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Auf ein Kölsch mit...

„Auf einen Kaffee mit einem Straßenmusikanten“

Dienstag, 3. April 2012 | Text: Sonja Alexa Schmitz

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Wir haben ihn sicher alle schon gesehen. Oder wenn nicht bewusst gesehen, dann zumindest gehört. Verstärkt durch die Akustik des Severinstores oder beim Warten an der Aldi-Kasse durch die sich ständig öffnenden Supermarkt-Türen. Heute erwische ich ihn unter dem Severinstor. Er packt sofort seine Sachen zusammen und folgt mir, als ich ihn zu einer kleinen Kaffee-Plauderei einlade. Er ist das gewohnt, hat gerade ein Interview mit dem Deutschlandfunk gemacht. Und das war mehr als nur Plauderei, es sollte ein Beitrag zum Thema Polyamorie werden – einem der vielen Aspekte des Lebens, mit denen sich Straßenmusiker Marc beschäftigt.

Er sprudelt gleich los, zeigt mir sein Buch „Wohlstand und Gesundheit für alle“ und erklärt mir, dass die soziale Marktwirtschaft Fehler hat.

„Warum?“
Sie macht uns unglücklich.“

„Warum?“
„Weil sie herausgefunden hat, dass die Menschen mehr konsumieren, wenn sie unglücklich sind.

„Wie macht sie uns denn unglücklich?“
Marc scheint da ganz sicher: „Das passiert unbewusst. Indem uns Gewalt darstellende Filme gezeigt werden, die Medien uns Angst machen und in uns eine Grundskepsis hervorrufen. Sie fördern Aggressivität und Verklemmtheit. Das Bild von der idealen Partnerschaft führt zu immer mehr Trennungen und dann wieder zu unglücklichen Menschen und die konsumieren dann wieder mehr.“

„Bist du ein Hippie?“
Ja, ein Nachfolger der Hippies. Meine Botschaft ist „Heal the world“. Damals in der Woodstock-Zeit wurde alles in Frage gestellt. Zu Recht. Leider hat sich nicht viel getan. Vor allem in Liebesbeziehungen läuft´s nicht. Wir Menschen sind evolutionsbedingt zur Polygamie bestimmt.“

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„Und warum haben sich Love and Peace dann nicht durchgesetzt?“
Weil sie es falsch angegangen sind. Sie wollten nur Fun aber keine Verantwortung. Sie machten Kinder, und die Väter waren weg. Verantwortungslose Liebe funktioniert nicht.“

„Ich versuche, das Gespräch mehr zum ursprünglichen Grund unserer Unterhaltung zurück zu bringen, dem Musikmachen im öffentlichen Raum: Wie lange machst du schon Musik hier auf der Straße?“
Seit ein paar Monaten. Die Straße ist einfach der beste Platz zum Üben. In der Wohnung haben sich die Nachbarn beschwert.“

„Dann musizierst Du nicht, weil Du Geld verdienen möchtest?
Nein.“

„Ärgert es Dich gar, wenn dir jemand ´ne Münze in den Hut schmeißt? Du hast ja immerhin eine Mütze da liegen.“„
Wenn ich merke, dem Menschen geht es um die Anerkennung für meine Musik – dann freue ich mich. Aus Mitleid will ich kein Geld.“

„Man fühlt sich aber doch sicher nicht besonders gut, wenn man da öffentlich steht und den Anschein erweckt, Geld zu brauchen?“
Niemand muss um Geld betteln. Du bekommst 700 Euro als Hartz-Vierer, kannst sonstige Unterstützung verlangen, hier im Viertel zum Beispiel in den Vringstreff gehen, bekommst Dein Essen, auch ´nen Platz zum Schlafen, wenn du obdachlos bist. Von den Menschen, die es tun (Betteln, Anm. der Red.), ist es eine bewusste Entscheidung, belästigend zu sein.“

„Marc spielt und singt selbst geschriebene Lieder. Englisch und Deutsch. Mit Message oder ohne. In den meisten steckt „dreaming of a better world“ drin. Spielst du bei jedem Wetter?“
Ja, auch bei minus zehn Grad war ich draußen. Ich hab Taschenwärmer, dann geht das.“

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Marc macht jeden Tag seine zweieinhalb Stunden-Tour. Vom Rewe auf der Bonner Straße, über das Severinstor, den Severinskirchplatz, vorm Aldi und dann zum Rewe auf der Severinstraße.
Man darf nicht länger als eine halbe Stunde an einer Stelle spielen, sonst ist es Lärmbelästigung. „Aber die Stadt mag uns Musiker. Wir sorgen für eine Belebung des Viertels. Es gibt eine Musikspielverordnung der Stadt. In Paris ist das noch besser. Da machen sie ein Casting. Die 300 Besten dürfen in der Metro spielen. In Köln ist das in den U-Bahnen verboten.“

Was macht dieser Mensch noch außer Musik? Er will die Welt heilen. Wie?
„Ich mache Gesundheitsberatung, Mediation, habe Psychologie studiert, muss da nur noch die Diplomarbeit schreiben und berate als Heilpraktiker.“

„Wo machst du das alles?“ „
In meiner Wohnung, hier gleich ums Eck am Chlodwigplatz. Hab da einfach ´nen Stuhl in meiner Wohnung, da berate ich. Ich gehe auf Gesundheits- und Esoterikmessen, und da bekomme ich Kunden.“

„Bist du Kölner?“
Nein, ich komme aus Hessen. Bin im Jahr 2000 nach Köln gekommen. Die Südstadt ist mir empfohlen worden. Zu Recht. Die Südstadt ist Kölns beste Ecke!“ strahlt er.

Text: Sonja Alexa Schmitz

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