öffnen. Außerdem hat sich die Situation schon sehr verbessert, seitdem die Stadt Köln Mülleimer mit Spendertüten aufgestellt hatte. Übrigens auch eine gemeinsame Idee von Priska Höflich und dem Amt für Grünflächen der Stadt Köln.“ 

 

Andreas Moll: „Ein Hundehalter sollte sehr wohl verantwortlich mit Hunden umgehen. Dazu gehört ein regemäßiger Auslauf. Lange Strecken gehe ich natürlich mit meinem Hund, weil er es braucht. Ein Hund ist ein Familienmitglied, man hat Pflichten, die eingehalten werden müssen. 

 

Kathrin Rindfleisch: „Ich bin die einzige von uns dreien, die keinen Hund hat. Ich hatte große Lust dazu, weil ich „Part-Time-Hundesittern“ bin und früher Hundebesitzer eher belächelt hatte, was die für einen Aufwand für ihren Hund betrieben. Durch die Geschichten habe ich meine Meinung revidiert, weil ich so viel Liebe zwischen Hund und Hundehalter kennengelernt habe. Es ist schön zu sehen, wie Hunde Menschen gut tun und diese auch glücklich machen.“

 

Meine Südstadt: Wie war die Zusammenarbeit mit dem Bachem Verlag?

Andreas Moll: „Der Verlag hat sich auf dieses Experiment eingelassen und mit Cindy Kinze eine ausgezeichnete Grafikerin mit dem Layout betraut. Darüber hinaus konnten wir acht professionelle Fotografen gewinnen, die unsere Hunderunden begleitet haben. Das Buch hat einen großen Servicecharakter, die Leute sollen es nachwandern können. Deswegen ist eine Karte mit eingebaut, die man genau nachlaufen kann. Mit allen Koordinaten und – ganz wichtig – immer auch einer Einkehrmöglichkeit, um nach der Runde wieder zu Kräften zu kommen.“

 

Jasmin Klein: „Jetzt hat sich der Verlag etwas Neues getraut. Eigentlich wollten sie ein ganz sachliches Buch, da haben wir jetzt richtig Leben reingepackt. Wir glauben, dass viele Hundebesitzer  ihre Standardstrecke haben und sich über Inspiration freuen. Für neue Wege. Ich weiß ja auch nicht vorher, ist das überhaupt ein schöner Weg, kann mein Hund da frei laufen, wie lang ist die Strecke? Im Buch gibt es nun Antworten auf diese Fragen.“

 

Meine Südstadt: Wann habt ihr angefangen, die Runden zu laufen?

Jasmin Klein: „Im Oktober 2014. Dann haben wir uns innerhalb weniger Wochen mit den Hunden und ihren Besitzern getroffen. Es war ja auch immer ein organisatorischer Akt: 24 Teams à drei Personen zu koordinieren. Und das Wetter musste ja auch mitspielen. “

 

Andreas Moll: „Man kann es an den Bildern im Buch sehen: Herbstspaziergänge, Runden im Sommer, Ausflüge im Frühjahr – denn ein Hund braucht immer Auslauf, das ganze Jahr über. Sehr viele Leute haben wir nicht bekommen, weil die Termine wegen des Wetters geplatzt sind, so war beispielsweise der November extrem nebelig und der Dezember total verregnet.“

 

Jasmin Klein: „Und Fotografen sagen, dass nasse Hunde einfach nicht schön aussehen!“

 

Andreas Moll: „Wir wollten auch einen Pomi-Faktor mit einbringen. So haben wir einen FC-Spieler dabei, den Torwart Thomas Kessler, der sich völlig ohne Starallüren als Hundehalter zeigte. Für den Südstädter Fotografen Cornelis Gollhardt war das super, weil er seine Vorstellungen von den Fotos umsetzen konnte. Und Thomas Kessler hat das ganz ruhig mitgemacht und war eins mit seinem Hund.“

 

Meine Südstadt: Jetzt seid ihr drei nun frischgebackene Buchautoren. Kann man davon leben?

Andreas Moll: „Der Verlag hat 4.000 Exemplare gedruckt und in den Kölner Buchhandlungen untergebracht. Anscheinend haben wir die Sprache der Kölner Hundefreunde getroffen, denn das Buch wird sehr gut verkauft. Leben jedoch können wir davon wahrlich nicht – aber es macht glücklich, sein eigenes Buch in den Händen zu halten und zu wissen, dass andere Interesse daran haben.“ 

 

Meine Südstadt: Wie lange geht die längste Hunderunde?

Andreas Moll: „Ich war mit Markus Dreiling, dem Orthopädie-Schuhmacher aus der Südstadt, im Bergischen Land unterwegs. Die Tour war 18 Kilometer lang, es war ein heißer Tag, und nachmittags sind wir völlig fertig aber total zufrieden wieder in der Bahn gelandet.“

 

Kathrin Rindfleisch: „Wenn man einmal läuft, läuft man. Das Gute ist, dass man sich ja auch die Zeit nimmt.“

 

Meine Südstadt: Wie funktionierte die Akquise, also wie seid ihr beispielsweise an den Schauspieler Martin Armknecht gekommen?

Jasmin Klein: „Als Hundebesitzer kennt man zwangsläufig ein paar Menschen, die wiederum andere kennen. Wir haben auch viele Hundebesitzer recherchiert und angefragt. Es gibt Menschen, die sofort zusagen und es interessant finden, und andere, die das erst einmal nicht einschätzen können. Und es gab auch Hundebesitzer, die erst zusagten und dann wieder absagten. Es ist leichter, den ersten Promi zu haben, dann machen andere auch mit.“

 

Meine Südstadt: Was sind eure Lieblingshunderunden?

Jasmin Klein: „Ich liebe den Vorgebirgspark – man kann dort herrlich spazieren gehen, es gibt eine Freilauffläche für den Hund und auch einen Kinderspielplatz, Bänke zum Ausruhen und einen Skaterpark.“

 

Kathrin Rindfleisch: „Ich habe über die Hunderunden den Forstbotanischen Garten kennen und lieben gelernt und nutze den nun als Joggingrunde.“

 

Meine Südstadt: Vielen Dank für das Gespräch.

 

 

Wer neugierig geworden ist, auf Geschichten über einen Hundeflüsterer, die ehemalige DSDS- Gewinnerin Elli, den früheren GZSZ-Darsteller Oli P. oder Tierarzt Dr. Ralph Unna, der kann das Buch „Hunderunden in und um Köln: Die 24 schönsten Touren“ bei „Tante Skäte“, in der „Buchhandlung am Chlodwigplatz“, in „Der Andere Buchladen“ und bei den „Tagedieben“ für 14,95 Euro kaufen. Das Taschenbuch ist Ende Juli im Bachem-Verlag erschienen, hat 192 Seiten, viele farbige Abbildungen und jeweils eine Karte pro Hunderunde. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Text: Antje Kosubek

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