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Südstadt

BARF Butcher im Veedel

Montag, 24. September 2018 | Text: Elke Tonscheidt | Bild: Elke Tonscheidt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Früher stand Heinz Behrens an der Fleischtheke bei Kaisers in Zollstock, 15 Jahre lang. Als der Supermarkt dicht machte, war der heute fast 48jährige erst mal ohne Job. Seit Januar 2017 verkauft Heinz wieder Frischfleisch – jetzt aber für Hunde und Katzen. Und noch einiges mehr. Sein Schwerpunkt: BARF (Biologisch Artgerechtes Rohes Futter, Anm. der Red.).

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Wer das kleine Lädchen in der Paulstraße 6 betritt, merkt: Hier wird mit Liebe zum Detail gearbeitet. Das aufwändig komplett renovierte Geschäft strahlt in himmelblauer Farbe, an den Wänden laden schöne Holzregale mit fein sortierter Ware zum Stöbern und Staunen ein. Lammwürstchen oder Bio-Kokosbrocken, Chia-Hähnchenkräuterlis oder auch handgemachte Hundeseife.

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Und: Nicht nur Heinz grüßt – auch Lui, Heinz’ freundlicher schwarz-weißer Mischlingsrüde, wedelt Kunden neugierig an. Für ihn ist das halbhohe Holzgatter in der Eingangstür, denn Lui soll die Metzgerei nicht solo verlassen. „Er kriegt hier auch genug“, lächelt Heinz und weist darauf hin, wie willkommen ihm neben den Käufern gerade die Tiere selbst sind: „Hunde dürfen und sollen hier probieren, die müssen doch rausfinden, was ihnen schmeckt.“

Neumodischer Kram?

Heinz Behrens, der BARF Butcher, ist Metzger für Rohfleischfütterung. Dabei verkauft er neben Fleisch auch Fisch, roh wie gefroren, Obst und Gemüse, Öle und Flocken. Er hat ein großes Sortiment an getrockneten Leckerchen und Snacks für die Vierbeiner, auch ausgesuchte Spielzeuge und Zubehör finden sich. Schwerpunkt ist jedoch: BARF. Und, ja, er weiß: Für viele höre sich der aus dem Englischen stammende Begriff (bones and raw food) wie „neumodischer Kram“ an. Biologisch Artgerechtes Rohes Futter ist für den Kölner aber „keine Religion“, wie es auf seiner sehr informativen Website heißt: „Wir verteufeln weder Trocken- noch Fertigfutter. Wir sind lediglich der Meinung, dass unbehandeltes, natürliches Futter die beste Art ist, seinen Vierbeiner gesund und ausgewogen zu ernähren.“ Auch ausgesuchtes Dosenfutter geht bei ihm aber über die Ladentheke. Immer nach der Devise: Mehr Klasse statt Masse.

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Gute Ernährung nicht nur für Menschen

Heinz Behrens, in Kalk geboren und mit Herzen Südstädter, hat sich tief in sein Spezialgebiet eingelesen. Bei Bedarf berät er seine Kunden auch gern und hilft herauszufinden, was für welchen Liebling das Richtige ist. Denn hier ist ein absoluter Tierliebhaber am Werk. Der stetig Parallelen zu uns Menschen zieht: Große Verunsicherung über die richtige Ernährung. Wie kombiniere ich mein Essen richtig? Müssen es aus Bequemlichkeit wirklich so viele Fertigprodukte sein? Alles Fragen, die sich auch viele Hundebesitzer stellen. Klar ist für ihn: Wir kochen und essen viel zu wenig frisch. „So vieles ist in Vergessenheit geraten…“ Einseitige Ernährung führe jedoch nicht nur bei Menschen irgendwann zu Problemen.

heinz-behrens-barf-butcherWer Tiere auf ganz natürliche Art und Weise füttern will, dem bietet der gelernte Metzger „frische abwechslungsreiche Frischfleischmahlzeiten“ – sogar in Form von Wochenmenüs wie den „Butchers Mix“ oder den „Geflügel Mix“. In einem „Aktiv Mix“ zum Beispiel stecken, so klären kleine Flyer auf: 35%Rinderpansen, 35% Rindermuskelfleisch, 15% Spinat, 9% Kartoffeln, 5% Bio-Eier und 1& Bio-Öl“. Das Frischfleisch für solche Menüs bezieht Heinz vom Schlachthof in Ehrenfeld, wo er dreimal die Woche für seine mittlerweile rund 80 Kunden einkauft. Einige Kunden lassen sich ihre Ware sogar noch individueller zubereiten. Während meines Besuchs klingelt das Telefon mehrfach, dann werden die Wünsche der Hundehalter notiert, besprochen und später geschnippelt sowie verpackt. Service obendrauf: Im Umkreis von 10 Kilometern beliefert Heinz alle die gratis, die für mehr als 50€ bestellen.

Umdenken nur langsam

Das Erstaunliche: Bei Barf Butcher kaufen gar nicht so viele Südstädter. Viele kommen von weiter her. Trotz der vielen Hundehalter gerade in der Südstadt. „Wir sehen uns, grüßen uns.“ Doch ein Umdenken, auch in Sachen Hundefutter besser ganz natürliche Produkte zu kaufen, komme nur langsam in Gang. „Was in den gepressten Stengelchen aus manchem Supermarkt drin ist, ist doch undefinierbar“, sagt Heinz. Eine Preisfrage vielleicht? Nein, beteuert er, seine Preise seien mit denen von anderen Anbietern absolut vergleichbar. „Da kann ich super mithalten!“ Vielleicht sei die Größe seines Geschäftes für einige eine Hemmschwelle. „Ich lasse die Leute aber total in Ruhe, bei uns kann man stöbern und schauen, ich bin die meiste Zeit ohnehin an der Theke beschäftigt oder hinten beim Vorbereiten.“

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Nach Eingewöhnung kinderleicht

Ist BARF vielleicht zu kompliziert? Sieht Heinz nicht so. Natürlich sei eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema nötig, „so wie bei jedem anderen Thema, für das man sich interessiert, auch.“ Deshalb heißt es in den Fragen und Antworten auf seiner Website: „Es bedarf definitiv einer Eingewöhnungszeit, bis Futterberechnung und Zubereitung in Fleisch und Blut übergegangen sind. Danach ist es allerdings ein Kinderspiel und nicht wirklich aufwändiger, als eine Dose zu öffnen.“ Übrigens ist BARF Butcher mittlerweile in der Südstadt der einzige Anbieter dieser Hunde-Nahrung, nachdem Stöckchens Delikatessen im Juni 2018 geschlossen hat und weiter in den Süden nach Raderberg zog.

Text: Elke Tonscheidt

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Kommentare

  • Elisabeth Braun sagt:

    Es ist ein toller Artikel zu einem tollen Laden. Wir kaufen dort auch für unsere Hündin ein. Heinz ist immer super freundlich, berät echt gut und hilft einem über evtl. Anfangsschwierigkeiten hinweg.

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