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Auf ein Kölsch mit...

Auf einen Eierplatz-Plausch mit Hugo Hoppmann

Donnerstag, 21. Juli 2011 | Text: Gastbeitrag | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Treffpunkt, wo auch sonst, auf dem Eierplätzchen. 15 Uhr ist ausgemacht. Wie immer bin ich zu spät. Total aus der Puste komme ich an und da sitzt er auf der Südseitenbank und lächelt mir entgegen. Die Sonne scheint. Hugo Hoppmann. Herzlich begrüßen wir uns mit einer Umarmung. Hugo und ich kennen uns aus der Schulzeit und haben schon das eine oder andere Pausenbrot geteilt. Schon damals in der 11. Klasse war allen klar: Hugo? Aus dem wird mal was Großes. Heute sind seit unserem Abitur einige Jahre ins Land gegangen und die zufälligen Treffen weniger geworden, und ich bin nicht mehr auf dem Laufenden. Das will ich heute unbedingt ändern.

 

Hugo Hoppmann ist 23 Jahre alt. 23, für manch einen noch verdammt jung, für mich ein Zeichen wie schnell die Zeit vergeht. Und aber vor allem ein Zeichen dafür, für wie viel man doch die wenige Zeit nutzen kann. Hugo ist ein beispielhaftes Südstadtkind, eine Goldgeburt der Südstadtlenden könnte man sagen. Aufgewachsen in der Siegfriedstraße, als kleiner Stöpsel im Kindergarten an der Eiche getobt, in der Grundschule Mainzer Straße das Schreiben gelernt und auf dem Humboldt- Gymnasium die Pubertät und das Abitur über- und bestanden. Hugo hat zwei Leidenschaften, die es zu schildern gilt, wenn man seine Person skizzieren will: Design und Fußball.

 

Hugo fängt an sich mit dem weiten Feld des Designs zu beschäftigen. Spielt am Computer rum und probiert sich aus. Wie in dem Alter häufig üblich, ist sein Interesse für Trend und Style groß. So kommt er auf die Idee sein eigenes Klamottenlabel zu entwerfen.

 

Hugo war am Ende seiner Schulzeit offen für so vieles und wurde von allem in der Welt inspiriert, sagt er. Er entwickelt eine Vorliebe für Brasilien. Fasziniert von der Brasilianischen Architektur und dem Architekten Oskar Niemeyer, Brasilien und Rio und einem wachsendem Interesse für Illustration, beginnt Hugo zu designen. In der Mythologie der Indianer Brasiliens hat der Kolibri eine besondere Stellung. So wird der Vogel zum ersten Symbol für Hugos Label Piqto. 2005 hält er sein erstes selbstgemachtes T-Shirt in der Hand. Zu diesem Zeitpunkt ist er gerade mal 17 Jahre alt. Die Shirts finden schnell viele begeisterte Abnehmer. Auf dem Schulhof wird verschenkt, getragen, gezeigt und getauscht. Jeder will eins haben.

 

Bekannt ist Hugo in der Südstadt wie ein bunter Hund. Was nicht nur an seinem sonnigen und sympathischen Gemüt liegt, seiner Fähigkeit der amüsanten Kommunikation, sondern auch an Piqto United. Piqto United ist der Name einer etablierten Fußballmannschaft der Südstadt Kleinfeldliga. Aber die Sportler sind nicht nur eine Fußballmannschaft. Sie sind Freunde und das schon seit dem Kindesalter. „Fußball gespielt haben wir schon immer“, so Hugo.

 

Im Fußballkinderschuhalter nennen sich die Freunde und Fußballer noch die Baui-Bolzer  aber mit dem Alter und der Spielerfahrung wird das Bedürfnis nach etwas Erwachsenerem laut. Ein neuer Name muss her. Bald darauf sucht Hugo nach einem Wappen, das der Fußballmannschaft und der Freundschaft nach außen hin ein Gesicht verleiht und das sein Gefühl der Zusammengehörigkeit trägt. So wird der Kolibri zum Wappentier von Piqto United. Auch die Südbrücke findet sich auf dem Wappen: „Da sind wir früher immer alle gemeinsam laufen gegangen“. 2008 wird Piqto United gegründet, die Trikots sind mit dem Wappen versehen. Alle sind stolz auf ihre Mannschaft.

 

Damit fängt Hugos Werdegang als Designer aber erst an. Nach der Schule und dem Zivi ist ihm klar: Er will designen. Nicht nur des Spaßes wegen, sondern weil er mehr lernen und raus will aus Köln. Weg aus Deutschland. Auf meine Frage warum er nicht in Deutschland Design studieren wollte, ist seine Antwort deutlich: „Der Grafik Design Stil in Deutschland hat mich abgetörnt, den Schweizer Stil fand ich sexy.“ Aber auch da muss er selbst schmunzeln. „Eigentlich ganz schön jugendlich naiv, dass ich nach dem Stil entschieden habe.“  So kamen nur Zürich oder Lausanne in Frage. Beides renommierte Universitäten, die auf eine lange Designgeschichte zurückblicken. Viele der bekanntesten Designer der Welt haben dort studiert. Und auch alle Designer, die Hugo faszinieren. Somit ist ihm klar: Da will ich hin.

