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Gesellschaft

Beliebter Treffpunkt oder doch nur ein Platz der Ruhestörung?

Dienstag, 18. September 2018 | Text: hmkw.de | Bild: Michelle, Ella & Nicola

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Sonne, Musik und ein Bierchen in guter Gesellschaft – so lässt sich der Feierabend am Eierplätzchen in der Kölner Südstadt entspannt ausklingen. Besonders im Sommer dient der Platz als belebter Treffpunkt für Jung und Alt. Doch wie sieht es dort mit der Ruhestörung aus? Wird den Anwohnern alles zu viel? Wir haben das mal genauer unter die Lupe genommen.

Freitagabend, halb neun am Eierplätzchen in der Südstadt. So langsam füllt sich der ovale Platz. Auf der linken Seite sieht man ein Pärchen mit seinem kleinen Baby, gegenüber davon eine Gruppe jugendlicher Jungs, die Reggae hören. Schaut man ein paar Meter weiter, spielt ein älterer Mann seinen Freunden auf einer ulkigen Flöte ein kurzes Lied vor. Schnell wird klar, dass sich auf dem Eierplätzchen die verschiedensten Menschen- und Altersgruppen wiederfinden. Obwohl sie auf den ersten Blick unterschiedlich scheinen, haben sie alle etwas gemeinsam: Sie wollen die schönen Sommerabende mit ihren Liebsten unter freiem Himmel genießen.

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„Es ist immer sehr, sehr friedlich hier“

Der davon ausgehende Lärm trifft auf besonders viele Zuhörer, denn um den Platz ringsherum liegen fünf Wohnstraßen. Gemäß der Stadtplanung wurden sternförmig die Titus- und Trajanstraße, Teutoburger- und Mainzerstraße, sowie die Eburonenstraße gebaut. Doch nicht alle Anwohner fühlen sich von der Straßenkultur belästigt, wie Heidi Jäggi aus der Titusstraße erzählt: „Ich habe kein Problem damit, dass sich Leute hier treffen. Ich finde sogar, es sollte mehr solcher öffentlich zugänglichen Plätze ohne kommerziellen Charakter geben“. In der Vergangenheit hat man vereinzelt in den Medien von Ruhestörungsproblemen am Eierplätzchen gehört. Als wir Frau Jäggi darauf ansprechen, reagiert sie konträr zu den Aussagen der bisherigen Berichterstattung: „Ich fühle mich sicher. Es ist immer sehr, sehr friedlich hier. Ich habe noch nie davon gehört, dass Autos beschädigt oder Leute angepöbelt wurden. Auch das Ordnungsamt muss sehr selten herkommen. Bis auf einen größeren Polizeieinsatz gab es noch nie Schwierigkeiten“.

Heidi Jaeggi

Heidi Jäggi gesellt sich selbst gerne mal unter die friedliche Meute am Eierplätzchen.

„Gerade weil es so unkommerziell ist, gefällt mir das Eierplätzchen gut“

Natürlich wollen wir uns sofort ein eigenes Bild von dem Platz machen. Also holen wir uns am gegenüberliegenden Büdchen was zu Trinken und gesellen uns auf die letzte frei Bank am Eierplätzchen. Schnell bemerken wir die entspannte Atmosphäre und nach ein paar Minuten kommen wir mit zwei jungen Männern ins Gespräch. „Ich bin im Sommer gerne am Eierplätzchen. Gerade weil es so unkommerziell ist, gefällt es mir hier gut. Ich hol mir einfach nen’ Bier am Kiosk und setz mich dann mit meinen Kumpels hierhier.“
Schnell kommen wir auf das Thema der Ruhestörung. Für Stefan eigentlich überhaupt nicht der Rede wert: „Ich habe noch nie mitbekommen, dass es hier zu Polizeieinsätzen oder Auseinandersetzungen kam. Und ich bin ziemlich oft hier“. Sein Kumpel Christian hingegen musste schon einen Vorfall miterleben: „Einmal kam die Polizei, weil wir zu laut waren und die Einwohner rund ums Eierplätzchen sich beschwert hatten. Doch gebracht hat es nicht wirklich was. Die Leute sind dann einfach zum benachbarten Römerpark weitergezogen und haben sich auf den Straßen verteilt“.

Büdchen am Eierplätzchen

Unmittelbar neben dem Eierplätzchen befindet sich das Büdchen.

Entwickelt sich das Eierplätzchen zum zweiten Brüssler Platz?

Doch wie sieht die Stadt Köln die Problematik? Beim Ordnungsamt sind seit Anfang des Jahres insgesamt acht Beschwerden eingegangen. „Dabei handelte es sich bislang meist um kleine Gruppen von Leuten, die sich unterhalten, scheppernde Flaschen, laute Musik. Wenn der Ordnungsdienst informiert wurde, ist er dort den Lärmbeschwerden nachgegangen“, erzählt uns Lars Hering, Pressesprecher der Stadt Köln.

Einen Vorfall gab es aber zum Beispiel im vergangenen Februar, da haben Jugendliche zu laut Musik gehört. Diese Störung wurde mit einem Verwarnungsgeld geahndet. Zudem wurden bereits mit Jugendlichen und Straßenmusikern Präventivgespräche geführt. Es kam aber auch schon zu einer Beschwerde beim Ordnungsamt, die von den Beamten vor Ort nicht festgestellt werden konnte. „Aus Sicht des Ordnungsamtes wird keine extreme Häufung von ordnungswidrigem Verhalten am Eierplätzchen gesehen. Die Situation ist nicht mit dem Brüsseler Platz vergleichbar“, so Lars Hering.

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Kunst und Kultur am Eierplätzchen

Das Eierplätzchen ist eben mehr als ein bloßer Treffpunkt, um mit Freunden und Familie zu quatschen. Über Jahre hinweg hat er sich zur Sammelstätte für Kunst und kulturellen Ausdruck etabliert. Während unseres Rundgangs trafen wir auf den Musiker Steven der uns an seiner persönlichen Geschichte teilnehmen ließ: „Vor zwei Monaten zog ich aus Amerika nach Köln. Ich muss sagen, dass mein Traum wahr geworden ist. Ich wohne direkt am Eierplätzchen und habe dort schnell meine ersten Freunde gefunden. Inspiriert von allem was hier geschieht, haben wir eine Band gegründet, mit der wir ab und zu bei Lust und Laune hier spielen“. Noch während Steven uns davon erzählt, sammelt sich eine Gruppe von geschätzt vierzig Leuten im Zentrum des Platzes.

Heinrich Böll Rundgang am Eierplätzchen

Zum Heinrich-Böll-Rundgang treffen sich zahlreiche Leute und gehen auf Spurensuche.

„Auch das geschieht hier. Das ist der Heinrich-Böll-Rundgang“, fügt Steven hinzu. Die Veranstaltung, die am Eierplätzchen anfängt heißt ‘Böll folgen’. Mit Hilfe eines Fremdenführers werden Passanten auf Spurensuche des gebürtigen Südstädters Heinrich Böll geschickt. Sie erkunden Orte rund um das Veedel und werden in absonderliche Geschehnisse eingeweiht.
Ein weiteres Highlight findet jeden Sonntag bei schönem Wetter statt. Die so genannte „Eierplätzchenband“ findet sich zusammen und erfreut jeden Zuschauer mit ausgelassener kubanischer Musik. Ein sehenswertes Spektakel bietet die Band aus mehreren Trommlern, einem Gitarren-Spieler, einem Saxophonist und der strahlenden Frontsängerin. Ein Konzert dieser Klasse unter freiem Himmel — und das komplett kostenlos? Sowas findet man nur am Eierplätzchen – fand unser Kollege und Eierplätzchen-Nachbar Jörg-Christian schon immer, und das, wo er wirklich praktisch am Eierplätzchen sein Bett stehen hat, direkt am Anfang der Titusstraße.

Diese Veröffentlichung entstand in Zusammenarbeit der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft und der Redaktion von meinesuedstadt.de. Text & Bild: Michelle Minani, Ella Clasen und Nicola Potrz

Text: hmkw.de

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