 

Für beide Unis hätte er ein Jahr Berufserfahrung haben müssen, um sich überhaupt bewerben zu können. Dass er wirklich eingeladen wird, glaubt er nicht. Aber das hat Hugo nicht abgehalten. Wieder jugendlich naiv schickt er seine bisherigen Arbeiten in einem Portfolio nach Lausanne. Inhalt: Piqto und Piqto United. Kurz darauf: Die Einladung.

 

Damit beginnt sein Studium in der Schweiz. Jetzt bekommt er die Chance, was er macht nicht nur zu probieren, sondern auch zu studieren. Vielseitig die Welt des Designs zu entdecken und zu lernen. Das Gelernte setzt er um, und seine neuen Piqto Kollektionen erhalten einen abstrakteren und reiferen Charakter. So bekommt sein Label Piqto eine neue Richtung: „La vie est belle“ steht auf einem der Shirts aus einer dieser Kollektionen. Hugo: „Und so war es auch!“ „Gute Noten, beeindruckende Leute, kurz eine tolle Zeit.“ Zu diesem Zeitpunkt verkauft seine kleine Schwester seine neuen Shirts aus Hugos Kinderzimmer heraus. Weil auch davon will jeder eins haben.

 

 

Jetzt, am Ende seines Studiums und mit 23 Jahren, hat Hugo viel geschaffen. Es sind nicht mehr „nur“ die T-Shirts und seine eigenen Kollektionen. Mit dem Studium hat sich sein Interessenbereich vergrößert. Er hat z.B. eine eigenständige Publikation in der Spex herausgebracht mit dem Thema: Kunst- und Musikszene in der Kölner Südstadt in den 80er Jahren. „In dieser Zeit war die Südstadt das New York der Kunst- und Musikszene“ Er entwürft Schriftzüge, gestaltet Websites für bekannte Designmagazine und hält Workshops an Universitäten.

 

Hugo spricht viel, aber er hat auch was zu erzählen, und deswegen höre ich ihm gerne zu. Ich genieße es seiner Begeisterung zu folgen und erfreue mich an seiner Natur. Aber das konnte Hugo schon immer, und in diesem Moment bin ich nur froh, dass er das in den letzten Jahren nicht verloren hat. Da sitzt jetzt dieser junge Mann vor mir und erzählt mir von seinen Publikationen in bekannten Designzeitschriften, von Workshops und von Interviews mit Designkoriphäen wie dem Gründer des Berliner Kulturmagazins 032c Jörg Koch.

 

Er hat danach sogar einen Job für sein Lieblingsmagazin 032c angeboten bekommen. Beeindruckend. Aber wie man Hugo kennt: bescheiden. Ich bin nicht von zur Schaustellung der eigenen Eitelkeit angewidert, wie es sonst so häufig ist, wenn Leute in meinem Alter von den „super wichtigen, tollen und besten Sachen“ berichten, die sie so auf die Beine stellen. Nein, ich freue mich mit Hugo. Weil er ein bodenständiger, realistischer, begeisterungsfähiger junger Mann ist, der sich nicht auf Geschafftem ausruht, sondern immer weiter marschiert.

 

„Das Glück ist halt auf der Seite des Tüchtigen“ sagt er selbst. Wir müssen beide lachen. Und deswegen ist Hugo so strukturiert und geordnet. In seinem Zimmer zu Hause findet man keinen Schnick Schnack. „Das lenkt mich nur ab“ sagt er. Da muss ich schmunzeln und denk da einen kurzen Moment an meine eigene Wohnung. Kein Wunder, dass ich… naja wie auch immer. Selbstdisziplin. Davon hat Hugo viel.

 

„Aber es gibt eines was ich immer vermisse, wenn ich in der Schweiz bin: den Fußball und meine Jungs.“ Darum kommt er immer wieder zurück in die Südstadt. Oft mit dem Taxi vom Flughafen direkt zum Eierplätzchen. Hier ist Hugos Heimat.

 

Darum widmet er seine Diplom-abschlussarbeit auch seinen Jungs. Sein ganzes Schaffen folgte immer einem roten Faden. Mit Piqto United fing alles an, und deswegen will er diesen Zeitabschnitt auch damit fertigstellen. Seine Jungs stärken ihm immer den Rücken, stehen zu 100 Prozent hinter ihm und das möchte Hugo ihnen einfach danken. Auf seine Weise. Das ist nicht das Ende von Piqto United aber Hugos Ausdruck dafür, ein Kapitel abzuschließen, um ein neues zu beginnen.

 

„Was willst du mal werden, wenn du groß bist?“ „Der beste Designer der Welt“ lacht Hugo und ist fast verschämt, dass er sowas Übermütiges gesagt hat. Aber, wie gesagt, Hugo ist kein arroganter Mensch, er ist Realist. Ob es seine Ordnung oder Tüchtigkeit, oder sein Ehrgeiz und Disziplin sein werden, die es ihm ermöglichen werden in 10 Jahren „ein eigenes Büro in der besten Stadt der Welt z.B. New York oder Tokio“ zu haben. Nach diesem Gespräch, weiß ich: was Hugo schaffen will, das schafft er. Hugo Hoppmann ist einer der Menschen meiner Generation, die zeigen, dass Kunst und kreatives Schaffen nicht Einstellung oder Trend sind, sondern das Ergebnis leidenschaftlicher Tüchtigkeit. 

 

Mehr über Hugo Hoppmann und Picto United finden Sie hier:

www.hugohoppmann.com und www.piqto.com

 

 

 

 

 

Text: Gastbeitrag

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